Sharing-Unternehmen Mobility sieht rot
E-Trottis bremsen Scooter aus

Mobility stellt das Pilotprojekt mit den elektrischen Scootern in Zürich ein. Das Unternehmen fokussiert sich in Zukunft auf andere Themen.
Publiziert: 29.10.2019 um 07:30 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2020 um 11:10 Uhr
Marc Iseli

Es ist vorbei. Nach eineinhalb Jahren bricht das Sharing-Unternehmen Mobility das Scooter-Projekt in Zürich ab. Am 4. November werden die Elektroroller eingesammelt. Das sagt Mobility-Chef Roland Lötscher (51) im Gespräch mit BLICK. «Die wachsende Konkurrenz durch E-Trottinette hat uns das Leben schwer gemacht», sagt er.

Lötscher führt aber noch weitere Gründe ins Feld. So waren die Kosten für den Unterhalt und den Betrieb der rund 200 Fahrzeuge schweren Flotte zu hoch. Immer wieder gab es technische Probleme. Die Kundenzahlen entwickelten sich nicht erwartungsgemäss. Und letztlich forderte die Stadt zusätzliche Gebühren für das Parkieren der Roller auf öffentlichem Grund.

So viel verdient Zürich mit den neuen Gebühren

Seit April 2019 gilt: Firmen, die ein Trottinett, Velo oder einen Scooter auf öffentlichem Grund parkieren, müssen der Stadt Zürich einen Obolus entrichten. So auch Mobility, die für das Aufstellen ihrer E-Scooter zahlen musste.

Die Stadt Zürich hat die Gebühren-Regel erlassen, um den Wildwuchs auf dem Trottoir zu bekämpfen. Gleichzeitig spült es der Stadt neue Mittel in die Kasse. Seit April bis Ende Oktober nahm sie 245'000 Franken ein. Das geht aus Angaben der Zürcher Sicherheitsdirektion hervor. Die Summe enthält die Gebühren aller Anbieter, etwa Lime, Viu, Mobility und Co. 100'000 Franken davon sind Kaution. Marc Iseli

Seit April 2019 gilt: Firmen, die ein Trottinett, Velo oder einen Scooter auf öffentlichem Grund parkieren, müssen der Stadt Zürich einen Obolus entrichten. So auch Mobility, die für das Aufstellen ihrer E-Scooter zahlen musste.

Die Stadt Zürich hat die Gebühren-Regel erlassen, um den Wildwuchs auf dem Trottoir zu bekämpfen. Gleichzeitig spült es der Stadt neue Mittel in die Kasse. Seit April bis Ende Oktober nahm sie 245'000 Franken ein. Das geht aus Angaben der Zürcher Sicherheitsdirektion hervor. Die Summe enthält die Gebühren aller Anbieter, etwa Lime, Viu, Mobility und Co. 100'000 Franken davon sind Kaution. Marc Iseli

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«Es gab keine rentable Perspektive für die Scooter in Zürich», sagt der Mobility-Chef. Es sei ein schwieriger Entscheid gewesen, das Pilotprojekt einzustellen. Lötscher sieht, dass das Konzept in anderen Ländern gut funktioniert. Etwa in Frankreich oder in Spanien. Zürich war aber nicht das richtige Pflaster.

Das Car-Sharing-Unternehmen Mobility zieht die Notbremse beim Pilotprojekt mit Scootern in Zürich.
Foto: Keystone
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Neue Marken

Entmutigen lässt sich der gebürtige Basler davon nicht. Seit Januar ist er am Steuer beim Car-Sharing-Unternehmen, das für seine über 3000 rote Autos zählende Flotte bekannt ist und im Jahr mehr als 78 Millionen Franken umsetzt. Vorher war Lötscher über zwei Jahrzehnte in der Telekombranche. Bei Salt-Vorgänger Orange verantwortete er das Marketing. Bei der Swisscom arbeitete er jahrelang an neuen Geschäftsfeldern.

Lötscher packt gerne selbst an. Zukunftsthemen wie elektrische Autos faszinieren den 51-Jährigen. Am liebsten würde er seinen Mobility-Kunden Teslas anbieten. Er scheut aber die Kosten für die Einflottung. Deshalb hat er mit dem amerikanischen Unternehmen über eine Kooperation gesprochen, wie er sie mit Emil Frey hat: Das Autounternehmen stellt das Fahrzeug bereit, Mobility die Reservationsplattform. Die Einnahmen aus dem Vermieten der Fahrzeuge werden geteilt. Tesla hat abgelehnt.

Lötscher, der mit seiner Familie in Zürich lebt und selber kein Auto mehr besitzt, fokussiert sich deshalb auf andere Projekte. Er hat vor kurzem diverse Marken schützen lassen. Etwa «Mobility Self-Drive». Oder «Mobility Driver» und «Mobility Parking».

Mobility als Chauffeur

Was hat es damit auf sich? Der Manager antwortet freimütig. Er ist auf der Suche nach neuen Einnahmequellen. Eine naheliegende Möglichkeit sei es, Mobility-Parkplätze zu vermieten, wenn sie nicht genutzt werden. Die Idee sei in der Umsetzung aber schwierig. «Was passiert, wenn ein Nutzer das Auto nicht abholt und der Parkplatz vermietet ist?», gibt Lötscher zu bedenken. Und: «Was geschieht, wenn das Auto zu früh retourniert wird?»

Und was hat es mit dem Hinweis auf Mobility-Fahrer auf sich? Mutiert die Genossenschaft zum Chauffeur-Betrieb? «Es gab Kunden, die nach einem Fahrer gefragt haben», sagt Lötscher. Deshalb schaue sich das Unternehmen diese Idee intern an. «Erste Gespräche laufen», so der Mobility-Chef. Ein System, wie es Uber betreibe, sei derzeit kein Thema. Aber man denke darüber nach, eine Art Mobility-Sammeltaxi ins Leben zu rufen, das zu ÖV-Randzeiten verkehrt.

Wie passen dann selbstfahrende Autos ins Bild? «Das ist ein grosses Thema in der Zukunft», sagt Lötscher. «Selbstfahrende Autos werden sicher kommen.» Mobility überlege sich bereits heute ganz genau, wie man in diesem Feld mitmischen könne. Wichtige Erfahrungen habe man in diesem Zusammenhang beim Shuttle-Projekt in Zug sammeln können. Es sei aber ein «holpriger Weg» gewesen. «Nur schon die Bewilligung beim Strassenverkehrsamt zu erhalten, war ein Kraftakt.» Ganz zu schweigen von den tatsächlichen Herausforderungen im Verkehr.

Für das Car-Sharing-Unternehmen heisst das: Auch dieses Pilotprojekt – in Zusammenarbeit mit den SBB und der Stadt Zug – wird auslaufen. Bald auslaufen sogar. «Eine Verlängerung steht zurzeit nicht zur Diskussion», sagt der Mobility-Chef.

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