Nestlé gibt in einem internen Dokument zu
«Wir verkaufen vor allem ungesunde Lebensmittel»

Nestlé gibt in einem internen Dokument zu, dass man vor allem ungesundes Essen verkaufe. Das berichtet die «Financial Times».
Publiziert: 31.05.2021 um 18:02 Uhr

Dieses Fazit wird Nestlé-CEO Mark Schneider (55) nicht gerne hören: Mehr als 60 Prozent der Lebensmittel und Getränke des weltgrössten Nahrungsmittelkonzerns sind ungesund. Dies hat der Konzern aber in einem internen Dokument selber eingestanden, wie die «Financial Times» berichtet. «Einige unserer Produktkategorien und Produkte werden nie gesund sein, unabhängig davon, wie stark wir sie verändern», heisst es weiter in dem Dokument.

Schneider wird dies alles nicht gerne hören, denn die Selbsteinschätzung passt nicht zur Vision des CEO für Nestlé: Seit seinem Start 2017 versucht der deutsche Konzernchef, das Angebot konsequent auf Gesundheit und Nachhaltigkeit auszurichten. Das berichtet die «Handelszeitung».

Schneider hat Dutzende Artikel und Marken verkauft, die nicht dieser Vision entsprechen – und im Gegenzug «Brands» und Produkte übernommen, die heute gefragt sind: Schokolade und Süssgetränke fallen aus dem Sortiment. Vitamine und vegane Burger kommen hinzu.

In einem internen Papier schreibt Nestlé, dass es vor allem ungesunde Lebensmittel verkaufe.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Leute wollen «Junk Food» essen

Gemäss dem internen Dokument erhalten am Umsatz gemessen aber nur 37 Prozent aller Lebensmittel und Getränke ein Rating über 3,5 (von 5) gemäss dem international anerkannten australischen Gesundheits-Messsystem und gelten somit als gesund. In diesen 37 Prozent sind spezialisierte Produktkategorien – etwa Tierfutter, Kaffee oder Babynahrung – nicht berücksichtigt. Auf den Gesamtumsatz von 92,6 Milliarden Franken im Jahr umgerechnet bezieht sich die Analyse somit auf rund die Hälfte des Umsatzes.

Für Gesundheitsexpertin Marion Nestle (keine Verbindung zum Konzern) von der New Yorker Universität Cornell kommt diese Einschätzung nicht überraschend. «Nahrungsmittelhersteller haben die Aufgabe, Geld für die Aktionäre zu schaffen, und dies so schnell und in so grosser Menge wie möglich. Sie werden deshalb Produkte verkauften, die von der grossen Masse gefragt werden. Und was die Leute vor allem haben wollen, ist Junk Food - ungesundes Essen», sagte die Expertin Nestle der «FT».

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.

Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.

«Nestlé ist ein sehr intelligentes Unternehmen..(..).. aber sie haben ein echtes Problem… Forscher versuchen seit Jahren, den Anteil von Zucker und Salz zu verringern, ohne den Geschmack zu verändern, aber wissen Sie was? Dies ist schwierig zu erreichen», so die US-Expertin weiter.

«Balance zwischen Gesundheit und Genuss»

«In den letzten Jahren haben wir tausende von Produkten für Kinder und Familien lanciert, die externen Ernährungsstandards entsprechen ()...», nimmt Nestlé Stellung. «Sich gesund zu ernähren bedeutet, eine Balance zu finden zwischen Gesundheit und Genuss, davon sind wir überzeugt. Somit ist – zurückhaltend konsumiert – auch Platz für Genussnahrung», betont der Konzern.
«Die Richtung unseres Weges hat sich nicht verändert und ist klar: Wir werden unser Portfolio geschmackvoller und gesünder gestalten.» (mbü)


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