Schlimmer als «Ever Given»
Mega-Stau droht Welthandel ins Chaos zu stürzen

Weltweit schauen Unternehmer dieser Tage gebannt nach China. Dort hat ein Corona-Ausbruch unter Hafenarbeitern den Containerverkehr zum Erliegen gebracht. Erst jetzt zeigt sich, wie drastisch die Konsequenzen für die Weltwirtschaft sind.
Publiziert: 05.07.2021 um 19:54 Uhr
|
Aktualisiert: 06.07.2021 um 07:55 Uhr
Schiffe stehen Schlange vor dem chinesischen Hafen in Yantian.
Foto: Screenshot MarineTraffic
1/7

Einmal mehr ziehen für Schweizer Unternehmer düstere Wolken am Himmel auf. Der Grund: Die Lieferketten drohen im Zuge des Mega-Staus im Hafen Yantian im chinesischen Shenzhen erneut unterbrochen zu werden. Wie kritisch die Lage wirklich ist, zeigt ein am Montag veröffentlichter Bericht des Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW).

«Gegenwärtig sind bereits knapp fünf Prozent aller Containerschiff-Kapazitäten durch Staus an den chinesischen Häfen gebunden. Das ist mehr als in der ersten Corona-Welle», schreiben die Wirtschaftsforscher. Im Roten Meer zwischen Nordafrika und der arabischen Halbinsel, seien daher «aktuell zehn Prozent weniger Containerschiffe unterwegs, als zu erwarten wäre.»

Schlimmer als Chaos um die «Ever Given»

Der Stau im chinesischen Hafen Yantian, ausgelöst von einem Corona-Ausbruch unter Hafenarbeitern, gilt in der Schifffahrtsindustrie längst als grösseres Problem als der einwöchige Stau am Suezkanal, der Ende März durch die Havarie des Containerfrachters «Ever Given» verursacht worden war. Die weltgrösste Container-Reederei Maersk hatte ihren Kunden zwar zuletzt am Freitag signalisiert, dass sich die Überlastung in Yantian allmählich auflöse – «aber es ist zu beachten, dass wenn ein Hafen betroffen ist, dies zu einer Abwärtsspirale für benachbarte Häfen werden kann.»

Nach einer Woche ist die Ever Given freigebaggert
1:03
Suezkanal-Blockade im März:Hier wurde der Frachter Ever Given endlich freigebaggert

Die coronabedingten Störungen im weltweiten Container-Schiffsverkehr sind eine der Ursachen für Materialengpässe in Europa. Sie sorgen nach Einschätzung vieler Volkswirte dafür, dass die Industrie ihre prall gefüllten Auftragsbücher derzeit nur zum Teil abarbeiten kann. Für die von der Corona-Krise schwer gebeutelten Schweizer Unternehmer ein weiterer harter Schlag.

Das IfW wertet mit einem neuen Analyse-Tool weltweit Schiffsbewegungen aus, um so Rückschlüsse auf die Entwicklung der globalen Handelsströme zu ziehen. Dabei werden an- und ablegende Schiffe in 500 Häfen weltweit erfasst. Zusätzlich werden Schiffsbewegungen in 100 Seeregionen analysiert, anhand des Tiefgangs wird ausserdem die effektive Auslastung der Containerschiffe gemessen. (SDA/ste)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.