So tickt der neue Raiffeisen-Präsident
Der Aufräumer

Guy Lachappelle kommt von der Basler Kantonalbank zu Raiffeisen. Dort soll er die Skandale der Ära Vincenz vergessen machen und möglichst schnell einen neuen CEO finden.
Publiziert: 14.09.2018 um 10:32 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 13:52 Uhr
Patrik Berger

Eigentlich hätte er ja Beizer werden wollen. Guy Lachappelle (57) ist Sohn eines bekannten Basler Wirtepaars. Da war der Weg vorgezeichnet. Die Hotelfachschule hätte ihn gereizt. Er hätte sich gut vorstellen können, dereinst selbst eine Beiz zu führen, vielleicht sogar das «Alte Warteck» bei der Messe Basel. 

Dann ist alles ganz anders gekommen. Heute wurde Guy Lachappelle als neuer Verwaltungsratspräsident der Raiffeisen präsentiert. Gewiss kein einfacher Job nach den zahlreichen Wirren der Ära Vincenz. Doch Lachappelle dürfte das Zeug dafür haben.

Der Jurist und Betriebswirt hat sich einen Namen als Aufräumer gemacht. 2012 heuerte er bei der Basler Kantonalbank an, die damals tief im Skandalsumpf steckte. Seine Vorgänger wollten möglichst viel Profit aus der einst beschaulichen Kantonalbank pressen.

Der Chef der Basler Kantonalbank, Guy Lachappelle, soll neuer Raiffeisen-Präsident werden.
Foto: KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS / GEORGIOS KEFALAS
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Lachappelle griff hart durch

Sie wagten deshalb den Schritt in die Bankenmetropole Zürich. Dort stiegen sie ins Private Banking ein. Dumm nur, dass die Banker mit einem betrügerischen Vermögensverwalter geschäfteten. 170 Millionen Franken von 2500 Kunden versickerten, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Lachappelle griff hart durch und wurde Chef der Bank.

Auch im Steuerstreit mit Deutschland agierte er clever. 60 Millionen Dollar musste die Bank zahlen. Lachappelle hatte mit mehr gerechnet und 100 Millionen zurückgestellt. Schliesslich trennte sich der Basler von der Zürcher Filiale, die immer nur Ärger machte.

Ruf als seriöser Banker erarbeitet

Lachappelle, Vater dreier Töchter, arbeitete mit weniger Risiko als seine Vorgänger. Dafür sauber. Das hatte zwar Auswirkungen auf den Gewinn. 2012 waren es noch 256 Millionen Franken. 2017 nur noch 160 Millionen. Aber Lachappelle zementierte seinen Ruf als seriösen Banker mit genossenschaftlichem Gedankengut.

Das hat sich bis an den Hauptsitz der Raiffeisengruppe in St. Gallen herumgesprochen. So wird Guy Lachappelle am 10. November an der ausserordentlichen Generalversammlung als Nachfolger von Interim-Präsident Pascal Gantenbein vorgeschlagen. Dieser sagt: «Mit Guy Lachappelle stellt sich ein sehr erfahrener Banker zur Wahl, der sich mit den genossenschaftlichen Werten von Raiffeisen identifiziert – und der sich erfolgreich in Transformationsprozessen bewies».

Schon seine erste Aufgabe als Präsident der drittgrössten Schweizer Bank fordert Lachappelle: Er wird den Chefposten von Raiffeisen Schweiz neu besetzen müssen. Der heutige Chef Patrik Gisel hatte im Juli angekündigt, sein Amt per Ende 2018 abzugeben.

Der Erneuerungsprozess bei Raiffeisen kann mit dem krisenerprobten und führungsstarken Lachapelle angegangen werden. « Ich fühle mich gut vorbereitet, das Präsidium einer Organisation zu übernehmen, die vor wichtigen Weichenstellungen steht», sagt Lachappelle. 

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