Minimiere dein Risiko
Wann droht einer Bank der Bankrott?

Bei Solvenzproblemen einer Bank sind deine Guthaben bis zu 100'000 Franken gesichert. Um Risiken zu antizipieren, ist es am wichtigsten, die eigenen Vermögensverhältnisse zu prüfen. Überblick über die verschiedenen Arten von Bankrisiken.
Publiziert: 14.03.2023 um 16:03 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2023 um 11:44 Uhr
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Myret Zaki

Du hast ein schönes Sümmchen auf deinem Sparkonto angesammelt? Vielleicht hat die Bank deinem Unternehmen einen Kredit gegeben? Wie sicher ist dein Geld? Unter welchen Umständen kann eine Bank bankrott gehen? Ein Überblick über die verschiedenen Fälle, in denen die Solvenz eines Finanzinstituts gefährdet oder geschwächt werden kann.

Welche Risiken bestehen für die Konten der Kunden?

Wenn eine Bank in der Schweiz Konkurs anmeldet, ist deine Einlage als Kunde bis zu 100'000 Franken gesichert. Mit anderen Worten: Du hast die Gewissheit, dass du deine ersten 100'000 Franken zurückerhältst. Danach gibt es für alles, was über 100'000 Franken pro Konto hinausgeht, keine Garantie mehr.

Diese Guthaben fallen in die Konkursmasse der Bank und können von den Kunden bei der Verteilung des Konkurserlöses zurückgefordert werden, aber es gibt keine Gewissheit, dass dieses Geld vollständig bezogen werden kann. Damit die Banken diesen Schutz für die Ersparnisse der Kunden bis zu 100'000 Franken pro Konto gewährleisten können, müssen sie laut Finanzmarktaufsicht (Finma) ständig eine Kapitalreserve in Höhe von 125 Prozent der versicherten Einlagen halten.

Finanzmarktrisiken, Kreditrisiken, ausserbilanzielle Vermögenswerte: Auch wenn Banken unfehlbar erscheinen, gibt es viele Risiken, die auf sie lauern.
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Wenn die Liquidität des insolventen Instituts nicht ausreicht, um die Garantieverpflichtung der Bank zu decken, gibt es eine vom Bankensektor geschaffene Einlagensicherung namens Esisuisse, die den zusätzlichen Betrag auszahlt. Sie verfügt über maximal 8 Milliarden Franken, womit sie 80'000 Konten zu 100'000 Franken abdecken kann.

Exposure gegenüber den Finanzmärkten

Eine Bank, die nicht an den Finanzmärkten engagiert ist (d. h. die nicht an internationalen Börsen handelt), wird vor einem wichtigen Risiko bewahrt: dem Marktrisiko. Das Eingehen übermässiger Risiken auf den Aktienmärkten ist eine der grössten Gefahren für die Solvenz einer Bank, d. h. ihre Fähigkeit, ihre Schulden zurückzuzahlen oder ihre Verluste zu decken.

Der Zusammenbruch der UBS im Jahr 2008 wurde beispielsweise durch ihr hohes Engagement auf dem US-Markt für Subprime-Hypotheken verursacht, riskante Immobilienkredite, die aufgrund steigender Zinssätze zusammenbrachen. Wenn man von «Exposure» spricht, handelt es sich in diesem Fall UBS um den Betrag, den die Bank auf eigene Rechnung in diese faulen Wertpapiere investiert hatte.

Es handelt sich also um den Betrag, der ganz oder teilweise verloren gehen kann. Dieser Betrag war in der Bilanz unter den Aktiva aufgeführt. Als der Wert dieses Vermögenswerts fiel, verschlangen die Verluste das Kapital der Bank, die nicht mehr über genügend Kapital (Eigenkapital) verfügte, um die Verluste zu decken. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) rettete die UBS 2009, indem sie die notleidenden Vermögenswerte aus der Bilanz der Bank herausnahm und separat verwaltete. Die UBS-Bilanz wurde von den toxischen Vermögenswerten befreit und wieder in Ordnung gebracht.

Kreditrisiko

Eine weitere Art des Kreditengagements einer Bank kann ihre Solvenz gefährden: ihre Rolle als Gläubiger. Es gibt nur wenige Banken, die kein Kreditengagement haben. Aber es gibt Schuldner, die viel riskanter sind als andere. Eine Bank kann zum Beispiel einem grossen Hedgefonds Geld geliehen haben, der bankrott gegangen ist, einem Land, das kurz vor der Zahlungsunfähigkeit steht, oder einer bankrotten Kryptowährungsplattform.

Diese drei Fälle sind in den vergangenen Jahren aufgetreten. Im Jahr 2020 liehen die Credit Suisse und andere Banken bis zu 80 Milliarden Dollar in Form von Derivaten an einen Hedgefonds namens Archegos, damit dieser mit Technologietiteln spekulieren konnte. Die Banken hielten die Wertpapiere in seinem Namen. Die Wertpapiere fielen und der Fonds ging im März 2021 in Konkurs. Goldman Sachs konnte seine Anteile rechtzeitig liquidieren, doch die Credit Suisse verlor 5,5 Milliarden US-Dollar. Ihre Solvenz wurde nicht ernsthaft infragegestellt, da die Bank über genügend Kapital verfügte, um ihre Verluste zu decken, aber Insolvenzgerüchte reichten aus, um Abwanderungen von Kunden der Bank zu erzeugen.

