Inflationsrate über 21 Prozent
Schwache türkische Lira lässt Preise explodieren

Das Leben in der Türkei wird immer teurer. Innert Jahresfrist sind die Preise um über einen Fünftel angestiegen, die Inflationsrate ist so hoch wie seit drei Jahren nicht mehr.
Publiziert: 03.12.2021 um 12:56 Uhr

Die Inflationsrate in der Türkei ist im November angesichts der drastischen Abwertung der Landeswährung Lira über die Marke von 20 Prozent gestiegen. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um 21,31 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Freitag mitteilte. Das ist der höchste Wert seit drei Jahren.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg auf 20,7 Prozent gerechnet, nachdem die Teuerungsrate im Oktober noch knapp unter 20 Prozent gelegen hatte. Die hohe Inflation schmälert die Einkünfte und Ersparnisse der Türken, was viele Haushalte in Bedrängnis bringt.

Teuerung steigt, Lira fällt

Ökonomen erwarten, dass das Ende der Fahnenstange damit noch längst nicht erreicht ist. Im kommenden Jahr könnten demnach Inflationsraten von etwa 30 Prozent erreicht werden. Das wird zum grossen Teil auf die starke Währungsabwertung zurückgeführt, da dadurch Importe wie Medikamente, Öl und andere Rohstoffe teurer im Ausland eingekauft werden müssen.

Setzt auf zu tiefe Zinsen: Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei.
Foto: keystone-sda.ch
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In diesem Jahr hat die türkische Lira rund 47 Prozent an Wert verloren. Das liegt Experten zufolge auch daran, dass die Zentralbank ihren Leitzins auf aktuell 15 Prozent gesenkt hat. Dadurch wird die Lira für Anleger unattraktiver. «Zinsen sind ein Übel, das die Reichen reicher und die Armen ärmer macht», hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan (67) diese Woche den umstrittenen Kurs verteidigt.

Neuer Finanzminister

Erdogan, der immer wieder auf Zinssenkungen dringt, hat zudem drei Notenbankchefs binnen zweieinhalb Jahren verschlissen, was die Glaubwürdigkeit der Währungshüter erschüttert hat. In dieser Woche hat er zudem Finanzminister Lütfi Elvan (59) nach nur rund einem Jahr Amtszeit gegen dessen bisherigen Stellvertreter Nureddin Nebati (57) ausgetauscht.

Letzterer verteidigte den umstrittenen Zinskurs. Es sei «kein Problem», die Zinssätze unter den derzeitigen Marktbedingungen niedrig zu halten, twitterte der neue Finanzminister. (SDA/koh)

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