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Profi-Händler zum Preisanstieg
Was Käufer über die «Beruhigungspille» Gold wissen müssen

Gold gilt als sicherer Hafen. Besonders beliebt ist das Edelmetall bei Anlegern deshalb in Krisenzeiten – wie aktuell. Das wirkt sich auf den Preis aus. Doch aufgepasst, ein Goldkauf ist nicht für alle der richtige Weg, sagt ein Profi-Händler.
Publiziert: 05.08.2019 um 14:59 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2019 um 13:19 Uhr
Julia Fritsche

Wenns kriselt, dann glänzt Gold. Diese Regel wird zurzeit bestätigt. Denn während Handelskriege toben und Hongkong in Protesten versinkt, steigt der Goldpreis auf neue Höhen. Am Montagmorgen kostete eine Feinunze (das sind etwa 31,1 Gramm) zwischenzeitlich 1459 Dollar. Das ist der höchste Stand seit über sechs Jahren! 

Schon letzte Woche erreichte der Kilopreis in Franken einen Höchststand. Am 1. August kostete das Kilo 46'173 Franken. Heute Montag aber gings mit 0,5 Prozent leicht nach unten. Im bisherigen Jahresverlauf aber bleibt das Plus bei über 13 Prozent. Dass sich die beiden Goldpreise heute leicht unterschiedlich entwickeln, liegt am Dollar-Franken-Kurs, der ebenfalls schwankt. 

Langes Warten auf Bewegung

Rennen Schweizer Kleinanleger den Goldverkäufern jetzt die Türe ein? BLICK hat bei René Buchwalder, Geschäftsführer des Edelmetallhändlers Pro Aurum Schweiz, nachgefragt.

In Krisenzeiten suchen viele Anleger Zuflucht im Gold.
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Tatsächlich habe der Trend gekehrt. «Bis vor Kurzem haben gleich viele Kunden bei uns gekauft und verkauft», so Buchwalder, der in den 90er-Jahren Chefhändler bei der UBS in New York war.

Nach sechs Jahre Wartezeit – so lange war im Goldpreis kaum Bewegung drin – hätten viele Verkäufer die Gelegenheit genutzt, einen Gewinn einzustreichen. Schon länger hätten allerdings Zentralbanken und Fonds vor allem gekauft, darum auch der Preisanstieg. 

«Jetzt kaufen auch die ‹normalen› Kunden wieder vermehrt Gold», sagt der Goldhändler zur jüngsten Entwicklung. Mit dem Run auf Gold zwischen 2008 und 2010 sei die momentane Nachfrage aber nicht zu vergleichen. Die Volumen seien stabil und Engpässe wie damals hätten sie keine. «Gold ging in den Köpfen der Leute etwas vergessen in den letzten Jahren, jetzt ist es zurück. Unsicherheit ist gut fürs Gold.» Das Edelmetall ist bekanntlich ein sicherer Hafen. Zumal es für das Ersparte auf dem Konto derzeit praktisch keinen Zins gibt.

Keine schnellen Gewinne

Und Unsicherheit gibts aktuell zuhauf. Da sind die Handelskonflikte zwischen den USA und China, der Brexit, die US-Zinssenkung und jetzt auch noch die Proteste in Hongkong. Wie es mit dem Goldpreis weitergeht, hängt nun vor allem davon ab, wie sich die verschiedenen Krisen entwickeln. Charttechnisch sei die Hürde von 1500 Dollar/Unze wichtig, so der Goldhändler.

Wer folglich vom Goldhoch profitieren will, kauft jetzt zu? Nicht unbedingt. «Ein Goldkauf ist nur mit einem Horizont von fünf bis zehn Jahren zu empfehlen», rät der Experte. Kurzfristige Gewinne seien zwar schon möglich, aber der physische Kauf sei langfristig gedacht, nicht um zu spekulieren. «Gold ist eigentlich keine Anlage, sondern eine ‹Versicherung› für den Krisenfall und da zum Erhalt der Kaufkraft.»

Grosse Nachfrage nach Schliessfächern

Beim Goldkauf setzen die meisten auf bewährte Produkte, erklärt Buchwalder. Beliebt sind bei den Münzen Krügerrand, Maple Leaf und auch das Vreneli. Barren werden vor allem zu 50, 100 oder 250 Gramm gekauft.

Das kostbare Gut will gut gelagert sein. Zum Beispiel in einem Einbau-Tresor zuhause oder auch im Schliessfach einer Bank. Auch Pro Aurum bietet Schliessfächer an. Seit kurzem 500 zusätzliche, weil die Nachfrage so gross war. Im Jahr zahlen Goldbesitzer in Zürich je nach Grösse des Fachs zwischen 450 und 650 Franken.

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