Heinz Lüthi buchte Business – und landete im Truppentransporter
Mysteriöser Ferienflieger

Eurowings expandiert so aggressiv, dass sie zu wenig eigene Flieger hat. Darum mietet sie Maschinen an – auch von Air Tanker. Diese transportiert normalerweise keine Feriengäste, sondern britische Soldaten.
Publiziert: 06.03.2018 um 19:33 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:05 Uhr
Konrad Staehelin

Weil die Fluggesellschaften Air Berlin und Niki letzten Herbst pleitegegangen sind, musste Heinz Lüthi (62) aus Zürich in einem Truppentransporter der Royal Air Force reisen – und hat davon heute noch Rückenschmerzen. Das kam so: Im vergangenen Oktober buchte Lüthi für sich und seine Frau Marianna (62) für Anfang Februar Resort-Ferien in der Dominikanischen Republik. 

Die Flüge von Zürich via Köln (D) nach Punta Cana buchte Lüthi, dem in Zürich ein Modegeschäft gehört, bei der Airline Eurowings. Diese ist wie die Swiss eine Lufthansa-Tochter. Kategorie für die total vier Flüge: Business. «Ich bin 1,80 Meter gross und 99 Kilogramm schwer. Wenn ich mich stundenlang in einen Economy-Sitz zwängen muss, kriege ich furchtbare Rückenschmerzen. Für mehr Platz zahle ich gerne drauf.» Der Preis für diesen Ferienflug retour: 2300 Franken.

Neun Stunden dauerte der Rückflug von Punta Cana nach Köln für Heinz Lüthi und seine Frau.
Foto: Ringier Infographics

«Es war schrecklich»

Doch Lüthi genoss nur auf drei der vier Flüge Business-Komfort. «Auf dem Rückflug von Punta Cana nach Köln quetschten sie uns in eine sehr eng bestuhlte Maschine, die nur Holzklasse hatte. Mir tat schon nach wenigen Minuten alles weh. Es war schrecklich.»

Keine Lackierung: Die Air-Tanker-Maschine.
Foto: ALEJANDRO ALVAREZ
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Da war noch alles gut: Heinz Lüthi am Karibikstrand.
Foto: Zvg

Der Flieger vom Typ Airbus A330-200 hatte keine Eurowings-Lackierung, sondern war nur weiss. Eine Internet-Recherche zeigt: Die Maschine hat 323 Sitze, 50 mehr als der gleiche Fliegertyp von Brussels Airlines, einer anderen Swiss-Schwester. Kein Wunder, wurde es eng.

Die Kennung der Sardinenbüchse: G-VYGL. Sie gehört nicht Eurowings, sondern der britischen Firma Air Tanker. Das tönt martialisch und ist es auch: Air Tanker arbeitet vor allem für die britischen Luftstreitkräfte, die Royal Air Force.

Einerseits stellt das Unternehmen Tankflugzeuge, die Kampfjets in der Luft über Schläuche volltanken. Andererseits transportiert Air Tanker britische Truppen durch die ganze Welt. Die spektakulärste Route – für die auch Normalos Plätze buchen können – führt über die winzige Ascension-Insel im Südatlantik auf die Falkland-Inseln. Das britische Militär ist am Schauplatz des Falkland-Krieges mit Argentinien von 1982 immer noch mit über 1000 Mann vertreten.

Das Kerngeschäft von Air Tanker: Eine Maschine der Firma betankt zwei Kampfjets in der Luft.
Foto: AirTanker

Airline entschuldigt sich erst spät

Wenn die Streitkräfte die Dienste von Air Tanker jedoch nicht voll beanspruchen, vermietet die Firma ihre Flugzeuge auch an normale Fluggesellschaften. Inklusive Crew. «Die Besatzung konnte nur Englisch, der Pilot hat kein Wort an die Passagiere gerichtet», erzählt Lüthi. «Während neun Stunden Flug servierte man uns nur ein kleines, trauriges Sandwich.»

Warum tut Eurowings so etwas? Man will die gewinnträchtige Lücke schliessen, welche die Pleite-Airlines Niki und Air Berlin hinterlassen haben, hat aber nicht genug eigene Maschinen dafür und muss welche mieten. «Wir versuchen, Flugplan- und Fluggerät-Änderungen zu vermeiden, allerdings ist das leider nicht immer möglich», hat sich eine Kundendienstmitarbeiterin mittlerweile bei Lüthi entschuldigt. Und versprochen, ihm einen Teil der Flugkosten zurückzuzahlen. «Aber erst, nachdem ich zehn Mal reklamiert habe», schimpft Lüthi.

Eine Eurowings-Sprecherin schreibt ausserdem auf Anfrage: «Selbstverständlich arbeiten wir mit Hochdruck daran, Produkt und Flugzeuglackierung schnellstmöglich einheitlich auf Eurowings umzustellen.»

Der Mietvertrag mit Air Tanker sollte ursprünglich am 8. März enden. Ein Blick auf die Buchungsplattform von Eurowings zeigt aber, dass der Truppentransporter noch bis Ende März in die Dominikanische Republik fliegen wird. Und noch so manchen Ferienstart und -schluss vergällen könnte.

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