Phänomen «Covid-Klarheit»
Flucht aus angestammten Berufen ist globaler Corona-Trend

Pflege, Gastronomie und Detailhandel sind laut Internationalen Arbeitsorganisation sogenannte Flucht-Branchen in der Corona-Pandemie. Was es damit auf sich hat und wie gross die Arbeitslosigkeit wirklich ist.
Publiziert: 17.01.2022 um 16:03 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2022 um 17:12 Uhr

Unzählige Menschen haben nach einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ihre Prioritäten in der Corona-Pandemie neu sortiert und ihre Tätigkeitsfelder verlassen. Besonders betroffen sind Gastronomie, Detailhandel und Pflegeberufe.

In manchen Branchen werde es immer schwieriger, Positionen zu besetzen, sagt ILO-Generaldirektor Guy Ryder am Montag in Genf.

Das Phänomen werde als «Covid-Klarheit» bezeichnet, sagt Ryder: Menschen seien sich in der Pandemie klar darüber geworden, dass ihre Arbeit ihre Erwartungen nicht erfülle oder sie nicht die gewünschte Anerkennung bekämen. Viele Menschen seien aus diesen und anderen Gründen nicht aktiv auf Arbeitssuche.

Gesundheitspersonal und Mitglieder vesrschiedener Verbände fordern an einer Kundgebung bessere Arbeitsbedingungen.
Foto: keystone-sda.ch
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Zahl der Arbeitslosen deutlich höher

Die effektive Zahl der Arbeitslosen sei deshalb sicher höher, als es offizielle Statistiken nahelegten. Die ILO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen.

Nach Hochrechnungen der offiziellen Statistiken dürften in diesem Jahr rund 207 Millionen Menschen weltweit arbeitslos sein, wie aus dem ILO-Bericht über Beschäftigungstrends 2022 hervorgeht. Das wäre verglichen mit 2021 (214 Millionen) und 2020 (224 Millionen) zwar eine Verbesserung. Im Jahr vor der Corona-Pandemie, 2019, waren es aber nur 189 Millionen.

«Die globalen Arbeitsmärkte erholen sich deutlich langsamer als erwartet», sagt Ryder. Die ILO rechnet damit, dass die Zahl der Arbeitslosen mindestens bis 2023 über dem Vorkrisen-Niveau bleibt. Gründe seien etwa die besonders ansteckenden Coronavirus-Varianten Delta und Omikron sowie die Unsicherheit über den Verlauf der Pandemie.

2022 dürfte es nach ILO-Berechnungen verglichen mit Ende 2019 ein Arbeitsstundendefizit geben, das 52 Millionen Vollzeitstellen mit einer 48-Stunden-Woche entspricht. Vor acht Monaten war die ILO noch optimistischer und hatte für dieses Jahr mit einem Minus gerechnet, das nur 26 Millionen Vollzeitstellen entsprochen hätte. Alle Zahlen sind um das Bevölkerungswachstum bereinigt. (SDA)

Homeoffice-Trend dürfte Corona überdauern

Die Pandemie hat Homeoffice buchstäblich salonfähig gemacht. Und der Trend zum Büro in der guten Stube dürfte Corona überdauern, wie eine Studie der OECD zeigt. Laut dieser ist der Anteil der Menschen im Homeoffice in den meisten Ländern der Staatengemeinschaft deutlich in die Höhe geschnellt. Insgesamt hat sich der durchschnittliche Homeoffice-Anteil in den 20 untersuchten OECD-Staaten seit Beginn der Pandemie mehr als verdreifacht. Am offensten gegenüber Homeoffice sind die Unternehmen in Polen, Spanien und Österreich eingestellt. Die Schweiz rangiert laut der OECD-Studie im Mittelfeld.

Die Marktforscher des Online-Stellenportals Indeed, welches die Studie in Zusammenarbeit mit der OECD erstellte, haben für Blick exklusiv berufstätige Personen in der Schweiz befragt. Die Resultate sind für die Deutschschweiz repräsentativ. 75 Prozent der Befragten befürworten die Homeoffice-Pflicht. Jobbereiche mit dem höchsten Anteil «Heimarbeit» sind: Software-Entwicklung, IT-Support, Marketing, Kundendienst und Bankwesen. Der Trend zu mehr Jobausschreibungen mit Homeoffice-Möglichkeit sei auch in der Schweiz ungebrochen: «Für viele Unternehmen ist Homeoffice inzwischen mehr als eine Pflichtübung.» Ulrich Rotzinger

Die Pandemie hat Homeoffice buchstäblich salonfähig gemacht. Und der Trend zum Büro in der guten Stube dürfte Corona überdauern, wie eine Studie der OECD zeigt. Laut dieser ist der Anteil der Menschen im Homeoffice in den meisten Ländern der Staatengemeinschaft deutlich in die Höhe geschnellt. Insgesamt hat sich der durchschnittliche Homeoffice-Anteil in den 20 untersuchten OECD-Staaten seit Beginn der Pandemie mehr als verdreifacht. Am offensten gegenüber Homeoffice sind die Unternehmen in Polen, Spanien und Österreich eingestellt. Die Schweiz rangiert laut der OECD-Studie im Mittelfeld.

Die Marktforscher des Online-Stellenportals Indeed, welches die Studie in Zusammenarbeit mit der OECD erstellte, haben für Blick exklusiv berufstätige Personen in der Schweiz befragt. Die Resultate sind für die Deutschschweiz repräsentativ. 75 Prozent der Befragten befürworten die Homeoffice-Pflicht. Jobbereiche mit dem höchsten Anteil «Heimarbeit» sind: Software-Entwicklung, IT-Support, Marketing, Kundendienst und Bankwesen. Der Trend zu mehr Jobausschreibungen mit Homeoffice-Möglichkeit sei auch in der Schweiz ungebrochen: «Für viele Unternehmen ist Homeoffice inzwischen mehr als eine Pflichtübung.» Ulrich Rotzinger

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