Krallen sich Chinesen die Modekette der verschwiegenen Brenninkmeijer-Sippe?
Was ein C&A-Verkauf für die Schweiz bedeutet

Die Chinesen produzieren schon die meiste Ware, die bei C&A in der Auslage hängt. Schnappen sie sich bald die Textilkette? Sie ist im Besitz der verschwiegenen Brenninkmeijer-Milliardäre aus Holland. Warum wollen sie C&A loswerden?
Publiziert: 16.01.2018 um 18:13 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:00 Uhr
Ulrich Rotzinger

Ziehen die Chinesen bald C&A an? In der Schweiz gehört die Textilkette zu den drei grössten Kleiderverkäufern. Die «Spiegel»-Nachricht vom bevorstehenden Verkauf C&As an chinesische Investoren wirft Fragen auf. 

Worum geht es überhaupt?

Die holländische Eigentümer-Familie Brenninkmeijer verhandelt laut «Spiegel» über einen Verkauf mit Investoren aus China. Die Cofra-Holding, Mutter von C&A, schweigt dazu. Sie liess lediglich mitteilen: «Der andauernde Umbau von C&A beinhaltet auch das Ausloten verschiedener Wege, um in Wachstumsmärkten wie China und im Digitalen Fahrt aufzunehmen.» Und: «Das kann potenziell auch Partnerschaften und andere Arten von zusätzlichen, externen Beteiligungen beinhalten.» 

Cofra-Holding in Zug: Ihr gehört C&A sowie eine Immofirma und eine Beteiligungsgesellschaft.
Foto: ALEXANDRA WEY

In der Schweiz daheim, in Europa zu Hause, in China noch klein.

Der Hauptsitz des C&A-Dachs, die Cofra-Holding, liegt aus Steuergründen in Zug. Mit über 100 Läden in der ganzen Schweiz und einem Umsatz von 431 Millionen Franken gehört die Kette zum Spitzentrio bei der Bekleidung – neben H&M und Manor. Spitzenreiter H&M setzte 2016 hierzulande gut 715 Millionen Franken um. In Europa betreibt C&A mit mehr als 35'000 Mitarbeitern über 1575 Filialen, empfängt täglich mehr als zwei Millionen Kunden. Präsent ist die Kette auch in Brasilien, Mexiko und China. In der Volksrepublik ist die Präsenz mit rund 80 Filialen immer noch klein.

Auch in der Schweiz in fast jeder Stadt vertreten: C&A-Fililale, hier in Winterthur.
Foto: Keystone

Wer steckt hinter C&A?

Gegründet wurde das Unternehmen 1841 von den Brüdern Clemens (1818–1902) und August Brenninkmeijer (1819–1892). Deren Initialen stehen für den heutigen Markennamen. Mittlerweile zählen zum Brenninkmeijer-Familien-Clan, von dem viele in der Schweiz leben, gegen 1000 Personen. Deren gesamtes Vermögen soll sich auf geschätzte 23 Milliarden Franken belaufen. Geredet wird darüber nicht. Verschwiegenheit ist oberstes Gebot der Holländer.

Katholisch, verschwiegen, schwerreich.

So beschreibt das «Manager Magazin» das C&A-Imperium der Brenninkmeijers. Ein Verkauf an die Chinesen wäre ein Traditionsbruch. Die Sippe folge dem Motto «Eintracht macht stark». Ihr Regelwerk heisst Unitas. Dazu gehört laut dem Magazin zum Beispiel, dass alle Entscheider im 68-köpfigen Gesellschafterausschuss «Sneeker Kring» katholisch sein müssen. Was C&A anbelangt, ist die Kette längt kein Standbein mehr des Imperiums. Das Imperium stand auch schon ein paar Mal in der langen Geschichte vor dem Abgrund, konnte aber immer wieder Fuss fassen. Heute sind die Immobilienfirma Redevco und die Beteiligungsgesellschaft Bregal die grossen Standbeine. Zusammen sind sie 21,5 Milliarden Franken wert.

Warum sucht der Clan Investoren für C&A?

Marktführer ist C&A schon lange nicht mehr. Billigketten wie Primark, Kik und H&M sowie Online-Modehäuser wie Zalando setzen die Textilkette massiv unter Druck. Neue Player wie Uniqlo drängen in die Märkte und ziehen den C&A-Läden die jungen Kunden ab.

Warum ausgerechnet Chinesen?

Das meiste, was bei der holländischen Textilkette an der Ladenstange hängt, kommt aus China. Die Strategie chinesischer Investoren lautet: Von der Herstellung bis zum Verkauf – alles aus einer Hand. Zwischenhändler können so umgangen werden. Es fliesst mehr Geld in die eigene Tasche und Konkurrenten im Preis zu unterbieten, fällt so auch einfacher. «C&A hat sich in der chinesischen Textilproduktion als Einkäufer einen Namen gemacht. Die Firma verfügt gerade in Hongkong über ein gutes, etabliertes Netzwerk», sagt Handelsexperte Gerrit Heinemann dem «Spiegel».

Was wird sich bei einem Kauf durch die Chinesen verändern?

Mitarbeiter und Kunden müssen sich vorerst wohl keine Sorgen machen. Auch weil C&A in China bereits bekannt ist. «Es gibt keinen Grund, hinter dieser Investition schlechte Absichten zu vermuten», sagt Bernhard Bartsch von der Bertelsmann-Stiftung zur «Bild».

Wo investiert China in der Schweiz am meisten?

Fernost macht Milliarden locker für Schweizer Firmen. So übernahmen chinesische Investoren beispielsweise den Agrochemiekonzern Syngenta oder den Airline-Caterer Gategroup. Seit über sieben Jahren ist der chinesische Mobilfunkriese Huawei mit Sitz in Dübendorf in der Schweiz ansässig. 2010 übernahm China Petrochemical die Genfer Ölfirma Addax – ein Milliarden-Deal. In chinesischem Besitz sind ebenfalls die Swissmetal-Werke, das Textilgeschäft von OC Oerlikon oder die Uhrenschmiede Eterna.

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