Immer weniger Floristik-Lehrlinge
Das Geschäft blüht, die Branche kriselt

Morgen ist Muttertag. Floristen und Floristinnen haben dieser Tage alle Hände voll zu tun. Auch sonst blüht das Geschäft. Aber die Branche steckt in einer Krise, weil die Fachkräfte fehlen.
Publiziert: 07.05.2022 um 14:54 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2022 um 10:27 Uhr
Julia Klavins

Das Blumengeschäft blüht – nicht nur an Festtagen wie dem Muttertag. Während der Pandemie haben Blumen eine wertschätzende Entwicklung erlebt. Anders sieht es für den Beruf aus: Die Floristen fehlen. Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen ein Problem, das blühende Geschäft verleiht ihm in der Floristik allerdings eine neue Dynamik. Das spürt etwa Floristin Priska Trautwein (49). Seit bald 20 Jahren besitzt sie ihr eigenes Blumengeschäft: Blütenblatt in Luzern. Auf ihre aktuell ausgeschriebene Stelle hat sie noch keine einzige Bewerbung erhalten. Aus dem beruflichen Umkreis hört sie überall das Gleiche: Vakante Stellen können nicht besetzt werden.

Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die prekäre Situation. 1989 befanden sich laut dem Bundesamt für Statistik 1513 Lehrlinge in der Ausbildung zum Floristen oder zur Floristin. Im letzten Jahr waren es noch 550. Der Präsident des Floristenverbandes, Paul Fleischli (54), bestätigt den akuten Fachkräftemangel. Als Geschäftsführer der Blumen Krämer AG in Zürich ist auch er betroffen: «Im letzten Jahr konnte ich drei offene Stellen nicht besetzen.» Dies, obwohl er das Stelleninserat sogar in Deutschland und Österreich publizierte.

Der Fachverband handelt

Als Hauptgründe werden die langen, unflexiblen Arbeitszeiten und der tiefe Mindestlohn genannt. Aber nebst dem fehlenden Nachwuchs würden auch immer weniger Geschäfte Floristen ausbilden, erklärt Fleischli. Über die Hälfte der Schweizer Blumengeschäfte sind Einpersonenbetriebe, denen die Ressourcen fehlen, um Lehrlinge auszubilden. Doch auch den Bedürfnissen der Lernenden möchte der Verband entgegenkommen. Diese hätten sich in den letzten 20 Jahren gewandelt, so Fleischli. Deshalb setzt sich der Verband für eine Erhöhung des Mindestlohns ein und möchte die Ausbildung moderner ausrichten. Die erste Prüfung mit dem neuen Curriculum findet 2024 statt.

Geschäftsinhaberin Priska Trautwein ist gelernte Landschaftsgärtnerin und liess sich auf dem zweiten Bildungsweg zur Floristmeisterin ausbilden.
Foto: Priska Trautwein
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Kreative Lösungen

Trotzdem sei der Beruf des Floristen nicht für jedermann, sagt Fleischli: «Für mich persönlich ist es der schönste Beruf, doch er fordert einem körperlich viel ab. Es braucht Passion.» Priska Trautwein stimmt zu: «Mit jedem Kunden wird ein einmaliger Moment geschaffen, der mit einem einmalig gebundenen Strauss auf kreative Weise gekrönt wird.» Kreativ zeigt sie sich auch in der aktuellen Situation. Auf ihr offenes Stelleninserat können sich blumen- und pflanzenaffine Quereinsteiger bewerben. Durch die Übernahme punktueller Aufgaben wie Blumengiessen oder -rüsten werden ihre Fachkräfte immerhin entlastet.

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