Staatsnahe Betriebe treibens an der Spitze auf die Spitze
Diese Chefs verdienen mehr als ein Bundesrat

Um den Lohn von SBB-Chef Andreas Meyer ist in Bern ein Streit entbrannt. Dabei ist Meyer nicht der Einzige, der als Chef eines bundesnahen Betriebs deutlich mehr als ein Bundesrat verdient. Das passt einigen Politikern gar nicht.
Publiziert: 25.03.2019 um 23:52 Uhr
Christian Kolbe und Sven Zaugg

SBB-Chef Andreas Meyer (57) sorgte letzte Woche mit einen Rekordergebnis für Schlagzeilen. Und jetzt erneut mit seinem ausserordentlichen Salär. Denn die neue Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga (58) wollte Meyer den Lohn um vier Prozent kürzen, also das Salär unter die Grenze von einer Million Franken im Jahr drücken. Das passte weder Meyer noch der SBB-Präsidentin Monika Ribar (59), wie verschiedene Medien berichteten. 

Vergütungsspezialist Urs Klingler (60) bringt dafür ein gewisses Verständnis auf: «Nicht der Bundesrat oder die Politik führen die SBB. Das ist Aufgabe des Verwaltungsrats. Will der Bundesrat mehr Einfluss, dann müsste er Einsitz im Aufsichtsgremium nehmen.»

Nicht mehr Lohn als ein Bundesrat

Die Politik sieht das ganz anders: SP-Nationalrat und Unia-Gewerkschafter Corrado Pardini (53) kritisiert die Lohnpolitik der SBB-Präsidentin. Im Gespräch mit BLICK sagt er: «Eigentlich müsste Ribar in dieser Lohnaffäre als Verwaltungsratspräsidentin die Interessen der Allgemeinheit vertreten, denn die SBB gehören dem Volk.»

Urs Schaeppi, CEO Swisscom, verdiente 2017 mit 1,58 Millionen Franken am meisten. Allerdings ist er auch der Einzige, der ein börsenkotiertes Unternehmen führt.
Foto: Keystone
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Generell fordert Pardini bei Staatsbetrieben: «Kein Managergehabe und keine Lohnabzockerei!»

Der Vater der Abzocker-Initiative, der Schaffhauser Thomas Minder (58), ist für einmal ganz bei den Gewerkschaften: «Das sind Steuergelder und mit diesen muss man sehr vorsichtig umgehen», sagt der parteilose Ständerat. Um gleich noch eine politische Forderung nachzuschieben: «Kein Angestellter eines Staatsbetriebs sollte mehr als ein Bundesrat verdienen!»

Jetzt drohen Kürzungen

Konkret: Der Lohndeckel für die Chefs der bundesnahen Betriebe müsste bei 482'000 Franken im Jahr liegen! Allerdings sind da die Rentenansprüche und Zulagen der Bundesräte noch nicht eingerechnet. Gewerkschafter Pardini schätzt den Gesamtlohn auf rund 800'000 Franken. Wenn Minders Forderung in Bern Schule machen sollte, müssten ein paar Chefs in Bern happige Lohnkürzungen in Kauf nehmen. Insgesamt acht Topmanager und eine Managerin verdienten 2017 – der Kaderlohnbericht 2018 erscheint erst im Sommer – mehr als ein Bundesrat.

Am meisten kassiert Swisscom-Chef Urs Schaeppi (59), gefolgt von SBB-Boss Meyer (57). Auf Rang drei die ehemalige Postchefin Susanne Ruoff (61). Auch die Chefs von Postfinance und Ruag spielen in einer anderen Liga als ein Bundesrat. Ebenso die Chefs von Suva, Finma, SRG und Skyguide verdienen mehr als die Mitglieder der Schweizer Regierung. 

Auch BKW bezahlen zu viel

Mit dem Lohn von SBB-Boss Meyer hat der Vergütungsexperte Klingler kein Problem, mit dem von BKW-Chefin Suzanne Thoma (57) hingegen schon: «Thoma erhält rund zwei Millionen Franken. Im Vergleich mit den SBB sind die BKW ein Unternehmen mit viel weniger Mitarbeitern und Umsatz.» 

Gewerkschafter Pardini denkt nun laut darüber nach, einen neuen Anlauf gegen «Abzocker-Löhne» zu nehmen. Bereits in einer 2016 eingereichten Motion forderte der SP-Nationalrat, dass bei bundesnahen Betrieben eine Lohnobergrenze von 500'000 Franken eingeführt werden solle.

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