Starke Preisunterschiede je nach Region
So kann man sich in der Schweiz gegen Erdbeben versichern

Die schwere Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien hat gezeigt: Erdbebenschäden sind teuer. Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer fragen sich deshalb, wie man hierzulande gegen Erdbebenschäden versichert ist. Blick verrät es dir.
Publiziert: 07.03.2023 um 17:32 Uhr
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Bei den heftigen Erdbeben in der Türkei und Syrien haben Hunderttausende ihr Obdach verloren. Nun zeigt eine Modellrechnung: Auch in der Schweiz könnten Erdbeben über einen Zeitraum von 100 Jahren allein an Gebäuden Schäden von bis zu 44 Milliarden Franken verursachen. Wie sind wir gegen solche Schäden versichert?

Eine Gebäudeversicherung in der Schweiz ist zwar obligatorisch. Erdbebenschäden sind dabei jedoch ausgeschlossen und müssen zusätzlich versichert werden.

Dies ist beispielsweise bei der Zurich Versicherung möglich. «Wir haben seit dem starken Beben in der Türkei und Syrien vermehrt Anfragen erhalten», sagt eine Sprecherin. Auch die Gebäudeversicherung Bern (GVB) sieht, dass die Sensibilität zugenommen hat. Die Mobiliar und die Versicherung Generali spüren dagegen keine Veränderung der Nachfrage.

Viele Menschen haben bei den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien ihr Obdach verloren.
Foto: IMAGO/NurPhoto
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Generell bebt die Erde hierzulande 10 bis 20 Mal pro Jahr spürbar – also ab einer Stärke von 2,5 oder mehr. Die Wahrscheinlichkeit für ein grosses Beben liegt dagegen bei einem Prozent. Im Schnitt gibt es nur alle 50 bis 150 Jahre ein Erdbeben der Stärke 6. Zum Vergleich: Die beiden Erdbeben in der Türkei und Syrien hatten eine Stärke von 7,7 und 7,6.

Diese Aspekte solltest du bedenken

Bleibt die Frage, ob sich eine Erdbebenversicherung hierzulande lohnt. «Die Versicherung kann teuer scheinen im Vergleich zur Häufigkeit», sagt Erdbebenforscher Stefan Wiemer (54) gegenüber Blick. Er ist Direktor des Schweizerischen Erdbebendienstes an der ETH Zürich.

Ob man sich für oder gegen eine Versicherung entscheidet, hängt zum einen davon ab, wie man mit Risiko umgeht. Zum anderen gibt es gemäss Wiemer aber auch noch weitere wichtige Entscheidungsgrundlagen:

  • Wie häufig bebt es in der Region?
  • Auf welchem Untergrund ist das Haus gebaut?
  • Wie stabil ist das Gebäude?
  • Wie bin ich finanziell aufgestellt?

In Basel ist eine Versicherung wesentlich teurer, weil das Risiko eines Bebens dort grösser ist. Bei der GVB zahlt man in Basel-Stadt für ein Einfamilienhaus mit einem Wert von 500'000 Franken über 900 Franken Prämie pro Jahr. In Zürich kann man dasselbe Haus für gerade mal 165 Franken versichern lassen.

Auch bei der Zurich Versicherung kostet die Versicherung in Basel mit 245.50 Franken fast doppelt so viel wie in Zürich mit 131.50 Franken. Die meisten Beben treten neben Basel im Wallis, Graubünden und im St. Galler Rheintal auf.

Ältere Gebäude nicht alle erdbebensicher

Es kommt auch für die Versicherung darauf an, wann das Haus gebaut wurde. Gebäude müssen seit 1998 erdbebensicher gebaut werden. Heisst: Alle neueren Gebäude sollten schwereren Erdbeben standhalten und sind damit weniger versicherungsbedürftig. «Bei den älteren Gebäuden ist es nicht so klar», sagt Wiemer. Insgesamt weiss man bei der Mehrheit der Gebäude nicht, ob sie erdbebensicher sind.

In der Schweiz gibt es noch den sogenannten Erdbebenpool, an dem sich 18 Kantone beteiligt haben. Mitglieder erhalten im Fall eines Erdbebens zur Entschädigung bis zu zwei Milliarden Franken.

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