Machtkampf in der Migros
Die Gewinner und Verlierer bei der Supermarkt AG

Die Migros packt den Umbau an, allerdings eher halbherzig. Die neue Supermarkt AG soll vor allem Kosten einsparen, Stellen könnten abgebaut werden.
Publiziert: 30.06.2023 um 19:04 Uhr
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

So sehen Sieger aus: Peter Diethelm (58) sitzt mit einem verschmitzten Lächeln am Tisch, als er als Chef der neuen Supermarkt AG im Migros-Imperium vorgestellt wird. Zwei Stühle daneben hat Mario Irminger (58) mit eher verkniffenen Gesicht Platz genommen.

Bis Donnerstag galt er als der starke Mann im Migros-Imperium, der Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschaftsbundes (MGB) hatte beim orangen Riesen jahrelang das Sagen. Nun hat Irminger einen starken Konkurrenten an seiner Seite – und die Macht der Genossenschaften ist noch immer nicht gebändigt.

Das Supermarktgeschäft der Migros ist der wichtigste Teil des Dutti-Universums, trägt fast die Hälfte zum Gesamtumsatz bei. «Das Supermarktgeschäft ist der Kern des Kerns der Migros», sagt Migros-Chef Irminger zurecht – und ausgerechnet die Kontrolle über diesen Kern muss er nun abgeben.

Die Konzernzentrale der Migros am Zürcher Limmatplatz: Von hier aus wird die Supermarkt AG das Kerngeschäft der Migros leiten.
Foto: Philippe Rossier
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Dringend notwendig

Immerhin: Die Bündelung der Supermarktaktivitäten ist ein halber Schritt in die richtige Richtung. Kein anderer Detailhändler leistet sich so komplexe Strukturen wie die Migros. Die Migros musste etwas tun, hat in den letzten Jahren kontinuierlich Marktanteile an die Konkurrenz verloren. «Wir waren mit der Marktentwicklung in den letzten Jahren nicht zufrieden», musste Ursula Nold (54) Präsidentin der Migros im Gespräch mit Blick TV eingestehen. «Es braucht Effizienzsteigerungen in der gesamten Wertschöpfungskette.»

Nur: Bis diese Effizienzsteigerungen greifen, wird es dauern. Die Vorarbeiten zur Supermarkt AG beginnen nächste Woche, ab Januar 2024 soll die neue Geschäftseinheit mit rund 700 Mitarbeitenden operativ sein. Der anstehende – kleine – Kulturwandel sorgt für Nervosität in den Gängen des Hauptsitzes, die Transformation wird nicht ohne Reibereien über die Bühne gehen. Stellen könnten abgebaut werden, sagt Irminger.

Doppelspurigkeiten abbauen

Die Migros wird noch eine ganze Weile mit sich selbst beschäftigt sein – während sich rundherum die Welt des Detailhandels immer schneller dreht. Zudem haben die einzelnen Regionalgenossenschaften immer noch sehr viel zu sagen, ihre Macht verteilt sich jetzt einfach hälftig auf die Aufsichtsgremien des MGB und der neuen Supermarkt AG mit dem Kurznamen MSM.

Auch die MSM-Führung kommt aus den Regionen, Diethelm war Chef der Migros Ostschweiz. Das Regionale ist Stärke und Schwäche der Migros zugleich: «Heute gibt es mehrere Doppelspurigkeiten, die Wertschöpfungskette wird deshalb überarbeitet», sagt denn auch der CEO der Supermarkt AG.

Das Ziel der Bündelung der Kräfte: Wieder mehr Geld verdienen. Die Migros peilt für die Supermärkte eine Ebit-Marge von 2,5 Prozent an. Das heisst, von 100 Franken Umsatz sollen unterm Strich 2.50 Franken als Gewinn übrig bleiben. Im Moment ist die Migros ein ganzes Stück davon entfernt.

Kunden können auf tiefere Preise hoffen

Der orange Riese hat nun mit MGB-Chef Irminger eine Art Aussenminister, gegen Innen soll Diethelm für Entschlackung und Kostendisziplin sorgen. Und über allem thront mit Nold die Präsidentin der Verwaltung – eine klare Hierarchie sieht anders aus. Auch wenn Nold betont: «Alle ziehen am gleichen Strick.»

Man muss der Migros die Chance geben, dass der Umbau klappen kann. Andererseits sollte die Chefetage auch bereit sein, wenn es im Gebälk des orangen Riesen weiter knirscht, schnell weitere Anpassungen vorzunehmen.

Was merken die Kunden vom Umbau der Konzernzentrale? Im Idealfall gar nichts, so die Vorstellung von Zentrale und Regionalfürsten. Denn die regionalen Produkte gibt es weiterhin. Wenn alles so klappt wie geplant, könnten die schweizweit in allen Filialen vertriebenen Produkte effizienter beschafft werden. Geht die Rechnung auf, sollten die Kunden den halben Schritt am deutlichsten bei tieferen Preisen spüren.

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