Patchwork-Billette waren zu kompliziert
Verkehrshaus Luzern schafft die Familien-Tickets ab

Patchwork-Familien und die steigende Zahl Alleinerziehender machen den Freizeiteinrichtungen bei der Tarifgestaltung zu schaffen. Viele kehren dem klassischen Familienticket den Rücken.
Publiziert: 05.01.2018 um 12:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:55 Uhr

Nach 15 Jahren ist Schluss: Das Verkehrshaus in Luzern, das meistbesuchte Museum der Schweiz, hat per 1. Januar 2018 das Familienticket abgeschafft. Das neue Preismodell basiert laut Medienmitteilung auf der Grundlage: «Eine Person gleich ein Eintrittspreis.»

Dadurch wird für viele Familien der Verkehrshaus-Besuch teurer.

Ein Preisbeispiel: Früher bezahlte eine Familie 65 Franken für das gemeinsame Museumsticket. Jetzt zahlt die Familie mit zwei Kindern 88 Franken. Dieser Preis setzt sich aus 32 Franken pro Erwachsenen und zwölf Franken pro Kind (unter 16) zusammen.

Alleinerziehende gleichgestellt: Für Familien gibt es im Verkehrshaus Luzern keine klassischen Vergünstigungen mehr.
Foto: Philipp Schmidli

Alleinerziehende mit zwei Kindern (unter 16) profitieren dagegen. Die Gruppe spart jetzt vier Franken gegenüber der alten Preisstruktur.

Preiserhöhung wegen «gesellschaftlichem Wandel»

Mit den neuen Tarifen werde man dem gesellschaftlichen Wandel des Familienbegriffs gerecht werden, heisst es in der Mitteilung weiter.

Mehr Patchwork-Familien und Alleinerziehende verkomplizierten offenbar den Verkauf. Es habe auch schon Versuche gegeben zu tricksen. «Die Handhabung der klassischen Familiendefinition hat zu längeren Verkaufsgesprächen und Warteschlangen geführt», begründet das Verkehrshaus. Die heute vorherrschenden Familienverhältnisse erschwerten zudem den Online-Verkauf.

Freizeit-Einrichtungen kommen von Familientickets ab

«Eltern wohnen zum Teil nicht mehr an der gleichen Adresse wie die Kinder. Kleinfamilien bilden die Mehrheit, und Teilzeitbeschäftigungsmodelle führen dazu, dass nicht mehr Vater und Mutter gleichzeitig die Freizeit mit den Kindern verbringen», so das Verkehrshaus weiter.

Wie der «Tages-Anzeiger» am Freitag berichtet, tun sich Freizeitparks schweizweit schwer mit dem Begriff «Familie». Das Alpamare biete seit letzten Sommer keine Familientickets mehr an. Heute gibts nur noch Einzeltickets. Zuvor hatte man ein klassisches Familienticket (zwei Elternteile, zwei Kinder) im Programm. Nun gibt es unter anderem Tickets für alleinerziehende Mütter mit zwei Kindern.

Auch das Technorama in Winterthur ZH hat das klassische Familienticket begraben. Das schon vor einem Jahr. «Wir haben eine neue Definition von Familie eingeführt. Ob ein Elternteil die Kinder begleitet, der Götti oder die Grossmutter, ist uns egal», sagt Marketing-Leiter Roy Schedler zum «Tages-Anzeiger».

Der Freilichtmuseum Ballenberg im Berner Oberland wiederum hält am klassischen Familienticket fest: «Ein für alle Familienformen passendes Angebot zu finden, ist sehr schwierig.» (uro)

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