Neues VR-Präsidium
Sie bringen Zug in die ABB

Die Aktionäre des Industriekonzerns ABB haben an der Generalversammlung alle Anträge des Verwaltungsrats (VR) genehmigt und Peter Voser als neuer VR-Präsident gewählt.
Publiziert: 01.05.2015 um 20:57 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:41 Uhr
Von René Lüchinger

Der letzte Tag im April war für den Zürcher 40-Milliarden-Konzern ABB ein besonderes Datum. Erstmals seit der existenzbedrohenden Krise Anfang des neuen Jahrtausends wählte die Generalversammlung mit dem Aargauer Peter Voser einen Schweizer ins Verwaltungsratspräsidium. Sie tat es mit nahezu absolutistischer Überzeugung: Über 99 Prozent der Aktionäre stimmten dafür.

Man darf, ja muss Verständnis zeigen für diese ungewöhnliche Einmütigkeit. Ältere Mitarbeiter haben nicht vergessen, wie die einst traditionsreiche Badener BBC 1988 mit der schwedischen Asea praktisch zwangsverheiratet wurde, weil sie andernfalls wohl am schnellen Herztod verstorben wäre.

Sie haben auch nicht vergessen, dass sich in der Teppichetage der neuformierten ABB die Manager aus dem Norden breitmachten, etwa der allmächtige Konzernchef Percy Barnevik. Er ging später als der grosse Abzocker in die Geschichte ein.

Die 200 ABB-Loks in der Schweiz (hier eine mit den Chefs im HB Zürich) werden derzeit auf stromsparend umgerüstet.
Foto: Valeriano Di Domenico

Jetzt hat also Peter Voser das oberste Amt im Konzern – vordergründig eine Art Anti-Barnevik. Ein bodenständiger Typ, aufgewachsen im aargauischen Neuenhof, gewissermassen im Schatten der alten BBC. Seine Eltern waren BBCler, ebenso die Eltern seiner Frau.

Als im neuen Jahrtausend die ABB-Konzernspitze um den Schweden Jörgen Centerman den Tanker auf Grund fuhr, liess Voser die Firma nicht im Stich. Vom Ölmulti Shell herkommend, heuerte er mitten in der grossen Krise als Finanzchef bei ABB an – zu einer Zeit, als der Aktienkurs um 70 Prozent einbrach und einzelne Banken den Konzern bereits aufgegeben hatten.

Doch das Tandem Jürgen Dormann als Konzernchef und Voser als Hüter der Zahlen kriegte die Kurve. Letzterer stieg nicht zuletzt dank diesem Husarenstück zum CEO des Ölmultis Shell auf. Bei ABB ging dies nicht vergessen. Der zweite im Bund, Ulrich Spiesshofer, CEO seit 2013, ist so etwas wie ein halber Schweizer: Der Baden-Württemberger kam 2005 zu ABB. Auch er vollbrachte ein Gesellenstück: Er verwandelte die zukunftsträchtige Robotik-Division von einem 200-Millionen-Minusgeschäft in die grösste Profitquelle im Konzern. Voser und Spiesshofer vereinen bei ABB Tradition, Krisenbewältigung und Zukunft.

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