Nestlé will Hautpflege-Geschäft loswerden
Schneider verscherbelt Brabecks Erbe

Mit dem Einstieg in den Hautpflegemarkt hat sich Nestlé keinen Gefallen getan. Jetzt steht der Geschäftsbereich zur Disposition. Der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller will die Hypothek schleunigst loswerden.
Publiziert: 21.09.2018 um 09:28 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2018 um 12:36 Uhr
Ulrich Rotzinger

Nestlé-Chef Mark Schneider (53) setzt das Messer beim Hautpflege-Geschäft an. Denn der Gigant aus Vevey VD soll schlanker werden. Sich aufs Kerngeschäft mit Nahrungsmitteln, Getränken und Produkten konzentrieren, die die Gesundheit unterstützen, lautet die Devise.

Das Hautpflege-Geschäft gehört nicht mehr dazu. «Nestlé Skin Health liegt zunehmend ausserhalb der strategischen Grenzen der Gruppe», hiess es gestern in einer Mitteilung. Schneider sagt darin, es sei der richtige Zeitpunkt gekommen, beispielsweise neue Eigentümer für das Geschäft zu suchen. 

Vom einstigen Präsidenten Peter Brabeck (73) wurden Gesundheitsmarken, dazu gehören Galdermas Daylong oder Proactiv, noch als Treiber der Nestlé-Gesundheitsstrategie und damit zukünftigen Wachstums erkoren.

Nestlé-Chef Mark Schneider sieht das Kaffeegeschäft mit Nespresso als Wachstumstreiber.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
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Mit Galderma verzockt

Doch in den letzten vier Jahren kam heraus, dass Nestlé sich mit Milliarden-Investitionen in das Dermatologie-Unternehmen Galderma gründlich verzockt hat. Im September 2017 liess Schneider den Produktionsstandort in Egerkingen SO schliessen – ein harter Schlag für die 3500-Seelen-Gemeinde. 

Nestlé-Analysten bei der Bank Vontobel sprechen von einer «Rekord-Wertvernichtung in den letzten vier Jahren». Die zuletzt eingeleitete Restrukturierung in diesem Geschäftsbereich half nichts.

Nestlé hatte sich verhauen: 2017 verhagelte ein Abschreiber von 2,8 Milliarden Franken bei Skin Health das Jahresresultat des Konzerns.

Brabecks Bremsklotz loswerden

Nestlé Skin Health trug im letzten Jahr lediglich 2,7 Milliarden Franken zum Konzernumsatz von 90 Milliarden Franken bei. Mehr als 5000 Angestellte in 40 Ländern arbeiten in diesem Geschäftsbereich, für den nun ein neuer Eigentümer gesucht wird.

Jetzt will Schneider Brabecks Bremsklotz loswerden. «Das ist eine der besten strategischen Entscheidungen bei Nestlé», heisst es bei der Bank Vontobel – auch von Analysten gibts also einen Tritt ans Schienbein von Ex-Präsident Brabeck. 

Chef Schneider kann derweil hoffen, mit einem blauen Auge davonzukommen. Analysten schätzen den Verkaufspreis auf 7 bis 8 Milliarden Franken. Darunter dürfte er kaum verkaufen wollen.

Reich werden will Nestlé im Bereich Health Science. Dieser konzentriert sich auf gesundheitsunterstützende Produkte wie medizinische Ernährung. Für diesen Wachstumsbereich sollen «substanzielle Mittel» bereitgestellt werden.

Auch Wachstumstreiber wie das Kaffee- und Wassergeschäft sowie Baby- und Tiernahrung sollen ausgebaut werden. Hier sind Zukäufe zu erwarten.

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