Hetze in Walliser Briefkästen
Impfgegner hausieren mit Mord-Vorwurf

Krude Verschwörungstheorien und abstruse Vorstellungen von Impf-Nebenwirkungen: In Oberwalliser Briefkästen landet massenweise Hetze von Impfgegnern.
Publiziert: 09.08.2021 um 15:54 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2021 um 19:23 Uhr

Im Oberwallis kursieren Hetz-Flugblätter. Sie landen in zahlreichen Briefkästen, strotzen vor Rechtschreibfehlern und sind voll von falschen Informationen. Eltern, die ihre Kinder gegen das Coronavirus impfen lassen, werden darin unumwunden als Mörder verunglimpft.

Der «Walliser Bote» berichtet heute über die Hetze. «Hände weg von unseren Kindern», heisst es demnach auf den Flugblättern. Kinder mit einer unerforschten Gentherapie zu impfen, sei versuchter Mord. Ausrufezeichen.

Das ist natürlich Unsinn. Und noch schlimmer sind die abstrusen Theorien über die Nebenwirkungen der Corona-Impfung. Demnach sollen Geimpfte Eigentum der Pharmafirmen sein. Diese hätten aufgrund der Patente nun Verfügungsgewalt über die Geimpften, da das Erbgut verändert worden sei.

Rund um die Corona-Impfung kursieren zahlreiche absurde Theorien, besonders in Zusammenhang mit der Anwendung bei Kindern.
Foto: Keystone
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Zwei Impfstoffe für Jugendliche

«Richtige» Menschen seien die Geimpften auch nicht mehr. Stattdessen «Trans-Menschen», die eigentlich gar keine Rechte mehr hätten. Absoluter Unsinn.

Wer das Flugblatt verfasst hat, ist unklar. Aber es könnte ein Nachspiel haben. Das Verbreiten derartiger Falschinformationen ist justiziabel. Ein Verteilen in die Briefkästen extrem heikel. Ob die Staatsanwaltschaft und die Polizei sich bereits der Sache angenommen haben, ist noch unklar. Eine Antwort auf eine entsprechende Anfrage steht noch aus.

Fakt ist: Swissmedic hat mittlerweile zwei Impfstoffe zur Anwendung bei Jugendlichen ab 12 zugelassen. Es handelt sich dabei um das Vakzin von Moderna und jenes von Biontech. Das von Biontech ist bereits seit Frühsommer im Einsatz.

Impfung ab 12 empfohlen

Die Behörden sprechen eine klare Impfempfehlung aus. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) raten allen Jugendlichen im Alter ab zwölf Jahren zur Spritze.

Eine besondere Empfehlung gibt es für Jugendliche, die wegen einer chronischen Erkrankung stark beeinträchtigt sind und möglichst zusätzliche Infektionen verhindern möchten. Wertvoll sei eine Impfung zudem für alle jene, die mit einer immungeschwächten Person zusammenlebten.

Die Erfahrungen in der Corona-Pandemie hätten zwar gezeigt, dass Kinder und Jugendliche nur ein geringes Risiko hätten, schwer an Covid-19 zu erkranken. Die meisten Infektionen verliefen symptomlos oder mild. Dennoch sollten auch junge Menschen die Möglichkeit erhalten, sich mit einer Impfung zu schützen.

Keine «Killerimpfung»

Entsprechend sieht es auch der leitende Kinderarzt am Spital in Visp VS. «Die Impfung hat auch für junge Menschen klare medizinische Vorteile», sagt er zum «Walliser Bote».

«Ja, die Impfung kann Nebenwirkungen haben», sagt er weiter. Allerdings sei dies bei jeder medizinischen Intervention der Fall. «Nebenwirkungen wie eine Herzmuskelentzündung sind aber sehr selten. Eine ‹Killerimpfung› ist es darum noch lange nicht.» (ise)

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