«Ich entschuldige mich für die Enttäuschung»
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Urs Rohner an Credit-Suisse-GV:«Ich entschuldige mich für die Enttäuschung»

Emotionaler Urs Rohner zu CS-Debakel
«Mitarbeiter sind verärgert – und ich bin auch wütend»

Die Ära von Urs Rohner ist zu Ende. Die Aktionäre bestätigen António Horta-Osório zum neuen CS-Präsidenten. Rohner äussert sich zu den jüngsten Skandale um die Grossbank: «Ich entschuldige mich für die Enttäuschung».
Publiziert: 30.04.2021 um 07:27 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2021 um 17:17 Uhr
Nicola Imfeld

Jetzt also doch! Stunden vor Beginn der Generalversammlung der Credit Suisse wird bekannt: CS-Verwaltungsrat Andreas Gottschling (54) zieht seine Kandidatur für die Wiederwahl zurück. Damit gehen die Grossaktionäre der Bank als Sieger hervor. Sie haben den Abtritt von Gottschling gefordert.

Gottschling war als Vorsitzender des Risikoausschusses im CS-Verwaltungsrat nach den Debakeln um den Hedgefonds Archegos und die Greensill-Fonds in die Kritik geraten. Der Mathematiker, Finanz- und Wirtschaftswissenschaftler Gottschling, der seit 2017 im CS-Verwaltungsrat sitzt, sollte eigentlich ein Könner sein im Kalkulieren von Risiken. Er schrieb seine Doktorarbeit unter anderem über Spieltheorie und Finanzprognosen.

Vizepräsident Schwan unter Druck

Mit dem Rückzug von Gottschling erübrige sich das Traktandum an der Generalversammlung, teilte die Credit Suisse am Freitagmorgen nur Stunden vor der Veranstaltung mit.

Sein letzter Auftritt: CS-Präsident Urs Rohner.
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In den vergangenen Tagen hatten sich diverse Aktionäre und Aktionärsberater gegen eine Wiederwahl von Gottschling ausgesprochen. So hatten etwa der US-Stimmrechtsberater Glass Lewis, der Stimmrechtsberater Ethos und die Aktionärsvereinigung Actares dazu aufgerufen, Gottschling die Wiederwahl zu verweigern

Wegen des Archegos-Zusammenbruchs hat die CS einen riesigen Verlust erlitten. Die Belastungen im ersten und zweiten Quartal wurden auf insgesamt 5 Milliarden Franken veranschlagt. Neben Gottschling wollen einige Aktionäre am Freitag zudem auch weitere Verwaltungsräte nicht mehr bestätigen, die im Risikoausschuss Einsitz hatten, darunter Vizepräsident Severin Schwan.

Blick berichtet von der Credit-Suisse-GV live ab 10:30 Uhr

CS lässt keinen Skandal aus

Im Sommer 2019 erschüttert die Beschattungsaffäre den Finanzplatz Zürich. Iqbal Khan (45), oberster Vermögensverwalter der Credit Suisse, zofft sich in Herrliberg ZH mit seinem Nachbarn und CS-CEO Tidjane Thiam (58). Khan kündigt und heuert bei Erzrivalin UBS an. Die CS will verhindern, dass er Kunden und Mitarbeiter abwirbt, und lässt ihn überwachen. Doch die Detektive fliegen auf, die Grossbank macht sich zur Lachnummer. Thiam nimmt im Februar 2020 den Hut.

Im Corona-Jahr glänzt die CS als Kreditgeberin für KMU. Doch der Lack ist schnell wieder ab. Erst fliegen der Bank im März die Lieferkettenfonds von Greensill Capital um die Ohren, dann kollabiert der Hedgefonds Archegos. Die CS hat das Risikomanagement nicht im Griff, verliert wegen des Archegos-Debakels 5 Milliarden Franken. Auch für eine CS ein Haufen Geld. Die Risikochefin und der Chef der Investmentbank müssen gehen, weitere Topmanager verlieren ihren Job.

Die Skandale der CS bringen den designierten CS-Präsidenten António Horta-Osório (57) offenbar nicht aus der Ruhe. Er brachte bereits die schlingernde britische Lloyds Bank zurück auf die Landkarte. «Die CS ist sehr gut aufgestellt, im Gegensatz zu Lloyds vor zehn Jahren. Auch die Wirtschaftsaussichten sind positiv», sagt er der «Financial Times». Das sei eine andere Ausgangslage als bei Lloyds, die vor der Eurokrise im Sterben gelegen sei. Christian Kolbe

Im Sommer 2019 erschüttert die Beschattungsaffäre den Finanzplatz Zürich. Iqbal Khan (45), oberster Vermögensverwalter der Credit Suisse, zofft sich in Herrliberg ZH mit seinem Nachbarn und CS-CEO Tidjane Thiam (58). Khan kündigt und heuert bei Erzrivalin UBS an. Die CS will verhindern, dass er Kunden und Mitarbeiter abwirbt, und lässt ihn überwachen. Doch die Detektive fliegen auf, die Grossbank macht sich zur Lachnummer. Thiam nimmt im Februar 2020 den Hut.

Im Corona-Jahr glänzt die CS als Kreditgeberin für KMU. Doch der Lack ist schnell wieder ab. Erst fliegen der Bank im März die Lieferkettenfonds von Greensill Capital um die Ohren, dann kollabiert der Hedgefonds Archegos. Die CS hat das Risikomanagement nicht im Griff, verliert wegen des Archegos-Debakels 5 Milliarden Franken. Auch für eine CS ein Haufen Geld. Die Risikochefin und der Chef der Investmentbank müssen gehen, weitere Topmanager verlieren ihren Job.

Die Skandale der CS bringen den designierten CS-Präsidenten António Horta-Osório (57) offenbar nicht aus der Ruhe. Er brachte bereits die schlingernde britische Lloyds Bank zurück auf die Landkarte. «Die CS ist sehr gut aufgestellt, im Gegensatz zu Lloyds vor zehn Jahren. Auch die Wirtschaftsaussichten sind positiv», sagt er der «Financial Times». Das sei eine andere Ausgangslage als bei Lloyds, die vor der Eurokrise im Sterben gelegen sei. Christian Kolbe

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