Das grosse Ranking der Banken
So viele Millionen liefern UBS, Credit Suisse und Raiffeisen dem Fiskus ab

Banken gehören zu den grössten Steuerzahlern des Landes: Allein die UBS zahlt 654 Millionen Franken an den hiesigen Fiskus.
Publiziert: 04.08.2023 um 09:31 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2024 um 14:22 Uhr
Stefan Barmettler
Handelszeitung

Im Swiss Banking gibt es ein Klumpenrisiko. Nicht im Investmentbanking, auch nicht im Retailbanking – sondern beim Steuernzahlen. Kein anderes Institut lieferte letztes Jahr so viele Millionen an den Fiskus ab wie die UBS. Letztes Jahr waren es exakt 1,332 Milliarden, welche die Grossbank den Steuerämtern weltweit überwies.

Das zeigen die Steuerzahlen, die in den Geschäftsberichten ausgewiesen werden. Die Kantonalbanken sind ausgelassen, weil sie oft keine oder nur beschränkt Steuern zahlen und zudem noch von einer expliziten Staatsgarantie profitieren.

Die zweitgrösste Steuerzahlerin unter den Banken ist die Credit Suisse. Sie lieferte den Steuerbehörden letztes Jahr 238 Millionen ab – also fast sechsmal weniger als die UBS.

Kein anderes Institut lieferte letztes Jahr so viele Millionen an den Fiskus ab wie die UBS. Die benachbarte CS lag weit dahinter.
Foto: Keystone
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Hinter den beiden Grossen folgen Julius Bär, Raiffeisen-Gruppe und Pictet. Die Banken der Schweiz, zeigt die «Handelszeitung»-Auswertung, drücken weltweit rund 2,5 Milliarden an die Steuerbehörden ab. Mehr als die Hälfte des Substrats stammt von der UBS. Und die Bedeutung der Grossbank unter Sergio Ermotti wird 2023 weiter steigen. Denn mit der Integration der Credit Suisse wird die UBS als Steuerzahlerin noch bedeutender und der Abstand zur Konkurrenz noch markanter.

Bank Steuersumme 2022 (in Mio. Franken) Steuersumme 2021 (in Mio. Franken)
UBS 1332 1273
Credit Suisse 238 801
Julius Bär 205,8 239
Raiffeisen 196 189
Pictet 193 221,6
Lombard Odier 52,4 51,4
Vontobel 51,2 86,2
Migros Bank 51 46,5
Union Bancaire Privée 45,1 43,6
EFG 40,7 46,6
Valiant 40,3 23,7
Rothschild 10,4 6,2
Hypo Lenzburg 3 3,5

UBS-Personal zahlt 1,5 Milliarden Steuern

Für die Schweiz ist die florierende UBS ein Segen. Denn von ihrem globalen Steuersubstrat – 1,323 Milliarden – landen 654 Millionen in der Schweiz, und zwar in den Kassen von Bund, Kantonen und Gemeinden. Der Rest – 678 Millionen – fliesst zu Steuerbehörden im Ausland.

Interessant ist der Fall der Credit Suisse: Die Bank lieferte 2022 in der Schweiz 314 Millionen ab, im Ausland aber muss sie aufgrund der dort anfallenden Milliardenverluste keine Steuern zahlen. Im Gegenteil, ihr wurden gar Steuergutschriften in Höhe von 76 Millionen zugeschrieben. Blöd nur, dass die UBS, neue Besitzerin der CS, nicht von diesen Steuerguthaben profitieren kann. Denn diese sind nicht von einer Firma auf eine andere übertragbar. Solange es aber die CS-Rechtseinheiten gibt, kann die UBS zumindest indirekt profitieren und innerhalb der Tochter CS steuerliche Verlustvorträge mit Erträgen verrechnen. Bleibt die Frage, wann die CS endlich wieder einmal Geld verdient.

Ertragssteuern sind aber längst nicht alles, was dem Fiskus zufliesst. Denn da ist auch noch das Personal, das Steuern zahlt. UBS und CS beschäftigen derzeit je 20’000 Bankerinnen und Banker in der Schweiz, viele verdienen überdurchschnittlich. Sie liefern alljährlich Einkommens- und Vermögenssteuern ab; und das nicht zu knapp, wie eine Berechnung der UBS aus dem Jahr 2019 zeigt.

