Keine Shoppingtour mit Roche-Milliarden
Novartis macht die Aktionäre glücklich

Statt auf Einkaufsbummel zu gehen, steckt Novartis Milliarden in einen Aktienrückkauf. Anleger jubeln. Analysten hingegen sind skeptisch, ob der Basler Pharmakonzern damit nicht abgehängt wird.
Publiziert: 16.12.2021 um 18:58 Uhr
Sarah Frattaroli

Vas Narasimhan (45) hat ein Luxusproblem. Der Novartis-CEO hat geschätzte 45 Milliarden Franken zur freien Verfügung – ein Grossteil davon aus dem Verkauf der Roche-Beteiligung im Herbst. Doch wohin mit dem vielen Geld? Narasimhan scheint ideenlos. Statt aufstrebende Jungfirmen aufzukaufen, die an neuen Krebstherapien oder der nächsten Generation der RNA-Technologie forschen, kauft er – Novartis-Aktien.

Der Aktienrückkauf über 15 Milliarden Dollar (fast 14 Milliarden Franken) soll den eigenen Aktienkurs stützen. «Das ist enttäuschend. Wie dadurch mehr hauseigene Innovationen ermöglicht werden sollen, ist wenig nachvollziehbar!», gibt Michael Nawrath (58), Pharma-Analyst beim Zürcher Finanzdienstleister Octavian, zu Bedenken.

«Es braucht eben Mut, in die Zukunft zu investieren!»

Gross war schliesslich die Spannung, wo der Basler Pharmakonzern das viele Geld wohl hinstecken würde. «Normalerweise kauft Novartis für rund 10 Milliarden pro Jahr andere Firmen oder Produkte auf», rechnet Pharma-Analyst Stefan Schneider (54) von der Bank Vontobel vor. «Die letzte Akquisition ist fast zwei Jahre her.»

Novartis kauft für 15 Milliarden US-Dollar Aktien zurück.
Foto: AFP
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Die Zeit für einen Zukauf wäre damit reif. Der Novartis-Chef selbst sieht das anders: Alle Firmen auf dem Markt seien überteuert, sagte er jüngst in einem Zeitungsinterview. Analyst Nawrath schüttelt darüber nur den Kopf. «Es braucht eben Mut, in die Zukunft zu investieren! Solche Investitionen haben zu Recht ihren Preis.»

Steht Übernahme kurz bevor?

Langfristig jedenfalls kommt Narasimhan um weitere Zukäufe nicht herum, betont auch Schneider. «Novartis hat in der Vergangenheit mit Zukäufen zu lange gewartet.» Das Ergebnis: Patente für Medikamente laufen über die Jahre ab, die Umsätze brechen ein. Ohne neue Produkte durch Firmenzukäufe lässt sich das Minus kaum ausgleichen.

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Ein Haufen Geld liegt trotz Aktienrückkauf noch auf der Seite, gemäss Schätzungen der Bank Vontobel weitere 30 Milliarden. Möglich also, dass eine Übernahme kurz bevorsteht.

Auch wenn der Aktienrückkauf an Stelle einer Übernahme zögerlich erscheint: An der Börse kommt er – zumindest kurzfristig – gut an. Die Novartis-Aktie gewann am Donnerstag nach Ankündigung des Aktienrückkaufs 5,7 Prozent.

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