Mit Rabatten und Gratisspenden
So gehen Grossverteiler und gegen Food Waste vor

Ein Drittel aller Schweizer Lebensmittel wird verschwendet. Auch die Grossverteiler haben daran ihren Anteil. Das machen Migros und Coop bereits jetzt gegen Food Waste.
Publiziert: 25.10.2019 um 23:36 Uhr
|
Aktualisiert: 23.04.2021 um 15:47 Uhr
Noël Brühlmann und Christian Kolbe

Essen gehört in den Magen. Und nicht in den Kübel. Doch das klappt nicht immer. 2,6 Millionen Tonnen Nahrungsmittel gehen in der Schweiz jährlich verloren. Enden als Dünger, Tierfutter oder landen gar im Abfall. Ein Fünftel aller Lebensmittelabfälle wird verbrannt.

Auch der Gross- und Detailhandel hat am sogenannten Food Waste seinen Anteil. Er macht aber nur etwa acht Prozent der gesamten Verschwendung aus. Was unternehmen Coop, Migros und Co. heute gegen die Essensverschwendung?

Planung und reduzierte Angebote

«Wir bieten Produkte, deren Verkaufs- oder Mindesthaltbarkeitsdatum sich nähert, oft zu reduzierten Preisen an», sagt Migros-Sprecher Patrick Stöpper. Das geschehe etwa in speziellen Körbchen auf Tischen. Gekennzeichnet mit speziellen Aufklebern.

Rund ein Drittel aller in der Schweiz produzierten Lebensmittel geht zwischen Feld und Teller verloren – oder wird verschwendet.
Foto: Getty Images
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Wichtig sei auch die Sortimentsplanung, so Stöpper weiter. «Wir wollen den Kunden das anbieten, was sie auch wollen. So können Überschüsse am einfachsten vermieden werden.»

1,4 Prozent des Essens wird nicht verkauft

Reicht das, um die Nahrungsmittelverschwendung völlig zu verhindern? Nicht ganz, räumt Stöpper ein. Aber fast: 98,6 Prozent der angebotenen Migros-Lebensmittel wurden 2018 verkauft oder abgegeben. Ein Teil auch gratis, an gemeinnützige Organisationen wie Schweizer Tafel oder Tischlein deck dich.

In anderen Worten: Nur 1,4 Prozent der Nahrungsmittel gelangten im vergangenen Jahr nicht an den Konsumenten. Stöpper: «1,1 Prozent davon wurden in Form von Biogas vergärt. Der Rest gelangte entweder in Tierfutter oder auf den Kompost.» Doch auch das kostet Millionen.

Auch Coop verschenkt Essen

Auch Coop meint es ernst. «Vermeiden kommt vor Verwerten und Entsorgen», lautet die Devise beim Detailhändler. Heisst: Mit flexiblen Bestellsystemen effizient planen. Und – ähnlich wie die Migros – die unverkauften, aber noch geniessbaren Produkte reduziert anbieten.

Auch Coop gibt nicht verkaufte Lebensmittel an soziale Organisationen ab. Jährlich über elf Millionen gespendete Mahlzeiten kommen so zusammen. Weniger als ein Prozent der Lebensmittel im Coop-Sortiment werden zu Tierfutter verarbeitet oder in Biogas-Anlagen verwertet. Und nur 0,2 Prozent des Essens wirft Coop tatsächlich weg.

Diese Angebote wollen Foodwaste bekämpfen

To good to go

Günstig einkaufen will jeder. Und wenn so auch noch Essen vor dem Abfall verschont werden kann, gleich doppelt. Auf dieses Konzept setzt «To good to go». Seit 2018 ist die App im Store erhältlich.

Die Funktion ist einfach: Alle Geschäfte im Umkreis des Kunden, die bei To good to go mitmachen, werden auf der Karte angezeigt. Wählt man eines aus, gelangt man zum Angebot. Online kann man dann gleich eine Mahlzeit reservieren. Achtung: Abholen kann man das Essen erst zu den angegebenen Zeiten – die Reservierung ist schon früher möglich.

Grossverteiler wie Migros, Coop oder Lidl machen mit. Auch teurere Anbieter wie Globus sind von der App überzeugt.

Foodsharing

Was Mobility seit Jahren mit Autos macht, ist auch mit Essen möglich: teilen! Alle Menschen können ihre Nahrungsmittel-Resten in öffentlichen Kühlschränken deponieren. Natürlich geht auch das Gegenteil: Essen mitnehmen – völlig kostenlos.