Allein die UBS-Mitarbeitenden überweisen 1,5 Milliarden Franken im Jahr. Unter dem Strich beläuft sich das Steuersubstrat von der Bank und ihren Mitarbeitenden in der Schweiz auf 2,1 Milliarden (1,5 Milliarden plus 654 Millionen); bei der Credit Suisse dürften es 1,8 Milliarden sein. Demnach lieferten beiden Grossbanken inklusive Personal knapp vier Milliarden dem Schweizer Fiskus ab. Diese Summe entspricht dem Jahresbudget eines mittelgrossen Kantons wie Luzern oder Wallis. Dabei sind in dieser Milliardensumme nicht einmal alle Steuern inkludiert, es fallen nämlich noch Grundstücksteuern, Mehrwertsteuern, Kapitalsteuern, Stempelsteuern etc. an. Wahr ist auch: Die Schweizer Bankbranche dürfte die ergiebigste Geldquelle der Steuerämter des Landes sein – noch vor der Pharma- und der Versicherungsbranche.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Handelszeitung» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.handelszeitung.ch.

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Unter Ralph Hamers klimperte die Kasse im Steueramt

Der Geldsegen, der von der UBS 2022 aufs Land niederging, ist nicht selbstverständlich. Denn nach der Finanzkrise 2008, als die Bank Milliardenverluste einfuhr, ging der Fiskus jahrelang fast leer aus. 2013 drückte die gebeutelte UBS in der Schweiz gerade mal 100 Millionen ab, erst später ging es unter Ermotti steil aufwärts. Die letzten beiden Jahre, diesmal unter Ralph Hamers, flossen gar Rekordsummen in die Steuerkassen. Allerdings ist dies kein Vergleich zur Boomzeit vor der Finanzkrise 2008.

Im Jahr 2005 erwirtschaftete die Bank nämlich noch einen Jahresgewinn von 14 Milliarden und überwies davon satte 3 Milliarden an den Fiskus. Davon kann man heute nur träumen.

Eindrücklich ist auch, wie sich die Konkurrenzbanken hielten. Auch sie liefern den Steuerämtern – dank Geschäftserfolg – immer höhere Beträge ab. Das gilt besonders für Bär, Lombard Odier oder für Raiffeisen. Letztere steigerte das Steuersubstrat von 111 Millionen (2019) auf 196 Millionen (2022). Die Zeit nach dem Abgang des langjährigen Raiffeisen-Chefs Pierin Vincenz wurde offenkundig zur goldenen Zeit fürs Steueramt. Selbst die Alternative Bank Schweiz legte in jener Zeitspanne bei den Steuern zu, allerdings auf bescheidenem Niveau, nämlich von 415’000 auf 584’000 Franken. Heute verwaltet die Alternative Bank 2,7 Milliarden an Kundenvermögen. Beim Branchenprimus UBS sind es 3000 Milliarden, also mehr als das Tausendfache.

Der Steuersatz, der beim Ertrag zur Anwendung kommt, ist bei den inländischen Banken tief. Bei Raiffeisen steht er bei 14,5 Prozent, bei der Hypothekarbank Lenzburg bei 14 Prozent; bei Banken mit starker ausländischer Präsenz aber steigt der Satz schnell auf über 20 Prozent. Das gilt für Rothschild (25,8%), UBS (20,6%) oder Pictet (20,7 %). Und: Je internationaler eine Bank aufgestellt ist, desto kräftiger greift der ausländische Fiskus zu. Bei einer globalen Bank bleibt vom Steuerkuchen jeweils bloss noch die Hälfte vom Steuersubstrat in der Schweiz, wie die Beispiele UBS und Bär zeigen.

Links-grünes Zürich kassiert eine Milliarde von UBS

Grosser Profiteur vom Steuersegen aus der Finanzwelt ist vorab Zürich. Die links-grüne Stadt strich 2022 von der UBS rund 300 Millionen ein, von der CS 100 Millionen. Addiert man die Steuereinnahmen der Mitarbeitenden, die in der Stadt wohnen, kassiert Zürich jedes Jahr locker eine Milliarde von beiden Grossbanken ab – das sind immerhin 10 Prozent der Gesamtausgaben. Die Zukunft ist allerdings unsicher: Die UBS wird mit der Integration der CS Restrukturierungskosten in Abzug bringen, zudem fällt künftig die CS als Zahlerin einer dreistelligen Millionensumme aus.

Entscheidend für die Zukunft der Stadt wird obendrein sein, ob die Weltmärkte mitspielen und die UBS nach der Integration der CS mehr Profit generieren kann – und ob jene CS-Banker, die bei der UBS nicht unterkommen, einen ebenso fürstlich honorierten Anschlussjob bei einer anderen Bank finden. Denn eine Berufsgattung finden Steuervögte besonders attraktiv: Bankkader mit fettem Salär und maximalem Bonus.

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