Kleine jubeln, Grosse stehen im Offside
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Public Viewings mal anders:Kleine jubeln, Grosse stehen im Offside

Public Viewings für EM mal anders
Kleine jubeln, Grosse stehen im Offside

Die Corona-Massnahmen des Bundes brechen den grossen Public-Viewing-Playern für die bevorstehende EM das Genick. Das nährt die Hoffnung der kleinen Veranstalter. Sie hoffen nach einer langen Durststrecke auf einen goldenen Sommer.
Publiziert: 05.06.2021 um 01:36 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2021 um 11:53 Uhr
Levin Stamm

Am 12. Juni hat die Schweiz bei der EM 2020 ihr Auftaktspiel gegen Wales. Das Fussballfieber steigt bei Fans und Beizern. Public Viewings sind zwar erlaubt, aber die Corona-Krise lässt Fan-Anlässe in Mega-Arenen und Clubs nicht zu. Die Regeln sind strikt. An Freudentaumel nach dem ersten Tor und Biertrinken im Stehen ist nicht zu denken.

Das schmerzt die Grossveranstalter von Public Viewings. Sie halten darum den Ball flach. Und sagen ihre Anlässe ab. In Winterthur ZH organisiert Matthias Bühler (39) normalerweise eines der grössten Public Viewings der Schweiz. Bis zu 3000 Personen fasst die Winti-Arena.

Winti-Arena wirft Flinte ins Korn

Ein lukratives Geschäft, das ihm jetzt entgeht. «Bis zuletzt haben wir auf eine Durchführung gehofft. Nun haben wir uns schweren Herzens für eine Absage entschieden – die erste seit 2006», sagt Bühler. «Mit nur 300 Zuschauern wären die Fixkosten schlicht zu hoch.»

Nicht alle grösseren Veranstalter werfen das Handtuch. In Schaffhausen stampft Unternehmer Luciano Di Fabrizio (52) innert Kürze eine Gartenwirtschaft für 200 Gäste aus dem Boden.
Foto: Benjamin Fisch
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Selbst die vom Bundesrat in Aussicht gestellte Erhöhung der Limite auf 3000 Personen ab Anfang Juli lässt für Bühler keine Durchführung zu. Sechsertische mit Sitzpflicht sind für ihn nicht mit Public Viewing vereinbar: «Stell dir vor, die Hütte ist voll und die Schweiz schiesst gegen Italien ein Tor. Niemand wird sitzen bleiben. Diese Verantwortung kann ich nicht übernehmen.»

Risikogeschäft – der Stadt zuliebe

Doch nicht alle grossen Veranstalter werfen das Handtuch. Unternehmer Luciano Di Fabrizio (52) organisiert in Schaffhausen seit 2006 das grösste Public Viewing der Stadt. Statt des Festzelts für 1200 Zuschauer stampft sein Team im Mosergarten eine Gartenbeiz für 200 Gäste aus dem Boden. «Der Stresspegel ist hoch. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren», sagt er.

Das Mini-Public-Viewing soll rentieren. «Wir erwarten einen höheren Konsum pro Person», sagt Di Fabrizio, der seine Kundschaft mit Pop-up-Gerichten wie Flammkuchen oder Hamburger verköstigen will. Dazu kommt, dass er den Betrieb über die EM hinaus bis Ende August fortführen wird.

«Erreichen wir die schwarze Null, bin ich zufrieden.» Di Fabrizio will seiner Herzensstadt einen Dienst erweisen: «In Zeiten der Krise Schaffhausen zu beleben, das ist mein Ziel.»

Feiern nur im Sitzen

Die grossen Public Viewings fallen aus, dafür rücken Beizer in den Fokus der Fans. Gemeinsames Fussballschauen an der EM ja, aber im kleinen Rahmen. Torjubel ja, aufstehen aber nicht – schon gar nicht mit Bratwurst und Bier in der Hand. Essen und trinken dürfen Fans nur im Sitzen, wie die Stadt Zürich vorschreibt. Wer nicht konsumiert, muss Maske tragen. Innenräume dürfen 100 Personen fassen, mit Gästegruppen bestehend aus vier Personen. Draussen liegt die Limite bei 300 Menschen. Hier dürfen nicht mehr als sechs Leute am Tisch sitzen. Trotz kleineren Dimensionen gilt je nach Gemeinde eine Reihe weiterer Auflagen. In Zürich dürfen TV-Geräte nur einen Durchmesser von drei Metern haben, erst eine Viertelstunde vor Spielbeginn eingeschaltet werden – und nicht gegen die Strasse gerichtet sein. Grossleinwände sind verboten.

Die grossen Public Viewings fallen aus, dafür rücken Beizer in den Fokus der Fans. Gemeinsames Fussballschauen an der EM ja, aber im kleinen Rahmen. Torjubel ja, aufstehen aber nicht – schon gar nicht mit Bratwurst und Bier in der Hand. Essen und trinken dürfen Fans nur im Sitzen, wie die Stadt Zürich vorschreibt. Wer nicht konsumiert, muss Maske tragen. Innenräume dürfen 100 Personen fassen, mit Gästegruppen bestehend aus vier Personen. Draussen liegt die Limite bei 300 Menschen. Hier dürfen nicht mehr als sechs Leute am Tisch sitzen. Trotz kleineren Dimensionen gilt je nach Gemeinde eine Reihe weiterer Auflagen. In Zürich dürfen TV-Geräte nur einen Durchmesser von drei Metern haben, erst eine Viertelstunde vor Spielbeginn eingeschaltet werden – und nicht gegen die Strasse gerichtet sein. Grossleinwände sind verboten.

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Hoffen aufs Sommermärchen

Das Aus für viele grosse Player beflügelt die Erwartungen von Beizern und Barbetreibern. Nach den bundesrätlichen Lockerungen der letzten Wochen sind sie heiss auf konsumfreudige Fussballfans.

Im Herzen von Kleinbasel hofft Benedikt Pfister (42) nach dem miesen Lockdown-Halbjahr auf ein EM-Sommermärchen. Von Ende November bis Mitte Mai blieben die Pforten zu seiner Kultbar Didi Offensiv geschlossen. «Der EM-Sommer ist entscheidend, um wieder in die Gänge zu kommen», sagt er. Während der EM wird er draussen zwei grosse Bildschirme aufstellen.

Doch er weiss: Ein Selbstläufer wird die EM-Zeit nicht. «Bisher ist von Euro-Begeisterung wenig zu spüren.» Auch wenn die Vorfreude auf Fussball pur gross ist: «Mit Austragungsorten in zehn Ländern fehlt dem Turnier die Identität.» Auf länderspezifische Spezialitäten verzichtet er diesmal.

Wir suchen die schönsten Mini-Public-Viewings

Wir wollen sehen, wie du die EM mitverfolgst. Hast du einen Geheimtipp für ein kleines, gemütliches Public Viewing? Oder veranstaltest du vielleicht sogar selber eins? Dann schick uns ein Foto davon!

Aus den besten Einsendungen entsteht dann eine Liste mit den besten Mini-Public-Viewings der Schweiz. So funktionierts:

1. Mach ein Foto – oder gleich mehrere.

2. Drücke unten in der App auf den «Leserreporter»-Button.

3. Wähle die Bilder aus.

4. Schreib dazu, wo sich die Veranstaltung befindet und warum es sich dort besonders lohnt, Fussball zu schauen.

5. Absenden!

Die besten Vorschläge siehst du in den kommenden Tagen hier.

Den «Leserreporter»-Button findest du unten in der Menüleiste.

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1. Mach ein Foto – oder gleich mehrere.

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