Minuszinsen bereits ab 250'000 Franken
Wer viel hortet, zahlt jetzt schon drauf

Immer mehr Schweizer Banken verlangen Strafzinsen auf Sparguthaben. Manche bereits ab 250'000 Franken. Ein Überblick.
Publiziert: 11.09.2019 um 23:12 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2019 um 10:23 Uhr
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Sven ZauggRedaktor SonntagsBlick

Die Banken bitten zur Kasse! Eine BLICK-Umfrage in der Branche zeigt: Wer bei den Schweizer Finanzinstituten viel Geld hortet, muss blechen. Aber auch Sparer mit mittlerem Vermögen auf dem Konto müssen drauflegen, um ihr Geld dort zu deponieren.

Bereits seit 1. April erhebt die Bündner Kantonalbank bei neu eröffneten Konti ab 250'000 Franken einen Minuszins von 0,75 Prozent pro Jahr. Das heisst: Das Vermögen des Kantonalbank-Kunden schrumpft jährlich um 1875 Franken.

Gleiches bei der UBS. Neu erhebt die Grossbank ab 1. November einen Minuszins von 0,75 Prozent auf Guthaben, die den Betrag von zwei Millionen Franken übersteigen. Bei der Credit Suisse müssen die Privatkunden mit über einer Million auf einem Euro-Konto einen Negativzins von 0,40 Prozent berappen. Auf Sparvermögen in Schweizer Franken hat die Bank bislang abgesehen, einen Negativzins einzuführen.

Bereits seit 1. April erhebt die Bündner Kantonalbank bei neu eröffneten Konti ab 250'000 Franken einen Minuszins von 0,75 Prozent pro Jahr. Das heisst: Das Vermögen des Kunden schrumpft jährlich um 1875 Franken.
Foto: Mattias Nutt Photography
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Keine Zinsen bei Raiffeisen

Die Postfinance verlangt für Geschäfts- und Privatkunden auf Franken- und Euro-Konten ein Prozent Strafzins. Bei den Privatkunden liegt die Schwelle bei 500'000 Franken, bei den Geschäftskunden legt die Post-Tochter den Freibetrag nach eigenen Angaben individuell fest. Die Migros-Bank erhebt  seit über zwei Jahren einen Zins von minus 0,75 Prozent auf jenen Teil, der eine Million Franken bei Privatkunden und bei fünf Millionen Franken bei Unternehmen übersteigt.

Ganz anders bei den Raiffeisen-Banken. Die St. Galler Zentrale empfiehlt ihren Ablegern in der Region, «keine Negativzinsen auf Sparvermögen zu verrechnen». Alle angefragten Banken behalten sich vor, kurzfristig Anpassungen vorzunehmen. 

Das ist der Leitzins – und darum ist er negativ

Der Leitzins wird von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) festgelegt und gibt an, zu welchem Zinssatz sich Geschäftsbanken Geld bei der SNB leihen können. Mit dem Leitzins steuert die Nationalbank die Geldpolitik und versucht unter anderem, den Wert des Schweizer Franken zu beeinflussen. Konkret: den Franken gegenüber Euro oder US-Dollar zu schwächen.

Seit Januar 2015 – kurz nach der Aufhebung des Mindestkurses – ist der Leitzins in der Schweiz negativ, liegt bei minus 0,75 Prozent. Das heisst, die Geschäftsbanken bezahlen nicht für das Ausleihen von Geld, sondern für das Anlegen. Konkret: Wenn die Banken zu viel Geld bei der SNB parkieren, müssen sie abzüglich eines Freibetrags einen Strafzins zahlen. Dank der Negativzinsen hat die SNB im letzten Jahr gut 2 Milliarden Franken eingenommen.

Der Leitzins hat einen grossen Einfluss auf das allgemeine Zinsniveau in der Schweiz. Viele Zinssätze wie etwas Spar- und Hypothekarzinsen richten sich nach der Veränderung des Leitzinses. Christian Kolbe

Der Leitzins wird von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) festgelegt und gibt an, zu welchem Zinssatz sich Geschäftsbanken Geld bei der SNB leihen können. Mit dem Leitzins steuert die Nationalbank die Geldpolitik und versucht unter anderem, den Wert des Schweizer Franken zu beeinflussen. Konkret: den Franken gegenüber Euro oder US-Dollar zu schwächen.

Seit Januar 2015 – kurz nach der Aufhebung des Mindestkurses – ist der Leitzins in der Schweiz negativ, liegt bei minus 0,75 Prozent. Das heisst, die Geschäftsbanken bezahlen nicht für das Ausleihen von Geld, sondern für das Anlegen. Konkret: Wenn die Banken zu viel Geld bei der SNB parkieren, müssen sie abzüglich eines Freibetrags einen Strafzins zahlen. Dank der Negativzinsen hat die SNB im letzten Jahr gut 2 Milliarden Franken eingenommen.

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