Liquidator Karl Wüthrich zieht Bilanz
«Das Swissair-Mandat ist das Highlight meiner Karriere»

Vor 20 Jahren blieb die Flotte der Swissair am Boden. Das Grounding war perfekt. Der Schaden: milliardenschwer. Die Gläubiger warten zum Teil noch heute auf ihr Geld. Liquidator Karl Wüthrich zieht Bilanz.
Publiziert: 27.09.2021 um 10:30 Uhr

Sie war der Stolz der Nation: die Swissair. Aber am 2. Oktober 2001 blieben die Flieger mit dem Schweizerkreuz am Boden. Die Flotte war gegroundet, das Unternehmen pleite, das Chaos perfekt.

Mit den Folgen dieses Firmendesasters beschäftigt sich Karl Wüthrich (68) bis heute. Er ist der Liquidator der Swissair. «So einen Fall erhält man als Anwalt nur einmal im Leben», sagt er im Interview mit den Zeitungen von «CH Media». «Für mich persönlich ist das Swissair-Mandat das Highlight meiner Karriere.»

Langweilig sei ihm in den letzten 20 Jahren nie geworden. In den diversen Liquidationsverfahren, die er geführt habe, hätten rund 25'000 Gläubiger Forderungen angemeldet. Sie reklamierten 150 Milliarden Franken für sich.

Flotte am Boden: Das Grounding vom 2. Oktober 2001.
Foto: Blick
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Offene Rechnungen

«Nach der Bereinigung der Passiven mussten schliesslich Forderungen von 20 Milliarden Franken von 15’000 Gläubigern anerkannt werden», sagt Wüthrich.

Einige der Gläubiger warten immer noch auf ihr Geld. Sie hätten zwar laufend sogenannte «Abschlagszahlungen» erhalten. Aber das reicht nicht. Noch immer sind Rechnungen in Milliardenhöhe offen. Alleine im grössten Verfahren, jenem der SAirGroup, mussten die Gläubiger auf 8 Milliarden Franken verzichten.

Das Ausschlachten des Flugzeug-Inventars brachte nur wenig ein. Der Ausverkauf beim Geschirr, Besteck, den Trolleys und anderen Gegenständen füllte die Kasse lediglich mit einer Summe von 6 Millionen Franken.

300 Millionen Verfahrenskosten

«Wann die Verfahren der SAirGroup und der Swissair beendet werden können, lässt sich nicht abschätzen», so Wüthrich. Die bisher aufgelaufenen Verfahrenskosten: 300 Millionen Franken.

Immerhin: Das sei «verhältnismässig wenig» im Vergleich zu anderen Liquidationsfällen wie Lehman Brothers, sagt Wüthrich. «Im Übrigen werden diese Kosten durch die während der Liquidationsverfahren generierten Erträge, wie Bankzinsen und Liegenschaftserträge, vollständig gedeckt.»

Einige hundert Ordner fülle das Thema bereits. «Ich werde sie bald zählen müssen, um zu wissen, wie viel Platz ich zur Archivierung für all diese Ordner benötige.» (ise)


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