Mit 90 Jahren verstorben
Samih Sawiris trauert um seinen Vater

Der Vater des Andermatt-Investors Samih Sawiris ist im ägyptischen El Gouna verstorben. Er hinterlässt drei Söhne – und ein Milliardenvermögen.
Publiziert: 05.07.2021 um 10:37 Uhr
Marc Iseli

Im August wäre er 91 Jahre alt geworden. Aber Onsi Sawiris ist vor einer Woche im ägyptischen Ferienresort El Gouna gestorben. Er ist der Vater von Orascom-Besitzer und Andermatt-Umbauer Samih Sawiris (64). Die Bande zwischen den beiden waren eng.

Onsi war der Patriarch der Familie. Er erlebte stürmische Zeiten: Kolonialismus, Krieg, Enteignung. In jungen Jahren war er dabei, als das Königreich Ägypten die britische Herrschaft abschüttelte. Sawiris erlebte, wie das faschistische Italien im Zweiten Weltkrieg das Nil-Land zu erobern versuchte, wie Ägypten den Palästinakrieg verlor und wie der Militärmann Gamal Abdel Nasser (1918–1970) zum Führer der arabischen Welt aufsteigen wollte.

1950 gründete Onsi Sawiris seine erste Baufirma. Er war damals 20 Jahre alt. Das Geschäft florierte, Onsi baute Strassen und Kanäle und erzielte so die ersten Millionen. 1961 verstaatlichte der damalige ägyptische Präsident Nasser die Firma. Onsi Sawiris blieb als Staatsangestellter bis 1966 in Kairo, setzte sich dann nach Libyen ab, wo er eine neue Firma gründete und abermals enteignet wurde. 1972 kehrte er zurück nach Kairo und gründete mit fünf Angestellten die Firma Orascom.

Onsi Sawiris: Im Alter von 90 Jahren verstorben.
Foto: Orascom
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Übergabe an die Söhne

Die Kinder Naguib, Samih und Nassef – geboren 1954, 1957 und 1961 – blieben die ganze Zeit über mit der Mutter in Kairo. Die drei Sprösslinge schlossen die Deutsche Evangelische Oberschule ab. Der älteste – Naguib – ging anschliessend nach Zürich, um an der ETH Maschinenbau zu studieren. Samih zog es für ein Studium der Ingenieurwissenschaften nach Berlin. Nassef erwarb einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der renommierten University of Chicago.

Zu der Zeit war die Ökonomie-Koryphäe Milton Friedman (1912–2006) zwar bereits im Ruhestand. Der Geist des Nobelpreisträgers und sein unbändiges Credo für freie Märkte wehte aber noch durch die Hallen der Lehranstalt.

In den 90er-Jahren teilte der Vater den Mischkonzern Orascom unter den Söhnen auf. Samih erhielt die Tourismussparte, Naguib das Telekomimperium und Nassef die Bauaktivitäten. Samih widmete sich intensiv dem Aufbau von El Gouna – und mit Andermatt wagte er erstmals ein Entwicklungsprojekt in Europa. Er ist mittlerweile Ehrenbürger des Kantons Uri. Es ist sein Verdienst, dass Andermatt heute ein Tourismusmagnet und keine schattige Militär-Ruine ist.

Koptischer Mönch kondoliert

Vater Onsi und Sohn Samih haben sich bis zuletzt intensiv ausgetauscht. Das Unternehmertum verband die beiden. Aber auch die Liebe zum Wasser, die Skepsis gegenüber den Mächtigen in der Politik – und der Glaube. Der Sawiris-Clan gehört zur christlichen Minderheit Ägyptens.

Das ist eine prägende Erfahrung, insbesondere angesichts des Milliardenvermögens, das der Clan angehäuft hat, und das immer wieder Begehrlichkeiten in der Kairoer Politik geweckt hat. Vater Onsi galt bis zum Tod als Milliardär.

Nach seinem Ableben trauern auch die Kopten in der Schweiz. Der koptische Pater Isodoros aus dem Kloster Einsiedeln kondoliert der Familie.

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