Impfung kam für ihn zu spät
Moderna-Chef verlor seinen Vater durch Corona

Im Gespräch mit der Zeitung «L'Illustré» erklärt Moderna-Vizepräsident Dan Staner, warum er gegenüber der Schweiz grossen Dank empfindet und wie er seinen Vater trotz Impfstoff an Corona verlor.
Publiziert: 13.02.2022 um 16:43 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2022 um 17:44 Uhr

«Die Schweiz hat mir alles gegeben. Heute will ich etwas zurückgeben», sagt Dan Staner im Gespräch mit der Zeitschrift «L'Illustré». Der gebürtige Rumäne ist 53 Jahre alt, Vizepräsident von Moderna, der Firma, die in der Covid-Krise eine der mRNA-Impfungen auf den Markt gebracht hat.

1980 flieht der Zwölfjährige mit seinen Eltern aus Rumänien, findet im Wallis eine neue Heimat. Diese ist für ihn ein Eldorado: «Ich hatte in Rumänien vielleicht dreimal pro Jahr ein Stückchen Schokolade erhalten. Und nun stand ich da und sah 50 Sorten vor mir.» Doch die Schweiz hat für ihn noch viel mehr als Schokolade parat.

Neuanfang mit 50

Staner lernt schnell Französisch, besucht das Collège und studiert in Lausanne VD. «Wer aus Osteuropa kam, war beseelt davon, rasch einen Beruf zu ergreifen und autonom zu werden.» Er steigt in die Pharmabranche ein, arbeitet 27 Jahre lang für den US-Riesen Eli Lilly, lebt in Genf, Indianapolis (USA) und Dubai.

Dan Staner, Europachef von Moderna, verlor seinen Vater wegen Corona.
Foto: Thomas Meier
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Mit 50 beschliesst er, nochmals ganz etwas Neues zu wagen. Er erzählt «L'Illustré», wie er Kontakt mit seinem Kollegen Stéphane Bancel (49) aufnahm, der die Biotechfirma Moderna gegründet hat. «Ich hege grosse Bewunderung für ihn», so Staner. «Bancel hat eine aussergewöhnliche Energie. Obwohl er Hunderte E-Mails pro Tag bekommt, lässt er nie was liegen, gibt auf jedes SMS eine Antwort. Er ist ein Visionär und schafft es, sein Team immer wieder zu neuen Höchstleistungen zu führen.»

Also steigt Staner Anfang 2020 bei Moderna ein – kurz vor dem Ausbruch der Pandemie. Ein gewagtes Unterfangen: Die Firma hat noch keine grossen Erfolge erzielt, arbeitet aber an einer Zukunftstechnologie. Nun kommt Modernas mRNA-Technologie zum Zug, ermöglicht es, rasch eine Impfung zu entwickeln. «Vom ersten Tag an hat sich mein Leben völlig verändert», so Staner zu «L'Illustré».

Enorme Arbeitslast

Solche Brüche gab es immer wieder in seinem Leben: Die Flucht aus Rumänien oder ein Lawinenunglück, das der damals 27-Jährige nur knapp überlebte. Doch bei Moderna ist der Umbruch anders: Bei seinem Einstieg gab es kaum Angestellte, heute sind es 3000 Mitarbeitende. Staner arbeitet sieben Tage die Woche, mindestens 15 Stunden pro Tag, steigt zum Vizepräsidenten und Europachef auf. Bis es zu viel wird: Staner erleidet 2021 eine Thrombose, muss sich behandeln lassen.

Doch obwohl sein Konzern zur Speerspitze im Kampf gegen Corona gehört, kann der Pharmaboss seinen Vater nicht vor dem Tod durch das Virus retten. Dieser stirbt im März 2021 im Universitätsspital Lausanne. «Die Impfung war damals erst kurz verfügbar, und nicht mal ich als Chef von Moderna konnte für meinen Vater schneller eine Dosis bekommen», so Staner im Gespräch mit «L'Illustré».

Diese Erfahrung habe ihn darin bestärkt, dass die Impfung allen zur Verfügung gestellt werden müsse. «Um das sicherzustellen, haben wir drei Preise: einen für reiche, einen für mittlere und einen für arme Länder.» 70 Millionen Dosen hat Moderna bisher an die internationale Impfallianz Gavi geliefert. 2022 sollen weltweit an die drei Milliarden Dosen hergestellt werden. (koh)

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