Schweizer Heilsversprechen
Zwei Corona-Medikamente stehen kurz vor dem Durchbruch

Gleich zwei Biotech-Firmen aus der Schweiz stehen mit ihren Corona-Medikamenten kurz vor dem Durchbruch. Die Erwartungen an die Arzneien sind hoch.
Publiziert: 16.05.2021 um 09:47 Uhr
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Aktualisiert: 16.05.2021 um 12:26 Uhr
Die Tessiner Biotech-Firma Humabs hat einen Antikörper gegen Covid-19 entwickelt.
Foto: keystone-sda.ch
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Danny Schlumpf

Es ist ein Kreuz mit der Schweizer Forschung in der Pandemie: Der weltweite mRNA-Pionier Steve Pascolo (50) arbeitet seit Jahren an der Universität Zürich. Aber er hatte keine Chance, einen Corona-Impfstoff zu entwickeln. Immunologe Martin Bachmann (53) von der Universität Bern versucht das zwar seit einem Jahr – doch das Rennen haben andere gemacht: Moderna, Biontech, Astrazeneca.

Ganz anders sieht das bei den Corona-Medikamenten aus. Bis jetzt kommen vor allem drei Produkte zum Einsatz: Remdesivir des Herstellers Gilead, das Cortisolpräparat Dexamethason und der Antikörper-Cocktail von Regeneron. Bloss: «Alle diese Medikamente wirken nur, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden», sagt Infektiologe Dominique Braun (43) vom Unispital Zürich. «Das perfekte Mittel haben wir noch nicht.»

Genau daran arbeiten zwei Schweizer Unternehmen auf Hochtouren. Die Tessiner Biotechfirma Humabshat einen Antikörper gegen Covid-19 entwickelt, der schwere Verläufe einer Corona-Erkrankung verhindern soll. «Die klinischen Tests haben eine 85-prozentige Reduktion bei Hospitalisationen und Todesfällen bei Personen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf bestätigt», sagt Geschäftsführer Filippo Riva (48). Besonders wichtig: «Das Medikament Sotrovimab wirkt gegen alle bis heute bekannten Mutationen. Es gehört zu den besten der Welt.»

Und es steht kurz vor dem Durchbruch: Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) bewertet zurzeit die Therapie – der letzte Schritt vor einer Zulassung. Noch weiter ist der Prozess in den USA. Die Zulassung durch die Überwachungsbehörde FDA ist nur noch eine Frage von Tagen. Sobald das passiert, dürfte es schnell gehen – auch in der Schweiz. «Wir sind bereit», sagt Filippo Riva. «Dank der Zusammenarbeit mit dem Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline können wir die Produktion sehr schnell hochfahren.»

Weit fortgeschritten ist auch die Zürcher Biotechfirma Molecular Partners, die sich für dieses Projekt mit Novartis zusammengetan hat: Sie arbeitet mit Darpins – das sind künstliche Proteine, eine Art Mini-Antikörper, die dem Virus zu Leibe rücken. Molecular Partners schickt sein Therapeutikum Ensovibep noch im Mai in die globale Phase 3, in der es an bis zu 1000 Patienten geprüft wird. Die US-Gesundheitsbehörde setzt das Medikament in einer zentralen Studie für hospitalisierte Patienten ein. Die Studie soll die weltweit vielversprechendsten Therapien vorantreiben. «Das Erreichen dieser wichtigen klinischen Meilensteine ist für Molecular Partners und unsere Partner ein grosser Schritt zur Bekämpfung des Virus», sagt CEO Patrick Amstutz (45).

Bloss: Wozu noch Medikamente, wenn die Impfkampagne läuft? «Es werden nie alle Menschen geimpft sein», sagt Infektiologe Braun. «Weil sie nicht wollen oder nicht können.» Besonders in den ärmeren Ländern werde es noch länger dauern, bis die Impfung breit vorhanden sei. «Hinzu kommt, dass die Impfungen bei immungeschwächten Personen schlechter wirken», sagt Braun. «Und wir wissen nicht, wie gut die Impfungen vor künftigen Mutationen schützen.»

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