Noch-Post-Chef gibt Tarif durch
1.20 Franken Porto für private Briefe

Morgen tritt Präsident Peter Hasler (70) von seinem Posten bei der Post zurück. In einem Interview sagt er, wie viel wir für Briefe eigentlich zahlen müssten, damit der gelbe Riesen die Kosten dafür decken kann.
Publiziert: 25.04.2016 um 11:38 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:10 Uhr
Ulrich Rotzinger

Er tritt am 26. April altershalben zurück. Zuvor gibt Post-Präsident Peter Hasler (70) aber nochmals den Tarif durch im wahrsten Sinne des Wortes. «Private Briefe sind zu günstig», sagt Hasler. Er plädiert für eine «spürbare» Erhöhung des Briefportos für B- und A-Post. «Realistisch wären wohl ungefähr 1 Franken und 1.20 Franken», sagt er im Interview mit dem «Tages-Anzeiger». 

Diese Erhöhung würde wettmachen, dass die Post seit über zehn Jahren die Tarife nicht angehoben hat laut Hasler. Durchschnittlich bezahle der Schweizer für Postdienste 5.50 Franken im Monat. «Da tut eine Tariferhöhung niemandem weh.»

Susanne Ruoff, CEO der Schweizerischen Post mit Peter Hasler, Präsident des Verwaltungsrats der Post. Ab 26. April gehen die beiden getrennte Wege.
Foto: Daniel Teuscher

Einen Zeithorizont nennt er jedoch nicht für die Erhöhung des Briefportos. «Beschlossen ist nichts, dieses Jahr passiert sicher nichts», sagt Post-Sprecher Bernhard Bürki zu BLICK. Hasler habe nur sagen wollen, dass der Bereich Privat-Post nicht kostendeckend ist und nur dank den Geschäftskunden im Moment noch rentabel sei.

Peter Hasler, Präsident des Verwaltungsrats der Schweizerischen Post AG, hält ein feuriges Plädoyer an der Bilanzkonferenz 2016 im März.
Foto: MARCEL BIERI

Trotzdem dürfte es zum Aufschrei kommen, wenn die Porti steigen. Hasler dämpft ab: «Es wäre kein grosser Aufreger. Die SBB haben ihre Preise Jahr für Jahr an.» Die Empörung der Konsumentenorganisationen kann er nicht nachvollziehen. «Kaufkraftbereinigt haben wir die günstigste Post der Welt. Dafür erwarten wir ein gewisses Verständnis für allfällige Preiserhöhungen», sagt Hasler.

Preisüberwacher Stefan Meierhans in seinem Büro in Bern.
Foto: KARL-HEINZ HUG

Kein Verständnis hat der Preisüberwacher: „Ich bin sehr erstaunt über solche Aussagen. Wie weit weg vom Kunden kann man sein, um eine solche Aussagen zu machen?“, sagt Preisüberwacher Stefan Meierhans (47) gegenüber «Radio 1». Dass man in wirtschaftlich schweren Zeiten wie jetzt leichtfertig sagt, es tue niemandem weh, wenn die Preise steigen, könne er nicht nachvollziehen, so Meierhans.

Meierhans: Sollte die Post tatsächlich eine Preiserhöhung anstreben, würde er diesen Antrag kritisch prüfen und wäre gespannt auf die Begründung. „Die Post liefert jährlich mehrere hundert Millionen Franken Gewinn ab. Von daher sehe ich keinen Grund, hier Preis-Anpassungen vorzunehmen“, so Meierhans zum Radio-Sender.

Gegenüber einer Privatisierung ist noch-Präsident Hasler geteilter Meinung: «In dem Fall müsste der Bund die Grundversorgung ausschreiben.» Dann bestehe aber die Gefahr, dass ein Brief ins Safiental plötzlich 1.50 Franken koste, ein Paket nach Scuol 15 Franken, nennt Hasler als Beispiele.

«Der Bund müsste die distanzunabhängigen Tarife subventionieren. Das wäre zwar marktwirtschaftlich sauber. Aber es entspräche nicht dem Willen der Politik und des Volkes», sagt Hasler.

Solche Gedanken muss er sich künftig aber keine mehr machen, ein anderer schon: CVP-Politiker Urs Schwaller (63) übernimmt Haslers Chefposten bei der Post.

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