60 Millionen Scheine - aber die wenigsten brauchen sie
Landen die 200er-Nötli unter der Matratze?

Gestern hat die SNB ihre neuste Note präsentiert, den 200-Franken-Schein. Ab nächstem Mittwoch ist er im Umlauf. Aber braucht es den grossen Schein überhaupt noch?
Publiziert: 16.08.2018 um 10:34 Uhr
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Aktualisiert: 20.09.2018 um 15:13 Uhr
Konrad Staehelin

Eine 50er-Note haben die meisten Schweizer immer wieder mal im Sack. Aber eine 200er? Weniger als zehn Prozent geben laut einer Umfrage der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an, diese Note regelmässig zu brauchen. Ein Drittel aller Schweizer ist in den letzten zwei Jahren sogar kein einziges Mal damit in Kontakt gekommen.

Trotzdem sind vom 200er gleich viele Scheine wie vom 50er im Umlauf! Nämlich knapp 60 Millionen.

Die vierte von sechs Neuen

Doch: Wo sind die 60 Millionen 200er-Noten bloss? Für was werden sie gebraucht? 

Die neue 200er-Note wird enthüllt. Nächsten Mittwoch kommt sie in Umlauf.
Foto: Melanie Duchene
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Die Fragen stellen sich, weil Vizedirektor Fritz Zurbrügg (58) der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gestern am Zürcher Hauptsitz die neuste Version davon vorgestellt hat. Sie wird kommenden Mittwoch nach 50er-, 20er- und 10er-Note die vierte Note der neunten Banknoten-Serie sein, die in Umlauf kommt. Als Nächstes folgen die 1000er-Nötli im März 2019, darauf im Herbst noch die 100er.

SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg (58) präsentierte am Mittwoch die neue 200er-Note.
Foto: SNB
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Für die SNB braucht es den 200er also noch. Zurbrügg: «Wir haben in unserer Umfrage gesehen, dass diese Note oft im Zahlungsverkehr benutzt wird.»

Ein Blick in die SNB-Studie zeigt: Jene, welche die meisten 200er-Scheine besitzen, brauchen sie vor allem am Postschalter, um Rechnungen zu bezahlen. Zitat aus der Studie: «Dies gilt namentlich für Personen ab 55 Jahren und im Tessin.»

Beliebt für Wertaufbewahrung

Der andere Hauptzweck der 200er-Note: «Neben dem Zahlungsverkehr dürften einige sie auch zur Wertaufbewahrung brauchen», so Zurbrügg. Konkret: Mehr als ein Zehntel aller Schweizer, die Geld statt auf der Bank daheim horten, braucht dafür vor allem 200er-Noten. Möglich also, dass ein grosser Teil der 60 Millionen 200er-Noten unter Matratzen schlummert. 

Ob das Aussehen der neuen Scheine dies ändern kann? Auf jeden Fall hat sich Designerin Manuela Pfrunder (39) etwas einfallen lassen: Auf der Vorderseite sollen eine Hand, welche die drei Dimensionen im Raum zeigt, und ein Globus die wissenschaftliche Seite der Schweiz darstellen. Auf der Rückseite tut dies eine Abbildung einer Teilchenkollision – es ist eine Verbeugung vor dem Genfer Forschungszentrum Cern.

Schick, aber unbrauchbar!

Ulrich Rotzinger, Ressortleiter Wirtschaft

Zugegeben, die neue 200er-Note sieht fancy aus. Sie ist jetzt auch kleiner und passt besser ins Portemonnaie. Doch wohin ich auch denke, komme ich zum Resultat: Diese Note braucht kein Mensch. In den letzten drei Jahren hatte ich nur einmal einen 200er im Sack. Das war vor zwei Wochen. Losbekommen habe ich den Schein bis heute nicht. Bargeld benötige ich nur noch für Kleinkäufe am Kiosk oder am Laden um die Ecke. Mal einen Kaugummi oder ein Sandwich zum Zmittag. Die Kioskfrau nimmt grundsätzlich keine grossen Scheine. Die Verkäuferin im Laden wollte lieber, dass ich ihr maximal eine 100er-Note gebe. Niemand scheint dem grossen Schein zu trauen. Für mich fällt er zwischen Stuhl und Bank. Er ist zu gross für Käufe des täglichen Bedarfs und zu klein, um Erspartes in bar zu Hause aufzubewahren – was sowieso eine blöde Idee ist. Vielleicht kriege ich bald meine 200er-Note trotzdem los. Wenn die neue kommende Woche in den Umlauf kommt, ist sie noch eine grössere Rarität.

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Guido Schätti, Stv. Chefredaktor BLICK

Nur Bares ist Wahres. Das zeigt sich, wenn das Kartenlese-Gerät in Frankreich die Postfinance-Karte mal wieder nicht kennen will, und das Kreditkarten-Limit aus unerfindlichen Gründen bereits erreicht ist. Deshalb stecke ich vor den Ferien immer ein paar 200er ins Portemonnaie. Sicher ist sicher. Wenn ich sie nicht brauche, umso besser. Dann zahle ich halt den nächsten Lunch in der Kantine damit – und freue mich, dass ich ganz viele Nötli rausbekomme und mein Bargeld-Bedarf für Wochen gedeckt ist. Das schafft keine andere Note. Keine ist so vielseitig wie der 200er. Der 1000er ist für den Alltag ungeeignet. Kleinere Stückelungen wiederum brauchen mehr Platz. Nur der 200er taugt sowohl als eiserne Reserve wie als praktisches Zahlungsmittel. Das macht ihn obendrein zum perfekten Geschenk. Das neue Noten-Design setzt das kongenial um: Die drei Finger stehen für die Multifunktionalität des 200ers.

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