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Letzte Obikes sind weg
Jetzt fahren die chinesischen Schrott-Velos im Kosovo

Die liederlich zusammengeschraubten Leihvelos von Obike sind in der Schweiz definitiv Geschichte. Ein Händler hat 2000 von ihnen in den Kosovo, in den Irak und in den Libanon verscherbelt.
Publiziert: 12.06.2019 um 16:06 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2021 um 13:35 Uhr
Patrik Berger

Eines morgens standen sie einfach da: Hunderte grau-gelbe Leihvelos von Obike, einem Start-up aus Singapur. Die anfängliche Freude bei Passanten, die sich spontan auf die Räder schwangen und sie ausprobierten, wich schnell grosser Wut. Denn die billigen China-Velos waren schlicht und einfach Schrott. Nicht geeignet für die topographischen Bedingungen in der Schweiz. Und schon gar nicht für die Qualitätsansprüche, die heimische Velofahrer an ihr Gefährt haben.

Bald schon standen und lagen sie demoliert in den Städten herum, achtlos weggeworfen von den Nutzern, die sie per App entsperrt und für ein paar Kilometer benutzt hatten. Einige landeten gar in Seen und Flüssen. Nach kurzer Zeit war die Firma pleite. Die Konkurrenz war finanziell potenter - und vor allem trat sie mit Velos an, die qualitativ auf der Höhe waren.

Billigvelos gehören zum alten Eisen

Die Bikes gehörten also schnell wieder zum alten Eisen. Weg waren sie aber noch nicht. In den Städten mussten sie mühsam eingesammelt werden. In Winterthur Töss lagerten bis vor kurzem 2000 der Schrott-Göppel neben der Autobahn in einem Industriequartier. Unter freiem Himmel.

Monatelang lagerten in Winterthur ZH 2000 Obikes – nun sind sie endlich verkauft.
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Mittlerweile sind auch diese letzten 2000 Leihvelos verschwunden, die für die Schweiz bestimmt waren, wie der «Landbote» berichtet. Ein Jahr lang brachte der Besitzer, der anonym werden will, die Dinger nicht los. 70 Franken wollte er pro Velo haben. Nun hat er endlich einen Käufer gefunden.

Eine Toggenburger Speditionsfima soll die Drahtesel gekauft haben. Der Verkäufer hat sich laut dem Bericht vertraglich zusichern lassen, dass die Dinger ausser Landes geschafft werden. Schon genug Ärger haben sie ihm bereitet. Nun hat es offenbar geklappt.

Mit sechs Lastwagen abgeholt

Sechs Lastwagen haben die Obikes abgeholt. Deren Bestimmungsort: Libanon, Irak und Kosovo. «Was mit den Velos in den drei Ländern passiert, weiss ich nicht», sagt der Transporteur dem «Landboten». Der Verkäufer seinerseits schweigt sich über den Verkaufspreis aus. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass er die geforderten 70 Franken für die billigen Drahtesel erhalten hat.

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