Industrie
Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff soll wieder gehen

Beim deutschen Traditionskonzern Thyssenkrupp steht erneut ein Wechsel an der Führungsspitze an. Konzernchef Guido Kerkhoff soll nach dem Willen massgeblicher Verwaltungsräte nach etwas mehr als einem Jahr schon wieder gehen.
Publiziert: 25.09.2019 um 00:37 Uhr

Der Personalausschuss des Verwaltungsrates habe dem Aufsichtsgremium empfohlen, mit Kerkhoff Verhandlungen über eine zeitnahe Beendigung seines Konzernchef-Mandates aufzunehmen, wie das Unternehmen am Dienstagabend überraschend in Essen mitteilte. Verwaltungsratschefin Martina Merz solle interimistisch - für eine maximale Dauer von zwölf Monaten - als Chefin in die Geschäftsleitung entsandt werden.

Gründe für den ungewöhnlichen Schritt wurden zunächst nicht genannt. Dem Vernehmen gab es zuletzt auch unterschiedliche strategische Vorstellungen. Das Verwaltungsratspräsidium habe sich neue Führungskräfte gewünscht, hiess es.

Kerkhoff steht erst seit Mitte Juli 2018 an der Spitze des Industriekonzerns. Er hatte eigentlich einen Vertrag bis 30. September 2023. Der einstige Finanzchef sollte Thyssenkrupp nach dem turbulenten Abgang des früheren Konzernchef Heinrich Hiesinger wieder stabilisieren.

Weiter empfahl das Präsidium des Verwaltungsrates, Siegfried Russwurm nach Übernahme des Konzernvorsitzes durch Martina Merz interimistisch zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates zu wählen, wie es hiess. Der Verwaltungsrat werde zeitnah in einer ausserordentlichen Sitzung über die Empfehlungen des Präsidiums und des Personalausschusses beraten.

Thyssenkrupp zählt seit einigen Tagen nicht mehr zu den 30 wertvollsten Börsenunternehmen in Deutschland. Der Essener Industrie- und Stahlkonzern musste wegen seines drastisch gesunkenen Aktienkurses den Dax verlassen. Ersetzt wurde der Traditionskonzern in dem Leitindex durch den Triebwerksbauer MTU.

Thyssenkrupp steckt seit langem in der Krise. Die Finanzdecke ist dünn - auch eine Folge von milliardenschweren Fehlinvestitionen in Stahlwerke in Brasilien und den USA. Die als Befreiungsschlag geplante Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata wurde von der EU untersagt. Kerkhoff sagte daraufhin auch die Aufspaltung des Konzerns in zwei eigenständige Unternehmen ab.

Um Geld in die leeren Kassen zu bekommen, hatte Kerkhoff den Börsengang oder einen Verkauf der profitablen Aufzugssparte geplant. Ihr Wert wird von Analysten deutlich höher eingeschätzt als der des gesamten Konzerns mit seinen weltweit rund 160'000 Mitarbeitern.

Für die Beschäftigten hat der Dax-Abstieg keine direkten Folgen. Sie sind von dem Konzernumbau betroffen, bei dem 6000 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, davon 4000 in Deutschland. Kerkhoff wollte nach früheren Angaben die Chancen nutzen. «Wichtig ist, dass wir den Konzern jetzt neu und profitabler aufstellen, um so das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen», hiess es kürzlich.

(SDA)

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