Smart-Valor-Aktie 83 Prozent im Minus
Schweizer Krypto-Queen muss happige Kursverluste einstecken

Mit Smart Valor brachte Olga Feldmeier im Februar die erste Schweizer Krypto-Firma an die Börse. Nur zehn Tage nach dem Börsengang brach der Ukraine-Krieg aus – und die Aktie rasselte in den Keller. Dennoch baut Feldmeier derzeit Personal auf.
Publiziert: 26.09.2022 um 00:12 Uhr
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Aktualisiert: 26.09.2022 um 15:50 Uhr
Sarah Frattaroli

Der Lack bei der Schweizer Krypto-Queen Olga Feldmeier (44) ist ab: Als sie ihre Kryptohandelsplattform Smart Valor im Februar an die Börse brachte, titelte der Blick noch: «Krypto-Queen setzt sich die Krone auf». Die Freude war nicht von langer Dauer: Smart Valor hat seither 83 Prozent ihres Börsenwerts eingebüsst.

Die Schweizer Krypto-Firma mit Sitz in Zug ist an der Nasdaq First North in Schweden gelistet, einem alternativen Marktplatz der US-Technologiebörse Nasdaq. Beim Börsengang am 10. Februar waren die Smart-Valor-Aktien 37 schwedische Kronen wert – das entspricht rund 3.20 Franken. In den folgenden Tagen kletterte der Kurs auf knapp 45 Kronen (3.90 Franken).

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Die Krypto-Unternehmerin Olga Feldmeier hat im Februar die erste Schweizer Krypto-Firma an die Börse gebracht.
Foto: Philippe Rossier
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Aber das Timing von Smart Valor hätte unglücklicher nicht sein können: Zwei Wochen nach dem Börsengang bricht der Krieg in der Ukraine aus – und reisst die Börsen weltweit in die Tiefe. Eine Smart-Valor-Aktie ist heute noch knapp sechs schwedische Kronen wert. Das entspricht einem 50 Räppler. Über den Kurseinbruch bei Smart Valor berichtete zuerst das Onlineportal Tippinpoint.

Klettert der Bitcoin auf 150'000 Franken?

«Wir liegen damit voll im Trend», sagt Feldmeier scherzend. Tatsächlich: Die US-Krypto-Handelsplattform Coinbase hat seit Jahresbeginn an der Börse 75 Prozent verloren. Der Bitcoin tauchte um 57 Prozent. Bei der zweitgrössten Kryptowährung Ether beträgt das Minus 62 Prozent.

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«Ich hatte schon vor dem Kriegsausbruch mit einem Abschwung gerechnet», meint Feldmeier gelassen. Der Bitcoin bewegt sich in einem Vier-Jahres-Zyklus: Alle vier Jahre wird der Preis für neu geschürfte Bitcoins halbiert, um einer Entwertung des Bitcoins gegenzusteuern.

«Ich erlebe einen solchen Krypto-Winter jetzt zum dritten Mal in meiner Karriere», erklärt Feldmeier ihre Gelassenheit. «In der nächsten Börsen-Hausse könnte der Bitcoin-Preis locker 150'000 Franken erreichen.» Eine gewagte Prognose, ist der Bitcoin aktuell doch nicht einmal mehr 20'000 Franken wert.

Feldmeier rechnet damit, dass die Krypto-Industrie innert 12 bis 18 Monaten aus dem Tief herausfindet. Sofern die Weltwirtschaft dann nicht immer noch in der Krise steckt – oder gar in der Rezession. In dem Falle dürfte es auch länger dauern, bis sich der Krypto-Markt erholt, da sich Krypto-Währungen und Aktienmärkte weitgehend parallel entwickeln.

Überlebenstest für Krypto-Firmen

Die optimistischen Prognosen täuschen allerdings nicht über die Realität der letzten Monate hinweg: Beim Börsengang hatte Smart Valor eine Marktkapitalisierung von umgerechnet gut 47 Millionen Franken. Heute sind es noch sieben Millionen. 40 Millionen sind durch den Kurssturz vernichtet worden!

Olga Feldmeier gibt in einem Investorenbrief zum aktuellen Quartalsbericht denn auch zu: «Das zweite Quartal 2022 war einer der härtesten Überlebenstests für Unternehmen in der Krypto-Industrie.»

Dass der Börseneinbruch Smart Valor in existenzielle Nöte bringen könnte, ist dennoch unwahrscheinlich. «Uns geht es nicht ums Geld», stellte Feldmeier schon vor dem Börsengang klar. Die Investitionen in Blockchain-Unternehmen wie Smart Valor gingen so oder so durch die Decke. «Mit dem Börsengang wollen wir vielmehr zeigen, dass wir ein glaubwürdiges und transparentes Unternehmen sind.»

Tatsächlich ist Smart Valor eine von nur ganz wenigen Krypto-Firmen weltweit, die den Sprung an die Börse geschafft haben. Die regulatorischen Bestimmungen für einen Börsengang sind hoch, die Krypto-Branche gilt als chronisch intransparent.

Jobs sind gesichert

Die rund 50 Angestellten von Smart Valor müssen denn auch nicht um ihren Job zittern. Ganz im Gegenteil sogar: Aus dem Finanzbericht für das zweite Quartal geht hervor, dass Smart Valor die Anzahl Mitarbeitenden in den vergangenen Monaten erhöht hat. «Die schlechten Marktbedingungen verdrängen einige Unternehmen, dadurch entstehen gute Rekrutierungsmöglichkeiten», schreibt Feldmeier dazu an ihre Investoren gerichtet.

Gemäss der Plattform Layoffs.fyi sind in der Krypto-Industrie seit Anfang Jahr 4000 Angestellte entlassen worden. Platzhirsch Coinbase alleine hat mehr als 1000 Mitarbeitende vor die Tür gestellt. «Wir bauen weiter aus», versichert Feldmeier.

Dennoch hofft sie auf ein schnellstmögliches Ende des Kriegs in der Ukraine. Nicht nur, weil das gute Nachrichten für die weltweiten Aktienmärkte wären. Sondern besonders, weil Olga Feldmeier als gebürtige Ukrainerin in den vergangenen Monaten hierzulande zu einer wichtigen Kritikerin des Krieges geworden ist.

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