Online kann eingesehen werden, wo sich die Kühlschränke befinden. Im Kanton Zürich etwa gibts sieben solcher Fair-Teiler, auch in Bern gibt es solche Angebote.

To good to go

Günstig einkaufen will jeder. Und wenn so auch noch Essen vor dem Abfall verschont werden kann, gleich doppelt. Auf dieses Konzept setzt «To good to go». Seit 2018 ist die App im Store erhältlich.

Die Funktion ist einfach: Alle Geschäfte im Umkreis des Kunden, die bei To good to go mitmachen, werden auf der Karte angezeigt. Wählt man eines aus, gelangt man zum Angebot. Online kann man dann gleich eine Mahlzeit reservieren. Achtung: Abholen kann man das Essen erst zu den angegebenen Zeiten – die Reservierung ist schon früher möglich.

Grossverteiler wie Migros, Coop oder Lidl machen mit. Auch teurere Anbieter wie Globus sind von der App überzeugt.

Foodsharing

Was Mobility seit Jahren mit Autos macht, ist auch mit Essen möglich: teilen! Alle Menschen können ihre Nahrungsmittel-Resten in öffentlichen Kühlschränken deponieren. Natürlich geht auch das Gegenteil: Essen mitnehmen – völlig kostenlos.

Online kann eingesehen werden, wo sich die Kühlschränke befinden. Im Kanton Zürich etwa gibts sieben solcher Fair-Teiler, auch in Bern gibt es solche Angebote.

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Mit diesen zehn Tipps machen Sie Foodwaste den Garaus

1. Nicht zu viel einkaufen: Schon mit cleverem Einkaufen können Sie sehr viel bewirken. Schreiben Sie sich auf, was Sie benötigen. Und kaufen Sie nicht mit leerem Magen ein. So vermeiden Sie, dass Sie Nahrungsmittel posten, die Sie gar nicht benötigen.

2. Nicht auf Sonderangebote hereinfallen: Oft bieten Detailhändler Angebote wie «3 für 2» oder «beim Kauf von 3 gibts eines gratis» an. Lassen Sie sich nicht von diesen Lock-Angeboten zum Kauf verleiten, sondern halten Sie sich an Ihre Einkaufsliste. Dann kaufen Sie auch nicht mehr, als Sie konsumieren können. Ausnahme: Punkt 6 dieser Liste.

3. Auch «hässliches» Gemüse kaufen: Entscheiden Sie sich bewusst, auch Karotten und Früchte zu kaufen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen. So bewirken Sie, dass künftig «hässliche» Exemplare nicht aussortiert und weggeworfen werden.

4. Essen richtig lagern: Falsches Lagern von Nahrungsmittel sorgt für einen Grossteil des Foodwastes im Haushalt. Kaufen Sie die richtigen Behälter, lagern Sie Früchte im Keller und räumen Sie den Kühlschrank richtig ein. Das heisst: Gemüse gehört ins unterste Fach, gleich darüber Fleisch. In den obersten Etagen kommen dann die selbst gemachten Speisen hin – so bleibt alles am längsten haltbar.

5. Daten auf Verpackung richtig beurteilen: «Mindestens haltbar bis» ist keinesfalls zu verwechseln mit «zu verbrauchen bis». Produkte, die das Mindest-Haltbarkeits-Datum überschritten haben, sind oftmals noch geniessbar. Überzeugen Sie sich selber davon, bevor Sie das Essen wegwerfen.

6. Rabattjagd am Feierabend: Wenige Stunden vor Ladenschluss gehen die Preise runter. Migros, Coop und Co. kleben rote Rabatt-Punkte auf verderbliche Waren. Wer zur rechten Zeit kommt (meist nach 18 Uhr), spart kräftig. Motto der Händler: Lieber zum halben Preis verkaufen als gar nicht.

7. Resten verwerten nach dem Kochen: Spass und Kreativität sind im Kampf gegen Foodwaste entscheidend. Denn: Auch mit Resten können Sie etwas Tolles auf den Teller zaubern! Probieren Sie aus, versuchen Sie Resten zu kombinieren.

8. Sharing is caring: Auch wenn trotz all diesen Massnahmen einmal etwas übrig bleibt, ist dies nicht weiter tragisch. Gerade Früchte oder Gemüse können Sie den Nachbarn anbieten. Oder Sie offerieren das Essen Ihren Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz.

