Auch Melectronics schliesst ein Viertel der Filialen
Was ist da los am Heimelektronikmarkt?

Coop hat das Ende von microspot.ch verkündet. Melectronics schliesst ein Viertel der Filialen. Und Steg ist komplett Pleite gegangen. Es scheint sich ein grosser Wandel auf dem Heimelektronikmarkt anzukünden.
Publiziert: 12.10.2023 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2023 um 09:10 Uhr
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

In der Heimelektronikbranche brodelt es: Am Mittwoch hat Coop bekannt gegeben, dass die beiden Onlineshops microspot.ch und interdiscount.ch zusammengelegt werden. Microspot wird es nur noch wenige Monate geben.

Aber geht die Rechnung für den Detailhändler auf? «Coop wird durch die Zusammenlegung an Umsatz verlieren», ist sich Handelsexperte Malte Polzin (50) sicher. Gemäss dem Beratungsunternehmen Caparthia liegt der Umsatz von microspot.ch deutlich höher als der vom Interdiscount-Webshop: Während Microspot in der Schweiz einen Umsatz von 349 Millionen Franken erwirtschaftet, sind es bei interdiscount.ch mit 145 Millionen weniger als die Hälfte.

Interdiscount hat zudem angekündigt, dass das breite Filialnetz mit 170 Läden bleiben soll. Längerfristig zweifelt Polzin jedoch daran.

Der Onlineshop microspot.ch wird in den kommenden Monaten verschwinden.
Foto: Screenshot
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«Die Zukunft im Heimelektronikmarkt ist ganz klar online», sagt der Experte weiter zu Blick. Denn im Heimelektronikmarkt wollen die Kundinnen und Kunden Preise vergleichen können – viel mehr als sonst im Detailhandel. Und das geht online nun mal am besten – und Lieferungen werden auch immer schneller und bequemer.

Migros räumt ebenfalls auf

Das weiss auch die Migros. Sie macht mit ihren Fachmärkten immer weniger Geld. Die Melectronics-Filialen sollen deshalb als Shop-in-Shop in den Supermarkt integriert werden. «Wir werden nach der Neuausrichtung gesamtschweizerisch noch immer 74 Melectronics haben», sagt Migros-Mediensprecher Patrick Stöpper gegenüber Blick. Ende 2022 waren es noch 98 – rund ein Viertel der Filialen werden also dichtgemacht.

Was mit den Mitarbeitenden passiert, ist noch unklar. «Dazu lässt sich im Detail noch nichts sagen. Dort, wo die Pläne schon fortgeschritten sind, werden Anschlusslösungen umgesetzt», sagt Stöpper weiter.

Handelsexperte Malte Polzin kann sich gut vorstellen, dass beim Verkauf von Elektronik in Zukunft ein Onlineanteil von 70 Prozent möglich sei. 2022 gaben die Schweizer Konsumenten online erstmals mehr Geld für Elektronik aus als im klassischen stationären Handel, wie Zahlen von GFK zeigen.

Online sticht Filialen aus

Online hat die Migros mit Digitec Galaxus die Nase ganz klar vorne. Der Umsatz lag 2022 bei 2.2 Milliarden Franken. Am Donnerstag hat die Migros-Tochter ein neues Feature bekannt gegeben: Wer bis 21 Uhr bestellt, bekommt die Lieferung bereits am nächsten Tag. Lieferant ist Planzer.

«Coop hat es mit microspot.ch dagegen ein zweites Mal nicht geschafft, einen Webshop als reinen Online-Anbieter respektive -Marktplatz zu etablieren», sagt Polzin. Auch mit Siroop ist Coop bereits gescheitert. Der Detailhändler betreibt neben Interdiscount auch noch Fust mit 143 Filialen sowie den Onlineshop nettoshop.ch. Auf Anfrage von Blick teilt Coop mit: «Es gibt derzeit keine Pläne, Fust oder nettoshop.ch aufzugeben.»

Auch Polzin glaubt, dass die beiden Formate nebeneinander existieren können. «Die Frage ist, wie lange sich Fust die Filialen leisten kann», sagt er weiter. Nettoshop.ch sieht er im Vorteil. «Denn die Zeit der grossen Filialfläche ist vorbei.»

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