So schützt du dich vor Telefonbetrügern
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Polizei gibt Tipps:So schützt du dich vor Telefonbetrügern

So viele tappen in die fiese Falle – so wenige reden darüber
Betrüger ergaunern 2023 über 11 Millionen Franken bei älteren Menschen

Ältere Menschen tappen immer wieder in die Falle von Betrügern und verlieren dabei oft viel Geld. Blick hat die wichtigsten Fakten und Zahlen zum finanziellen Missbrauch an älteren Personen.
Publiziert: 05.02.2024 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2024 um 15:01 Uhr
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

«Hallo Oma, rate mal, wer am Telefon ist!» Genau so tönt ein typischer Beginn eines Enkeltrick-Anrufs. Betrüger gaukeln vor, ein Familienmitglied oder eine nahestehende Person zu sein, um unter einem Vorwand an Stutz zu kommen. Neben dem Enkeltrick gibt es noch unzählig weitere Missbrauchstaktiken. Opfer sind meist ältere Personen. Dabei schaffen es die Betrüger immer wieder, riesige Geldbeträge zu ergaunern.

Neunstellige Schadenssumme pro Jahr

Eine Studie im Auftrag von Pro Senectute – der Stiftung für ältere Menschen – hat die Schadenssummen erhoben. Das Ergebnis ist schockierend. Die Erhebung über die letzten fünf Jahre schätzt, dass jährlich eine Schadenssumme von 675 Millionen Franken durch Finanzmissbrauch an über 55-Jährigen entsteht. Das sind zwei Drittel mehr als bei der ersten Studie von 2018. Damals betrug die Summe «nur» 400 Millionen Franken pro Jahr.

Wer ist wie stark betroffen?

So gross die missbräuchlich erlangten Geldbeträge, so gross ist der Anteil an Menschen, die mit einem Betrugsversuch konfrontiert wurden. Fast vier von fünf über 55-Jährigen hatten in den letzten fünf Jahren einen Berührungspunkt mit einem Missbrauch. Knapp eine von diesen vier Personen wurde zum Opfer, also verlor tatsächlich Geld. 

Darüber gesprochen wird nur selten. 54 Prozent aller Opfer, die einen Finanzmissbrauch erlitten haben, haben den Vorfall für sich behalten. (Symbolbild)
Foto: imago/Eibner
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Frauen und Männer sind dabei praktisch gleich stark betroffen. Es zeigt sich aber, dass die Quoten im steigenden Alter zunehmen. Je älter wir werden, desto grösser ist also die Chance, in eine Masche der Finanzbetrüger zu fallen. Zudem findet die Studie heraus, dass es in der Westschweiz mit 25,9 Prozent am meisten Geschädigte gibt. In der Deutschschweiz sind es 18,2 Prozent, in den italienischsprechenden Regionen 15,3 Prozent.

Fast 100'000 Anrufe pro Jahr

Doch wieso tappen Menschen immer noch in die Falle, obwohl die Tricks grundsätzlich bekannt sind? Über die Jahre entwickeln Betrüger immer wieder neue Ideen, um an das Geld der älteren Generationen zu kommen. «Der Enkeltrick ist als Phänomen stark rückläufig», erklärt das Bundesamt für Polizei Fedpol gegenüber Blick. «Seit 2023 werden praktisch nur noch Schockanrufe verzeichnet», heisst es weiter. 

Der Schockanruf ist also die neue Waffe der Betrügerbanden. Eines bleibt aber gleich: Eine emotionale Bindung des Opfers soll die Kasse öffnen. So berichtet der Anrufer, dass ein Angehöriger in einen Notfall verwickelt sei und darum entsprechende Kosten sofort beglichen werden müssen. Berühmte, gespielte Ereignisse sind Spitalaufenthalte mit einer sofort notwendigen Operation oder eine Verhaftung, bei der eine Kaution fällig ist.

Die Zahlen der Studie von Pro Senectute bestätigen die Aussage der Fedpol. In den vergangenen fünf Jahren schätzen sie gut 196'000 Enkeltrick-Anrufe und 285'000 Schockanrufe – das sind annähernd 100'000 Versuche pro Jahr. Knapp 12'000 respektive 24'000 Senioren fielen auf die Betrüger herein.

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Sprechen Betroffene darüber?

Das sind unglaublich hohe Zahlen, die zeigen, wie verbreitet das Problem ist. Du hast trotzdem noch nie davon gehört? Kein Wunder, denn nur wenige verlieren ein Wort darüber. 54 Prozent aller Opfer, die einen Finanzmissbrauch erlitten haben, haben den Vorfall für sich behalten. Oft wahrscheinlich aus Scham. 

Andere teilten den Zwischenfall vor allem mit ihrer Familie (28,2 Prozent), ihrem Lebenspartner (25,2 Prozent) oder einer anderen nahestehenden Person (19,5 Prozent). Nur 17,7 Prozent melden sich nach einem Geldverlust bei der Polizei.

«Die Enkeltrick-Betrüger»

Diese Woche feiert «Izzy» die Premiere der Action-Doku «Die Enkeltrick Betrüger». Das Onlinemagazin hat dabei nicht nur Betroffene zu Wort kommen lassen – sondern auch den Betrügern selbst eine Falle gestellt. Mehr als einmal klickten während der Recherche die Handschellen! Die Enkeltrick-Mafia ist deshalb diese Woche grosses Thema einer mehrteiligen Blick-Serie. Den Film «Die Enkeltrick Betrüger» sieht du auf enkeltrickbetrueger.ch oder mit Blick+

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Die Dunkelziffer ist riesig

Die kantonalen Polizeikorps erfassen Meldungen zu Enkeltrick- und Schockanrufen in einer gemeinsamen Statistik. 2023 gab es offiziell 3329 Versuche, ein Jahr davor nur 956, 2011 waren es 295. Der finanzielle Missbrauch bei älteren Personen nimmt also offenbar zu – auch wenn ein Teil der gemeldeten Fälle wohl der erhöhten Sensibilisierung für das Thema geschuldet ist. Der Vergleich mit der Studie von Pro Senectute, die ein Zig-Faches von Versuchen pro Jahr ausrechnet, zeigt auch: Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein. 

Die Schadenssumme im Jahr 2023, die der Fedpol bekannt ist, liegt bei 11'547'780 Franken. Auch hier liegt die wahre Summe vermutlich um einiges darüber.

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