Insolvenz der europäischen Banken

Im Zuge der griechischen Schuldenkrise 2010–2012 wurde die Insolvenz der europäischen Banken befürchtet, da sie Athen viel Geld geliehen hatten. Da der IWF Griechenland half und die Europäische Zentralbank (EZB) die aggressiven Spekulationen von Hedgefonds gegen die Wertpapiere der europäischen Banken stoppte, blieben diese jedoch ausreichend kapitalisiert, um ihre Verluste zu decken. Sie brauchten einige Jahre, um wieder ausreichend Kapital aufzubauen.

Schliesslich blieb auch der spektakuläre Zusammenbruch der Kryptowährungsbörse FTX in diesem Jahr nicht ohne Folgen für die Banken. Ende Januar 2023 wurde bekannt, dass mehrere grosse Finanzinstitute FTX Geld geliehen hatten. Bleibt die Frage nach der Grösse des Engagements. Institute wie BNP Paribas, Société Générale, Goldman Sachs oder Deutsche Bank könnten durch die Verluste geschwächt werden, auch wenn die Gefahr eines Konkurses noch weit entfernt ist. Kleinere Kreditgeber mussten hingegen nach der Insolvenz von FTX selbst Insolvenz anmelden.

Qualität der Bilanz

Was ist gemeint, wenn man sagt, dass eine Bank geschwächt ist? Es geht um die Bilanzstärke. Wenn eine Bank Verluste erleidet, kann sie diese Verluste durch ihr Kapital (in ihrer Bilanz) decken. Wenn dieses Kapital nicht ausreicht, ist die Solvenz gefährdet. Eine Negativspirale wird in Gang gesetzt. Die Aktionäre sehen die Gefahr einer Insolvenz und verkaufen die Bankaktien. Häufig sind Aktien Teil des Eigenkapitals, aus dem sich das Kapital einer Bank zusammensetzt. Je mehr der Wert ihrer Aktien sinkt, desto schlechter ist ihre Bilanz kapitalisiert.

Eine Bilanz von guter Qualität enthält solide Vermögenswerte. Die sicherste Kapitalkategorie ist Bargeld. Danach folgen Anleihen und Aktien. Dann gibt es noch erlaubte, aber weniger sichere Kapitalarten, mit denen die regulatorischen Anforderungen erfüllt werden können, die aber nicht so solide sind.

Ein Beispiel sind die CoCos, bedingte Wandelanleihen. Diese Art von Kapital wurde nach der Eurokrise 2010–2012 zugelassen, um den europäischen Banken bei der Rekapitalisierung zu helfen. Es handelt sich um Anleihen, die die Bank an externe Investoren ausgibt und die im Bedarfsfall in Aktien umgewandelt werden können, um Verluste aufzufangen. Da es sich um Schulden mit niedrigerem Rating handelt, ist der Zinssatz höher.

Durch die Ausgabe von CoCos zahlen die Banken also höhere Zinsen, übertragen aber das Kreditrisiko auf externe Investoren, anstatt es selbst zu tragen. Die Anleger, die diese Anleihen halten, erhalten ihrerseits einen regelmässigen Kupon, aber im Krisenfall erhalten sie möglicherweise fallende Bankaktien, und sie würden im Falle einer Bankpleite nicht als vorrangige Gläubiger gelten. Ausserdem ist es für die Anleger schwierig, diese CoCos zu verkaufen, wann immer sie wollen, da die Aufsichtsbehörde dies aus Gründen der Finanzstärke der betreffenden Bank ablehnen kann.

Die ausserbilanziellen Vermögenswerte

Die Bilanz einer Bank ist ein Spiegelbild ihrer finanziellen Gesundheit. Aber man muss auch einen Blick auf das werfen, was nicht in der Bilanz ausgewiesen wird. Nämlich die «ausserbilanziellen» Vermögenswerte.

Diese Vermögenswerte findet man in der Regel in den Anmerkungen und Anhängen der Jahresberichte, weil die Geschäfte abgeschlossen sind, aber die Möglichkeit besteht, dass die Bank unter Umständen Haftung übernehmen muss. Warum sollte man sich für die ausserbilanziellen Posten interessieren? Weil diese Vermögenswerte im Falle einer Krise die Bank in irgendeiner Weise belasten. Es handelt sich also um ein verstecktes Risiko. Typischerweise können Derivate ausserbilanziell verbucht werden. Sie können jedoch ein Liquiditätsrisiko (Schnelligkeit des Verkaufs), ein Marktrisiko (Preisschwankungen) oder ein Kontrahentenrisiko (Gesundheit der anderen Partei der Transaktion) darstellen – Risiken, die sich als fatal erweisen können.

Beispielsweise kann eine Bank Vermögenswerte halten, die plötzlich illiquide, d. h. unverkäuflich werden. Es war die Ignoranz der ausserbilanziellen Verbindlichkeiten von Lehman Brothers, die den grössten Bankrott der Branche verursachten. Die ausserbilanziellen Vermögenswerte werden heute besser kontrolliert als 2008, aber sie stellen immer noch grosse Risiken dar. Schliesslich ist es als Kunde einer Schweizer Bank nicht unnütz, sich das Engagement der Bank bei internationalen Banken anzusehen, die ihrerseits weniger haften oder weniger Kapital haben.

Dieser Text erschien zuerst auf der französisch-sprachigen Website von Blick.ch.

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