Hitzesommer in der Hotellerie
Berghotel statt Sonnenstube

Gross war die Befürchtung bei Schweizer Hoteliers, dass der Inlandtourismus nach der Pandemie wieder einbrechen würde. Passiert ist das Gegenteil.
Publiziert: 10.08.2022 um 10:59 Uhr
Levin Stamm

Eine Reise ans Mittelmeer statt Wandern in den Bergen. Mit diesem Szenario im Kopf fürchteten Hoteliers in der Schweiz den Wegfall der Schweizer Gäste während der Sommerferien. Vor allem jetzt, da die Corona-Krise zumindest vorläufig überstanden scheint und die Grenzen wieder offen sind.

Nun zeigt sich: Das Horror-Szenario ist ausgeblieben. Im Bündnerland gibt sich Ernst «Aschi» Wyrsch (61) zufrieden. Zwar erwartet der Präsident der Bündner Hoteliers einen leichten Rückgang an Übernachtungen gegenüber dem Rekordsommer aus dem Vorjahr. Doch er bestätigt: «Der Anteil inländischer Gäste hat weniger abgenommen als befürchtet.» Vor allem Destinationen, die in der Nacht abkühlen, würden vom Hitzesommer profitieren. In anderen Worten: Je höher gelegen, desto beliebter sind sie bei Schweizer Gästen.

Destinationen in der Höhe profitieren

Auch der Stadthotellerie ist nach über zwei Jahren Trauerstimmung wieder zum Jubeln zumute. «Sie bleibt in diesem Sommer weit über den Erwartungen. Es besteht ein extremer Nachholbedarf nach Städtereisen», sagt Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig (64). Für die Sommermonate erwartet er gar mehr Logiernächte als im gleichen Zeitraum 2019.

«Der Anteil inländischer Gäste hat weniger abgenommen als befürchtet«, weiss Ernst «Aschi» Wyrsch.
Foto: djh
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Weiterhin harzig laufe es dagegen in Regionen, die stark von den noch ausbleibenden chinesischen Touristen abhängig sind, namentlich Interlaken BE und Luzern. Flughafenhotels würden zudem unter dem anhaltenden Flug-Chaos leiden, so Züllig.

Am stärksten dürften die Logiernächte diesen Sommer im Tessin abnehmen. Hier gingen die Logiernächte bereits im ersten Halbjahr um 13,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Das war zu erwarten, schliesslich waren die Corona-Sommer für die Sonnenstube der Schweiz rekordverdächtig. Für Lorenzo Pianezzi (42) kein Grund zum Jammern: «Wir liegen noch immer über den Zahlen von 2019, das stimmt zuversichtlich», sagt der Präsident der Tessiner Hotellerie.

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