Preiskampf wird immer irrer
Jetzt verkauft Coop sogar Coca-Cola aus der Ukraine

Über 2000 Kilometer haben Coca-Cola-Flaschen hinter sich, die bei Coop im Regal stehen. Sie werden in der Ukraine abgefüllt. Experten sind sich einig: Das macht keinen Sinn.
Publiziert: 26.03.2021 um 17:34 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2021 um 18:49 Uhr
Patrik Berger

Seit Wochen tobt in der Schweiz ein Kampf um die günstigsten Cola-Flaschen. Der treibt zuweilen seltsame Blüten. Erst importierte Coop Coca-Cola aus Polen. Nun gehen die Basler noch einen Schritt weiter. In der Coop-Filiale in Heiden AR hat eine BLICK-Leserreporterin Cola entdeckt, das in der Ukraine abgefüllt wurde. Die Etikette ist Kyrillisch beschriftet. «Hergestellt in der Ukraine» steht auf der Rückseite.

Die Cola-Flaschen haben per Lastwagen rund 2000 Kilometer hinter sich, bis sie in der Schweiz im Regal stehen. Lohnt sich das, nur um eine Cola-Flasche 5 oder 10 Rappen günstiger anbieten zu können als die Konkurrenz? Und wie steht es um die Ökologie, die sich Coop seit Jahren auf die Fahne geschrieben hat?

«Anteil aus der Ukraine ist gering»

«Coop setzt sich konsequent für faire Preise gegenüber ihren Kundinnen und Kunden ein», sagt Coop-Medienchefin Rebecca Veiga zu BLICK. Und: «Wir haben neben den Coca-Cola-Flaschen mit 45cl aus der Schweiz seit Ende Februar auch die beliebten 50cl-Flaschen wieder im Sortiment. Diese stammen hauptsächlich aus Polen. Der Anteil aus der Ukraine ist gering und daher nur in wenigen Verkaufsstellen erhältlich.»

Coop verkauft Cola aus der Ukraine.
Foto: BLICK-Leserfoto
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Kundinnen und Kunden hätten bei Coop die Wahlfreiheit zwischen der 45cl-Flasche aus der Schweiz und der 50cl-Flasche aus dem Ausland. «Bei den Parallelimporten handelt es sich um eine temporäre Massnahme, mit der sich Coop für bessere Preise für ihre Kundinnen und Kunden engagiert», so Veiga weiter. «Nachhaltigkeit hat auch in der Geschäftsbeziehung mit unseren Markenlieferanten einen hohen Stellenwert.»

«Foutiert sich um die Klimakrise»

Bei Greenpeace ist man schockiert. «Was Coop hier macht, passt ganz und gar nicht zu seinen Nachhaltigkeitsversprechen. Wer Wasser mit Zucker und Aroma mit dem Lastwagen durch halb Europa karrt, der handelt nicht nachhaltig», sagt Georg Klingler, Klimaexperte bei Greenpeace.

«Vielmehr foutiert er sich um die Klimakrise und auch um die von Lärm und Abgasen geplagten Menschen, die in Strassennähe wohnen müssen.» Pro Halbliterflasche wird laut Greenpeace grob gerechnet 100 Gramm CO2 verursacht. «Mit dem Zug wären es etwa zehnmal weniger», sagt Klingler.

«Völlig unverständlich»

«Aus ökologischer Sicht ist es völlig unverständlich, warum man sich für dieses Produkt und gegen die lokal produzierte Variante entschieden hat, gerade in der heutigen Zeit», sagt Kai Landwehr, Mediensprecher von Myclimate. «Der lange Lieferweg trägt zu einem beträchtlichen Teil zum Fussabdruck pro Flasche bei», sagt er.

Hinzu kommen würden noch höhere Emissionen bei der Produktion durch den wesentlich klimaschädlicheren Strommix und durch den geringeren Anteil an recyceltem Plastik in der Flasche. Na dann, Prost.

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