Kann das gut gehen?
Volksbanken raten zum Aktienkauf

Wegen Negativzinsen und Sparmentalität – kleinere Banken fordern eine «neue Aktienkultur». Doch vor dem überstürzten Kaufen wird gewarnt.
Publiziert: 10.07.2016 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 04:36 Uhr
Moritz Kaufmann

Die Banken ächzen und keuchen: Ihr Geschäftsmodell ist seit der Einführung von Negativzinsen durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) in Frage gestellt. Vor allem kleinere Volksbanken mit vielen Privatkunden leiden. Die traditionellen Sparer lassen ihr Geld auf dem Konto, auch wenn es kaum Zinsen abwirft. Das soll sich nun ändern: «Früher waren risikolose Renditen noch möglich», sagt Albert Steck (47), Chef für Markt- und Produktanalyse bei der Migros Bank. Aber: «Die alten Zeiten sind vorbei. Wir sind in einer neuen Ära. Wir brauchen eine neue Aktienkultur.»

Das zeige sich an den Staatsanleihen – auch in der Schweiz sind diese mittlerweile über sämtliche Laufzeiten negativ (siehe Grafik). Mit anderen Worten: Wer dem Schweizer Staat Geld leiht, zahlt dafür drauf! Insbesondere an der Schweizer Börse SMI hingegen entwickelten sich die Dividenden positiv.

Die Hypothekarzinsen befinden sich seit Jahren auf Talfahrt.

«Unsere Kunden sind eher konservativ. Aber wir wollen aufzeigen: Wer in Aktien investiert, ist nicht automatisch ein Zocker oder ein Spekulant», sagt Steck, «vor allem, weil wir in der Schweiz hervorragende Aktien haben.»

Vor einem zu schnellen Einstieg ins Börsengeschäft warnt Stefan Heitmann (39), Gründer und CEO von Moneypark. «Es ist nie uneigennützig, wenn die Bank etwas empfiehlt!» Die Banken stünden unter enormem Druck. Sie könnten auf drei Arten reagieren: «Zinsen auf Einlagen senken. Die Hypothekarkunden zur Kasse bitten. Und sie können versuchen, Bankeinlagen zu verkleinern.» Genau das geschieht, sobald Bankkunden ihr Konto in ein Wertschriftendepot umwandeln.

Steck bestätigt, dass die SNB-Politik vielen kleineren Banken auf den Magen schlägt. Nächste Woche veröffentlicht die Migros Bank ihre Halbjahreszahlen. «Die Negativzinsen werden diese belasten.» Ähnlich klingt es bei der Valiant Bank: «Die Zinsmarge ist stark unter Druck, was sich auf das Ergebnis auswirkt.» Auch andere Volksbanken klagen.

Das alles spricht natürlich nicht dagegen, in Aktien zu investieren. Moneypark-CEO Heitmann rät jedoch, diesen Entscheid sauber abzuwägen: «Der Anleger muss in der Lage sein, grosse Schwankungen auszuhalten.» Und er dürfe die Gebühren nicht vergessen. «50 Prozent der Kosten gehen an die Bank für das Halten und Handeln der Aktien.

Albert Steck von der Migros-Bank pflichtet dem bei. Wer in Aktien investieren wolle, müsse langfristig denken: «Über längere Zeit immer wieder ein bisschen einzahlen ist besser, als hüst und hott reinzugehen.» Sonst werde es gefährlich.

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