Produzenten von CBD-Gras werben mit fragwürdigen Methoden
Einhorn verlockt zum Kiffen

CBD-Gras boomt. Um sich gegen die wachsende Konkurrenz durchzusetzen, überbieten sich die Hersteller mit Marketing-Strategien. Einige davon sind ethisch bedenklich.
Publiziert: 04.12.2017 um 09:31 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:35 Uhr
Konrad Staehelin und Michael Sahli

Ein Zwerg im Comic-Stil räkelt sich auf der Packung. Doch darin stecken nicht etwa Kaugummis oder Sammelbildchen – sondern Cannabis. Es handelt sich um das Produkt «White Widow Afghan» von Pure Production aus Zeiningen AG.

Und auf den Packungen der CBD-Cannabisblüten-Sorte «Chronic» des gleichen Herstellers grinst ein Tierli, das sonst eher Meitli-T-Shirts oder Kindergummistiefel ziert: ein Einhorn.

«Die Aufmachung der CBD-Produkte kann für Kinder attraktiv sein»

Dass die Aargauer Firma mit Fabelwesen Hanf verkauft, findet die Stiftung Sucht Schweiz gar nicht lustig: «Die Aufmachung der CBD-Produkte kann für Kinder attraktiv sein. Das ist sehr ungeschickt», kommentiert Mediensprecher Markus Meury das Design. Meury engagiert sich mit seiner Organisation für die Alkohol- und Drogenprävention.

Einhorn und Zwerg: Mit diesen Fabelfiguren macht Pure Production Werbung für Hanf.
Foto: STEFAN BOHRER
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CBD-Hanf enthält weniger als ein Prozent Tetrahydrocannabinol (THC). Darum beruhigt das Kraut nur und berauscht nicht. Es ist in der Schweiz, anders als stärkere Cannabis-Varianten, seit 2011 erlaubt. 2016 wurde der erste legale Joint verkauft. Mittlerweile gibt es über 400 Händler (BLICK berichtete).

Das Problem am Pure-Production-Hanf sei nicht das Produkt an sich, sagt Meury. Es gebe bisher kaum Anzeichen dafür, dass es abhängig mache. «Das Problem ist, dass es sowohl das Kiffen von stärkerem Cannabis als auch das Rauchen normaler Zigaretten als etwas Cooles präsentieren kann. Genau das ist hier der Fall.» 

Hanf-Erlebnishof mit Hüpfburg

Die Verpackungen seien in einer Umfrage von den Konsumenten gewählt worden, erklärt Stevens Senn (35), CEO von Pure Production. «Alle Produkte sind vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) überprüft und zugelassen.»

Dabei wirbt die Firma nicht nur mit knallbunten Verpackungen. Im Mai eröffnete sie einen Hanf-Erlebnishof mit 26'500 Pflanzen auf 23'000 Quadratmetern. Zur Eröffnung brutzelten Hanfbratwürste auf dem Grill, rauchten die Gäste CBD-Joints. All das, während ihre Kinder direkt neben der Gras-Plantage auf dem Spielplatz, mit «Kids Zone» angeschrieben, oder der Hüpfburg tobten.

War ihnen das zu langweilig, wartete ein Labyrinth aus Cannabis-Pflanzen auf sie, perfekt zum Versteckis-Spielen. Spiel, Spass und Gras für die ganze Familie. «Auch das ist ethisch ziemlich daneben», findet Meury von Sucht Schweiz. 

Klara, Geissenpeter und Heidi werben für Hanf

Nicht nur Pure Production macht kindliches Marketing. Das Unternehmen Swiss Highlife aus Balsthal SO wirbt auf seiner Facebook-Seite mit Plastikfigürchen, die an Playmobil erinnern. Es handelt sich um Klara, Geissenpeter und Heidi aus dem bekannten Heimatroman für Kinder.

Auf Anfrage verteidigt sich die Herstellerfirma: «Uns ist natürlich vollkommen klar, dass diese auch als Spielfiguren wahrgenommen werden können. Darum ist auch der Warnhinweis für Raucher zu sehen.»

Genau wie Pure Production schreibt auch Swiss Highlife, Jugendschutz sei ihr ein sehr hohes Anliegen.

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Haben Sie schon einmal etwas Ähnliches erlebt? Kennen Sie ein Produkt, das eigentlich eher für Erwachsene gedacht ist, die Werbung aber auf Kinder und Jugendliche abzielt?

Wenn ja, dann melden Sie sich mit Angaben zu ihrem Fall und ihren Kontaktdaten per Whatsapp unter der Nummer 079 813 80 41 oder per E-Mail an blickwirt@ringier.ch.

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