Pharmageldspritze für Ärzte
Diese fünf Professoren kassieren am meisten

Ein Genfer steht an der Spitze – die Top 5 der Mediziner, die sich von der Pharmaindustrie Kongressbesuche und Beratungsaufträge bezahlen lassen.
Publiziert: 14.09.2023 um 15:06 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2023 um 15:52 Uhr
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Otto Hostettler
Beobachter

Pharmafirmen haben 2022 rund 7,5 Millionen Franken direkt an Ärztinnen und Ärzte überwiesen – eine Million mehr als im Vorjahr. Damit finanziert die Pharma den Ärzten Kongressgebühren und bezahlt sie für Vorträge und Beratungstätigkeiten. An der Spitze stehen fünf Professoren, zusammen kassierten sie 279’000 Franken.

Den höchsten Betrag erhielt der am Genfersee wohnhafte Osteoporose-Spezialist Jean-Yves Reginster. Der Osteoporose-Spezialist ist unter anderem ausserordentlicher Professor an der Universität Lüttich (Belgien) und Direktor des WHO-Kollaborationszentrums für Public-Health-Aspekte der muskuloskelettalen Gesundheit und des Alterns.

Pharmagelder.ch ist ein Projekt des Ringier Axel Springer Research Network, die Analyse erfolgte durch Beobachter, «Handelszeitung», «Blick» und «Sonntags-Blick».
Foto: Keystone
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75’000 Franken – von einer einzigen Firma

Reginster veröffentlichte Hunderte Publikationen zu verschiedenen Aspekten von Osteoporose, Arthrose und Gebrechlichkeit. Er ist auch Präsident der europäischen Gesellschaft für Osteoporose und Osteoarthritis sowie Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Internationalen Osteoporose-Stiftung.

Reginster erhielt letztes Jahr 75’240 Franken – ausbezahlt von einer einzigen Firma: der zum internationalen Viatris-Konzern gehörenden Mylan Pharma GmbH in Steinhausen ZG. Mylan ist auf dem Markt unter anderem mit Medikamenten im Bereich Osteoporose aktiv.

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Eine illustre akademische Gesellschaft

Auf Platz zwei liegt Luc Biedermann (55’677 Franken), Leitender Arzt an der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Unispital Zürich (Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt). Darauf folgt Biedermanns Klinikdirektor Gerhard Rogler (53’309 Franken), der auch Leiter des Adipositaszentrums am Unispital ist. Die viertgrösste Summe ging an Alfredo Addeo, Onkologie-Chefarzt am Unispital Genf (53’237 Franken), gefolgt von Roger Lehmann, stellvertretender Direktor der Klinik Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung des Unispitals Zürich (41’326 Franken).

Der Beobachter wollte von allen fünf Ärzten wissen, inwiefern ihre Beratungstätigkeit für die Pharmaindustrie und die daraus resultierenden finanziellen Einnahmen die ärztliche Unabhängigkeit tangiert. Reginster, Biedermann und Addeo liessen eine Anfrage unbeantwortet.

«Meiner Ausbildung und Stellung absolut angemessen»

Roger Lehmann, der als Leiter Diabetologie Patienten mit Diabetes, Hormonstörungen und Übergewicht behandelt, betont: «Da ich für praktisch alle im Diabetesbereich tätigen Pharmafirmen Vorträge halte, bin ich ärztlich unabhängig. Diese Vorträge halte ich meistens in meiner Freizeit und bereite sie zu Hause vor.» Entschädigt werde er mit einem Stundenhonorar von 100 bis 150 Franken, «was meiner Ausbildung und Stellung absolut angemessen ist», wie Lehmann findet.

Klinikdirektor Gerhard Rogler sagt über sich selbst, er gelte als eher «pharmakritisch». Die Beratungstätigkeiten würden seine ärztliche Unabhängigkeit «nach meinem Gefühl nicht tangieren». Er sei sich der «potenziellen und real existierenden Interessenkonflikte bewusst. Ich mache sie daher öffentlich und transparent und kann so jederzeit prüfen lassen, ob sie meine Verschreibungspraxis beeinflussen.»

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