Neues Rekordtief bei 95 Rappen
Euro im freien Fall

Der Euro fällt erstmals seit 20 Jahren auf 95 Rappen. Grund dafür ist die schlechte Konjunktur im Euroraum und die weiterhin hohe Inflation. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, nächste Woche gibt die SNB Experten zufolge die nächste Leitzinserhöhung bekannt.
Publiziert: 15.09.2022 um 15:09 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2022 um 07:41 Uhr

Der Franken steigt zum Euro von einem Rekordhoch zum nächsten. Am frühen Donnerstagnachmittag sinkt die Gemeinschaftswährung mit 0.95305 Franken den tiefsten Wert in ihrer gut 20-jährigen Geschichte. Auslöser für die Euro-Schwäche ist vor allem die hohe Inflation und die drohende Rezession im gemeinsamen Wirtschaftsraum.

Zum Jahresanfang kostete der Euro noch 1.04 Franken. Bis heute hat er gut neun Prozent eingebüsst. Dabei erfolgte der grösste Rutsch seit Mitte Juni, nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins nicht nur unerwartet, sondern auch gleich unerwartet stark um 50 Basispunkte (BP) auf noch minus 0,25 Prozentpunkte erhöht hatte. Damit hatte die SNB die Märkte auf dem falschen Fuss erwischt.

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Der Euro fällt im Vergleich zum Schweizer Franken auf neues Rekordtief.
Foto: Shutterstock
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SNB stärkt Schweizer Franken

Sie SNB begründete ihr entschlossenes Vorgehen vor allem mit dem Kampf gegen die mit 3,5 Prozent für heimische Verhältnisse hohe Inflation. Es ist ihre Aufgabe, für Preisstabilität zu sorgen und dieses Ziel wird sie auch erreichen. Damit sorgten die Währungshüter für das notwendige Vertrauen bei den Marktteilnehmern. So werde der Franken seinem Ruf als sicherer Hafen in schwierigen Zeiten wieder einmal mehr gerecht, heisst es im Handel.

Zwar erhöhte auch die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen anfangs Monat ebenfalls unerwartet stark um 75 Basispunkte und stellte auch weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Doch ist die Inflation in der Eurozone mit zuletzt 9,1 Prozent ungleich höher. Und dort droht wegen der gestiegenen Preise auch eine Lohnpreisspirale. Zudem wirken sich in der Eurozone die stark gestiegenen Energiepreise und der Ukraine-Krieg stärker aus als in der Schweiz.

Zeichen einer Rezession

Auch die in gut zehn Tagen bevorstehenden Wahlen in Italien verunsichern die Anleger. Ein weiterer Regierungswechsel steht bevor. Und die erhofften Reformen könnten damit einmal mehr auf die lange Bank geschoben werden, befürchten Marktteilnehmer.

Zudem wird der Euro von der schwächer werdenden Konjunktur belastet. Immer mehr Indikatoren deuten auf eine Rezession hin und zahlreiche Auguren haben ihre Wachstumsprognosen für den Währungsraum nach unten revidiert. Kein Wunder kommen vor diesem Hintergrund auch wieder Zweifel an der Entschlossenheit der EZB auf, die rekordhohe Inflation mit weiteren Zinserhöhungen zu bekämpfen, wenn eine Rezession droht.

Weitere Leitzinserhöhung erwartet

Da die SNB den starken Franken auch als gutes Mittel zur Inflationsbekämpfung betrachtet, dürfte sie am kommenden Donnerstag ihren Leitzins erneut anheben. Viele Experten gehen von einem Schritt um 75 Basispunkte aus, nicht wenige schliessen gar einen vollen Prozentpunkt nicht aus.

Denn die SNB berate sich danach erst im Dezember das nächste Mal, während die EZB noch mehr Termine dafür habe. «Daher würde es mich nicht überraschen, wenn die SNB am Donnerstag mit einem vollen Punkt nachdoppelt und den Franken damit weiter stärkt», sagte ein Händler. (SDA/shq)

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