Physik
Künstliche Blitze am Säntis führen zu zeitweiligem Flugverbot

Ein von Genfer Forschern entwickelter Blitzableiter soll mit Lasertechnik künstliche Blitze erzeugen und so Flugzeuge vor Gewittern schützen. Anfang April startet auf dem Säntis die Testphase. Darum wird der Luftraum in diesem Gebiet temporär gesperrt.
Publiziert: 25.02.2020 um 12:39 Uhr
|
Aktualisiert: 25.02.2020 um 13:57 Uhr

Dies hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) entschieden. Betroffen ist der Himmel über Wildhaus SG in einem Radius von fünf Kilometern. Wenn Tests stattfinden, dürfen sich Flugzeuge nicht in diesem Raum bewegen. Piloten müssen sich vorgängig informieren, an welchen Tagen für das Gebiet ein Flugverbot gilt. Die Verfügung gilt bis zum Ende der Testphase Ende November.

Bis zu 400 Blitze entladen sich am Ostschweizer Hausberg pro Jahr. Dies will der Genfer Professor für angewandte Physik, Jean-Pierre Wolf, für sein Experiment nutzen. Mit seinem Team will er Laserstrahlen in Gewitterwolken schiessen und deren Auswirkungen testen.

Das Projekt namens «Laser Lightning Rod» soll zeigen, ob der Laser als Blitzableiter tatsächlich eine Zukunft hat. Es wird von der Europäischen Union mit knapp vier Millionen Euro unterstützt.

Genfer Forscher wollen Blitze mit Lasern beeinflussen. Anfang April startet in der Ostschweiz die Testphase. (Symbolbild)
Foto: ARNO BALZARINI

Ziel ist es, Blitze gezielt vom Himmel an den Boden leiten. Wolf schwebt vor, stationäre Lasersysteme rund um Flughäfen und Kraftwerke zu errichten, die heranziehende Gewitterwolken entladen, bevor sie gefährlich werden können.

Das Herzstück dieses Projekts ist die Entwicklung eines bis dahin einmaligen Super-Lasers. Mit diesem Laser lässt sich eine Art Kanal in Gewitterwolken erzeugen, das sogenannte Laserfilament. Sobald sich ein Blitz aus der Gewitterwolke entladen möchte, lässt dieses Laserfilament dem Blitz keine andere Chance, als aus dem vorgegebenen Kanal aus der Wolke auszutreten und so kontrolliert auf dem Boden einzuschlagen. Die Entwicklung des Lasersystems hat über zwei Millionen Franken gekostet.

Durch Blitzeinschläge in Flughäfen, Atomkraftwerken, Wolkenkratzern und Wäldern entstehen weltweit jährlich Schäden in Höhe von mehreren Milliarden Franken. Allein in den USA entsteht durch Gewitter und Blitzschlag ein wirtschaftlicher Schaden von fünf Milliarden Dollar jährlich, meist durch Störungen des Flugverkehrs und Schäden an Flugzeugen oder Hochspannungsleitungen.

Wolf arbeitet seit über zehn Jahren federführend am Projekt. Es gibt zahlreiche Partner, darunter die ETH Lausanne (EPFL), die Universität für angewandte Wissenschaften der Westschweiz HES, das Luft- und Raumfahrtunternehmen Ariane Group sowie der deutsche Laserentwickler Trumpf.

(SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.