«Nachholbedarf» noch immer da
Konkurswelle rollt ungebremst durch die Schweiz

Was vermutet wurde, ist nun Gewissheit. Die Zahl der Firmenkonkurse steigt und steigt nach der Corona-Pandemie. Es dürften im kommenden Jahr noch mehr dazukommen.
Publiziert: 09.12.2022 um 10:50 Uhr

Derzeit wird der Konkurs der Traditionskette Vögele Shoes abgewickelt. Bis Ende Jahr werden fast alle Schweizer Filialen schliessen, die Mitarbeitenden haben die schriftlichen Kündigungen eben erst erhalten.

Vögele Shoes ist nur ein Beispiel von vielen. Die Firmenkonkurswelle rollt und rollt. Von Januar bis November sind in der Schweiz markant mehr Unternehmen in Insolvenz gegangen. Und der «Nachholbedarf» aus der Pandemie wird wohl im Jahr 2023 weitergehen.

Die Firmeninsolvenzen haben in den ersten elf Monaten des laufenden Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 33 Prozent zugenommen, wie einer am Freitag publizierten Auswertung von Creditreform zu entnehmen ist. Das bedeutet in absoluten Werten, dass von Januar bis November 6144 Unternehmen in der Schweiz ihre Türen für immer geschlossen haben.

Jüngstes Beispiel eines Firmenkonkurses: Vögele Shoes aus Uznach SG schliesst per Ende Jahr alle Filialen.
Foto: Pius Koller
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Creditreform rechnet für das zu Ende gehende Jahr mit rund 6700 Insolvenzen, das wären fast 31 Prozent mehr als 2021. Und es sehe auch nicht danach aus, als ob diese Welle im kommenden Jahr abebben werde. Möglicherweise kommt es gar angesichts der sich abzeichnenden konjunkturellen Abschwächung noch schlimmer.

Coronaeffekte verzerren das Bild

Die Zahl der Konkurse übersteigt auch die Werte der Vor-Coronajahre 2018 und 2019 um fast zehn Prozent, erklärte Creditreform. Den Anstieg in 2022 erklärt sich die Inkassofirma mit den staatlichen Pandemiehilfen im Frühjahr 2020.

Viele sogenannte «Zombiefirmen», die eigentlich konkursreif waren, hatten dank der Stützungsmassnahmen eine Gnadenfrist erhalten. Jetzt sei diese zusätzliche Liquidität aufgebraucht und es bleibe nur noch der Gang zum Konkursrichter.

Unter dem Strich mehr Firmen

Trotz der rekordhohen Zahl an Unternehmen, die pleitegehen, wagten auch dieses Jahr erneut tausende Unternehmer den Schritt in die Selbständigkeit. So wurden von Januar bis November gut 45'100 Firmen ins Handelsregister eingetragen.

Das sind zwar 1,2 Prozent weniger als im letzten Jahr. Abzüglich der wieder aus dem Handelsregister gelöschten Unternehmen bleibt unter dem Strich aber ein Firmenzuwachs von mehr als 19'500 Unternehmen.

Creditreform rechnet damit, dass sich die Situation bis Ende Jahr nicht mehr merklich verändert. Gemäss den Experten dürften sich die Neugründungen im Gesamtjahr auf rund 49'000 Stück belaufen. (SDA)

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