SVP-Glarner und Co machen Kult um wenig Schlaf
Tagwache um 4 Uhr, Powernap am Nachmittag

Eigentlich sind sich Experten ziemlich einig: Wenig Schlaf ist nicht empfehlenswert. Dennoch gibt es auch unter Schweizer Wirtschafts- und Politikgrössen viele Kurzschläfer.
Publiziert: 23.07.2018 um 10:28 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:43 Uhr
Christian Kolbe

Wer wenig schläft, hat mehr vom Leben – vom Geschäftsleben. Dieser Mythos hält sich hartnäckig, obwohl Wissenschaftler und Psychologen schon längst das Gegenteil verkünden. 

Als Vater aller Kurzschläfer gilt der amerikanische Autopionier Henry Ford (1863–1947). Ihm verdanken wir das Fliessband und den Schlafmangel. Ford hatte ein Ziel: Billige Autos für die Massen zu produzieren, dafür musste er die Produktivität von Maschinen und Menschen steigern. Schlaf bezeichnete er als «überflüssig». 

So weit würde Uhren-Ikone Jean-Claude Biver (68) wohl nicht gehen. Der Chef von TAG Heuer gehört aber doch in die Kategorie Frühaufsteher und Kurzschläfer. Sein Tag beginnt meist um vier Uhr morgens, nach nur fünf Stunden Schlaf. Bevor er ins Büro fährt, liest er E-Mails oder führt am Telefon Kundengespräche. Bivers Begründung: Ein Chef müsse in der Firma für die Mitarbeiter da sein, er könne nicht Zeit mit E-Mail-Lesen vergeuden. Um den Schlafmangel zu kompensieren, macht Biver gerne mal ein Schläfchen zwischendurch – im Taxi, Zug oder Flugzeug.

Ford-Legende Henry Ford (1863–1947) hielt Schlaf für überflüssig.
Foto: Getty Images
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Cola statt Schlaf

Mit dieser Methode dürfte wohl auch Ex-Credit-Suisse-Chef Brady Dougan (58) sein Schlafdefizit verringert haben. Vor ein Uhr morgens gehe er selten zu Bett, und später als halb sechs Uhr morgens sei er nie aufgestanden, vertraute er dem «Magazin» des «Tages-Anzeigers» an. Macht viereinhalb Stunden pro Nacht! Da braucht es auf seinen rastlosen Reisen zwischen den Kontinenten ab und zu einen Powernap im Flieger. Oder einen Koffeinschub aus einem Coca-Cola Zero. Dougan hat das Cola-Trinken unter Schweizer Managern salonfähig gemacht. 

Auch unter internationalen Topmanagern ist es verbreitet, mit möglichst wenig Schlaf auszukommen: Ex-Yahoo-Chefin Marissa Mayer (43) hat schon als Google-Mitarbeiterin bekannt gegeben, im Schnitt nur vier Stunden zu ruhen. Auch Tesla-Chef Elon Musk (47) gehört zu der Gruppe der Kurzzeitschläfer. Mit durchzogenem Erfolg: Mayer versucht sich heute als Start-up-Unternehmerin. Musk hat schon lange Mühe, die Tesla-Produktion so richtig in Gang zu bringen.

Foto: Blick Grafik

Ein Powernap über Mittag

Die Legende unter den Schweizer Kurzschläfern ist Christoph Blocher (77): Der SVP-Übervater kam früher mit drei bis vier Stunden Schlaf aus, wenn es sein musste. Heute gönnt er sich ein bisschen mehr: Er geht gegen 23 Uhr ins Bett, steht nachts gegen 2 Uhr für zwei Stunden auf und legt sich gegen 4 Uhr nochmals hin. Spätestens um 5.30 Uhr aber startet er in den neuen Tag. «Ich mag die Ruhe der frühen Morgenstunden.»

Blochers Parteifreund Andreas Glarner (55) eifert dem alt Bundesrat nach: Er schläft in der Regel von 23.30 Uhr bis 4.15 Uhr und hält über Mittag einen Powernap. Kurzschläfer gibt es auch bei der SP: Nationalrätin und IT-Unternehmerin Jacqueline Badran (56) schläft von vier Uhr bis neun Uhr – wenn sie am Morgen keinen Termin hat. Früher waren es im Schnitt nur etwa drei Stunden gewesen.

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