9. Essen retten mit Smartphones: Indem Sie auf digitale Angebote zurückgreifen, können Sie Nahrungsmittel vor dem «Kübel-Tod» bewahren. Die App «Too good to go» etwa zeigt an, in welchen Geschäften übrig gebliebene Nahrungsmittel zu einem reduzierten Preis angeboten werden. So profitieren Sie auch finanziell.

10. Lebensmittel einfrieren statt wegschmeissen: Viele Produkte oder Gerichte können Sie im Tiefkühler zwischenlagern. Etwa Pasta, Risotto oder Eintopf-Gerichte. Aber Achtung: Speisen mit gekochten Eiern oder Eiweiss sind nicht zum Einfrieren geeignet. (bro)

1. Nicht zu viel einkaufen: Schon mit cleverem Einkaufen können Sie sehr viel bewirken. Schreiben Sie sich auf, was Sie benötigen. Und kaufen Sie nicht mit leerem Magen ein. So vermeiden Sie, dass Sie Nahrungsmittel posten, die Sie gar nicht benötigen.

2. Nicht auf Sonderangebote hereinfallen: Oft bieten Detailhändler Angebote wie «3 für 2» oder «beim Kauf von 3 gibts eines gratis» an. Lassen Sie sich nicht von diesen Lock-Angeboten zum Kauf verleiten, sondern halten Sie sich an Ihre Einkaufsliste. Dann kaufen Sie auch nicht mehr, als Sie konsumieren können. Ausnahme: Punkt 6 dieser Liste.

3. Auch «hässliches» Gemüse kaufen: Entscheiden Sie sich bewusst, auch Karotten und Früchte zu kaufen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen. So bewirken Sie, dass künftig «hässliche» Exemplare nicht aussortiert und weggeworfen werden.

4. Essen richtig lagern: Falsches Lagern von Nahrungsmittel sorgt für einen Grossteil des Foodwastes im Haushalt. Kaufen Sie die richtigen Behälter, lagern Sie Früchte im Keller und räumen Sie den Kühlschrank richtig ein. Das heisst: Gemüse gehört ins unterste Fach, gleich darüber Fleisch. In den obersten Etagen kommen dann die selbst gemachten Speisen hin – so bleibt alles am längsten haltbar.

5. Daten auf Verpackung richtig beurteilen: «Mindestens haltbar bis» ist keinesfalls zu verwechseln mit «zu verbrauchen bis». Produkte, die das Mindest-Haltbarkeits-Datum überschritten haben, sind oftmals noch geniessbar. Überzeugen Sie sich selber davon, bevor Sie das Essen wegwerfen.

6. Rabattjagd am Feierabend: Wenige Stunden vor Ladenschluss gehen die Preise runter. Migros, Coop und Co. kleben rote Rabatt-Punkte auf verderbliche Waren. Wer zur rechten Zeit kommt (meist nach 18 Uhr), spart kräftig. Motto der Händler: Lieber zum halben Preis verkaufen als gar nicht.

7. Resten verwerten nach dem Kochen: Spass und Kreativität sind im Kampf gegen Foodwaste entscheidend. Denn: Auch mit Resten können Sie etwas Tolles auf den Teller zaubern! Probieren Sie aus, versuchen Sie Resten zu kombinieren.

8. Sharing is caring: Auch wenn trotz all diesen Massnahmen einmal etwas übrig bleibt, ist dies nicht weiter tragisch. Gerade Früchte oder Gemüse können Sie den Nachbarn anbieten. Oder Sie offerieren das Essen Ihren Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz.

9. Essen retten mit Smartphones: Indem Sie auf digitale Angebote zurückgreifen, können Sie Nahrungsmittel vor dem «Kübel-Tod» bewahren. Die App «Too good to go» etwa zeigt an, in welchen Geschäften übrig gebliebene Nahrungsmittel zu einem reduzierten Preis angeboten werden. So profitieren Sie auch finanziell.

10. Lebensmittel einfrieren statt wegschmeissen: Viele Produkte oder Gerichte können Sie im Tiefkühler zwischenlagern. Etwa Pasta, Risotto oder Eintopf-Gerichte. Aber Achtung: Speisen mit gekochten Eiern oder Eiweiss sind nicht zum Einfrieren geeignet. (bro)

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