Pirolino ging Migrolino zu weit
Migros sägt türkischen Unternehmer ab

Orhan Öztas baut eine Lädeli-Kette auf. Die ersten Filialen nannte der Kleinunternehmer Pirolino. Ein BLICK-Bericht machte die Migros hellhörig. Jetzt buchstabiert Öztas zurück.
Publiziert: 30.06.2017 um 08:58 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:45 Uhr
Konrad Staehelin

Eimalzin statt Ovo, Kaffee Zaun statt Kaffee Hag: Die Migros ist mit Kopieren gross geworden. Doch wenn sie selber kopiert wird, hört für sie der Spass auf. BLICK weiss: Ihr Tochter-Unternehmen Migrolino geht mit Anwälten gegen die Pirolino-Lädeli vor. Die Mini-Kette soll den Auftritt ihrer Convenience-Shops abgekupfert haben.

Zu ähnlich? Migrolino sagt, Öztas habe sich zu stark an diesem Logo angelehnt.
Foto: Philippe Rossier

Drei Pirolino-Shops gibt es bisher: in Zürich – je einer an der Lang- und der Hohlstrasse – und einen in Fislisbach AG. Sie gehören dem türkischen Kleinunternehmer Orhan Öztas (45).

«Orange ist halt meine Lieblingsfarbe», begründete Öztas im Januar gegenüber BLICK die Anlehnung seiner Pirolino-Läden an den Migrolino-Auftritt. Zudem sagte er: «Die Leuchtschrift wäre in anderer Form viel teurer gekommen. Das Design könnte wie eine Kopie wirken, aber das ist es nicht.»

Migrolino zeigte sich unbarmherzig: Orhan Öztas muss den Pirolino-Schriftzug abmontieren.
Foto: Philippe Rossier

Auf «dreiste Weise» profitieren

Das brachte bei Migrolino das Fass zum Überlaufen. Kurz darauf werden vier Migrolino-Anwälte beim Einzelrichter des Handelsgerichts Zürich vorstellig. Sie fordern vorsorgliche Massnahmen. Sprich: eine Änderung des Schriftzugs. Öztas wolle «auf besonders dreiste Weise» vom guten Ruf von Migrolino profitieren. Eines der Beweismittel: der BLICK-Artikel.

Öztas droht ein teurer Rechtsstreit, der sich über Jahre hinziehen könnte. «Migrolino hat ganz andere finanzielle Möglichkeiten als ich», sagt er heute. «Ich glaube zwar, dass ich gewonnen hätte. Aber sogar dann wäre es sehr teuer für mich geworden.»

Foto: Philippe Rossier

Zwar versuchen Öztas und Migrolino, sich ohne Hilfe eines Richters zu einigen. Doch der Erfolg bleibt aus. Erst als der Einzelrichter vermittelt, schliessen die Streithähne einen Vergleich ab. 

Der Name darf nicht mehr auf -ino enden

Öztas hat bis Ende Juli Zeit, in allen Filialen die Pirolino-Schrift abzuhängen und die Logos auf den Plastiksäckli zu ändern. Der Schriftzug darf nicht mehr orange sein, der Name nicht mehr auf -ino enden. Hierfür trägt Öztas die Kosten.

Unternehmer: Wie BLICK im Januar schrieb, betreibt die Familie Öztas eine ganze Reihe von Geschäften, nicht nur Convenience-Läden.
Foto: Philippe Rossier

Migrolino bekräftigt gegenüber BLICK, zuerst das Gespräch mit dem türkischen Unternehmen gesucht zu haben. «Da eine einvernehmliche Lösung nicht erreicht werden konnte, blieb uns leider nichts anderes übrig, als den Gerichtsweg zu beschreiten», heisst es. Öztas haben eine verhältnismässig lange Übergangsfrist bekommen, um den Auftritt zu ändern.

Statt Pirolino werden Öztas' Lädeli bald nur noch Piro heissen, der Schriftzug wird grün sein. «Der Streit und das Ersetzen des Schriftzugs kosten mich mehrere Zehntausend Franken», sagt er. «Aber mit diesem Resultat kann ich leben. Die Sache ist für mich erledigt.»

Keine Ähnlichkeit zu Migrolino mehr: So wird das neue Logo von Orhan Öztas' Laden aussehen.
Foto: HO

Trotzdem bleibe er hässig auf Migrolino: «Die Migros hat jahrelang Markenprodukte imitiert, zeigt sich jetzt aber oberempfindlich.» Migrolino verweist auf das Gesetz, das für alle gleich ist. «Wir müssen unsere Rechte gegen solche krassen Verletzungen verteidigen, um sie vor Verwässerungen zu schützen.»

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