Profi-Sanierer unter Insider-Verdacht
Bundesanwalt ermittelt gegen Hans Ziegler

Profi-Sanierer Hans Ziegler tritt aus allen Verwaltungsräten zurück. Die Bundesanwaltschaft bestätigt, dass sie gegen ihn ein Strafverfahren wegen Verdacht auf Insiderhandels eröffnet hat.
Publiziert: 30.11.2016 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:39 Uhr

Jahrzehntelang galt Hans Ziegler als einer der wichtigsten Strippenzieher der Schweizer Wirtschaft. Nun tritt der 64-Jährige Knall auf Fall aus den Verwaltungsräten von Oerlikon und Schmolz+Bickenbach zurück (BLICK berichtete).

In beiden Fällen wird der Rücktritt mit «laufenden, auf seine Person bezogenen Untersuchungen» begründet. Die Untersuchungen stünden nicht im Zusammenhang mit Oerlikon. Die Gründe lägen bei der Person Zieglers, sagt Oerlikon-Sprecher Nicolas Weidmann.

Bundesanwaltschaft nimmt Ziegler ins Visier

Gegen Ziegler führe die Finma ein aufsichtsrechtliches Verfahren wegen Verdachts auf Insiderhandel. Dies betreffe Geschäfte mit Titeln von diversen Unternehmen, die an der Schweizer Börse kotiert seien.

Die beiden Behörden würden ihre Verfahren koordinieren. «Wie üblich äussert sich die Finma nicht weiter zum laufenden Verfahren oder zu dessen möglicher Dauer. Sie informiert erst nach Abschluss des Verfahrens», schrieb die Finanzmarktaufsicht.

Hans Ziegler (Archivbild).
Foto: Keystone/Gian Ehrenzeller

Am Vormittag bestätigte die Bundesanwaltschaft (BA), dass sie gegen Ziegler ein Strafverfahren wegen des Verdachts des Insiderhandels eröffnet hat. Weitere Angaben machte die BA nicht.

Ziegler war seit 2008 Verwaltungsrat des Industriekonzerns Oerlikon. In der Medienmitteilung wird entgegen der üblichen Gepflogenheiten ganz auf eine Würdigung Zieglers verzichtet. Der Verwaltungsrat werde zur nächsten ordentlichen Generalversammlung vom 11. April 2017 einen Nachfolger von Ziegler nominieren, heisst es lediglich.

Der im zürcherischen Wald geborene Ziegler gilt seit vielen Jahren schweizweit als Profi-Sanierer und Profi-Verwaltungsrat. Im Verlauf seiner steilen Karriere war er unter anderem von 1988 bis 1991 Finanzchef der Usego-Trimerco-Gruppe und von 1991 bis 1995 Finanzchef der Globus-Gruppe.

1996 gründete er ein Beratungsunternehmen, das sich in der Schweiz und im Ausland auf Unternehmenssanierungen spezialisierte. In den folgenden Jahren agierte er vor allem als «Feuerwehrmann» bei diversen Unternehmen, die in Schwierigkeiten steckten.

So war Ziegler von 2001 bis 2009 Verwaltungsrat der Elma Electronic und von 2006 bis 2010 der Schlatter Holding. Bei Swisslog trat er im Juni 2015 nach 11 Jahren als Verwaltungsrat zurück, kurz bevor das Unternehmen von der deutschen Kuka übernommen wurde. Ziegler ist inzwischen Verwaltungsrat der Kuka.

Gescheitert bei Vögele

Von 2012 bis 2015 war Ziegler Verwaltungsratspräsident von Charles Vögele, wo er bereits seit 2008 im Verwaltungsrat Einsitz hatte. Der Modekonzern wird derzeit von der italienischen Sempione Retail übernommen.

Kritische Stimmen für seine Sanierer-Tätigkeit gab es immer wieder. Überschattet wurde diese insbesondere durch Vorwürfe von Rolf Erb, er sei Schuld am Zusammenbruch der Winterthurer Erb-Gruppe.

Im Herbst 2015 hatte das Bundesgericht allerdings eine Verurteilung des ehemaligen Konzernchefs Rolf Erb durch die Vorinstanz wegen gewerbsmässigem Betrug, mehrfacher Urkundenfälschung und mehrfacher Gläubigerschädigung bestätigt.

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