Massive regionale Unterschiede
Schweizer müssen 2023 für Strom und Gas tief in die Tasche greifen

Im Zuge der Energiekrise in Europa dürften die Heiz- und Spritkosten auch in der Schweiz im neuen Jahr hoch bleiben, wenn nicht gar noch weiter ansteigen. Die Stromkosten werden für Haushalte zum Jahreswechsel massiv teurer.
Publiziert: 27.12.2022 um 15:04 Uhr

Für Strom müssen die Schweizer und Schweizerinnen ab dem kommenden Jahr im Durchschnitt 27 Prozent mehr Franken bezahlen. Gemäss den Berechnungen der Eidgenössischen Elektrizitätskommission bezahlt ein durchschnittlicher Vierpersonenhaushalt 2023 knapp 27 Rappen pro Kilowattstunde. Auf das Jahr gerechnet ergibt sich damit eine Stromrechnung von 1215 Franken – 261 Franken mehr als im Vorjahr.

Die Stromkosten können sich regional aber sehr stark unterscheiden. So gibt es Gebiete, in denen sich die Kosten sogar mehr als verdoppeln. Der Berner Netzbetreiber Licht- und Kraftgenossenschaft Richigen verlangt etwa 175 Prozent mehr. Die jährliche Stromrechnung erhöht sich dort gemäss Modellrechnung um rund 2029 auf 3185 Franken im Jahr.

Unsicherheit bei Gas wird anhalten

Der Strommarkt ist hierzulande für Haushalte gesetzlich reguliert. Die Energieversorger können ihre Kosten auf die Kunden umwälzen, können die Stromtarife aber lediglich einmal im Jahr zum Jahreswechsel anpassen. Die neuen Preise für das Folgejahr müssen die rund 630 Unternehmen jeweils bis Ende August der Aufsichtsbehörde melden.

Die Gaspreise werden auch im nächsten Jahr weiter unter Druck sein.
Foto: Keystone
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Auch die Kosten für Gas zum Heizen haben sich deutlich erhöht. Im November lag der Gaspreis laut Bundesamt für Statistik (BFS) im Durchschnitt bei 3562 Franken für 20'000 Kilowattstunden. Ein Jahr zuvor waren es noch lediglich 2128 Franken, und im November 2020 waren es bloss 1882 Franken.

«Trotz einer leichten Beruhigung bleibt die Lage angespannt», sagt Michael Walser von Energie 360 Grad, einer der grössten Gasversorger in der Schweiz, auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Nach wie vor bestehe aber das Risiko einer Gasmangellage in diesem Winter. «Wir müssen auch in nächster Zeit mit volatilen Preisen rechnen.» Und: «Wir gehen heute davon aus, dass diese unsichere Situation auch über den nächsten Winter anhalten wird.» Deshalb sei es momentan extrem schwierig, die weitere Entwicklung der Preise vorauszusagen.

Auch Heizöl und Benzin teurer

Ähnliches Bild auch beim fossilen Energieträger Erdöl: Die Marktnotierungen für die Nordseesorte Brent sind im Frühjahr nach Beginn des Ukraine-Kriegs explodiert. Mittlerweile haben sie sich von diesen Hochs zwar wieder beruhigt, stehen aktuell aber immer noch rund 10 Prozent höher als vor einem Jahr.

Diese Bewegungen haben sich auch auf die Kosten für Heizöl und Treibstoff wie Benzin und Diesel in der Schweiz ausgewirkt. Der Heizölpreis ist hierzulande im November laut BFS-Daten auf rund 140 Franken für 100 Liter angestiegen (bei einer Bezugsmenge von 3000 bis 6000 Litern). Zwei Jahre zuvor waren es noch 63 Franken.

Aktuell ist der Preis gemäss dem Vergleichsportal Heizoel24.ch zwar etwas zurückgegangen, bleibt mit 131 Franken aber auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Bei einer Nachfrage von 3000 Litern – so viel fasst für gewöhnlich ein Heizöltank in der Schweiz.

Autofahrer zahlten an den Tankstellen zudem für Benzin im Durchschnitt 1,92 Franken und für Diesel 2,26 Franken den Liter. Im November 2020 waren es noch 1,39 Franken beziehungsweise 1,50 Franken. Hier dasselbe wie beim Heizöl: Die Preise sind seit November 2022 wieder etwas zurückgekommen, aber immer noch deutlich höher als noch vor zwei Jahren. Gemäss dem Touring Club Schweiz (TCS) sind es aktuell 1,79 Franken für Benzin und 2,08 Franken für Diesel.

Sorgen um Dieselversorgung

Besonders der Dieselpreis ist also stark angezogen. «Der Weltmarkt ist weiterhin von einem spürbaren Dieselmangel geprägt», sagt dazu Thomas Puls vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Die Preise für Mitteldestillate würden an der Energiebörse ICE deutlich über denen für Benzin liegen, was auch für eine weiter anhaltende Knappheit spreche.

«Zwar hat China jetzt seine Produktion hochgefahren, aber das wird wohl für Europa keine spürbaren Auswirkungen haben», sagt der Ökonom. Fielen die Importe russischen Diesels im nächsten Jahr weg, werde es in Europa schwer, diese Mengen zu ersetzen. Zwar seien die Importe aus Saudi-Arabien bereits erhöht worden, aber es zeichne sich ab, dass die Versorgung Europas mit Diesel in den kommenden Monaten herausfordernd wird. (SDA/smt)

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