Hat er Gelder der insolventen Airline veruntreut?
Air-Berlin-Gründer unter Verdacht

Laut einem Gutachten soll Joachim Hunold – einst CEO und heute Verwaltungsrat von Air Berlin – Gelder veruntreut haben. Er soll unter anderem Geschäftsflieger für Privatreisen genutzt und eine Eigentumswohnung an die Airline vermietet haben.
Publiziert: 23.10.2017 um 21:03 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:19 Uhr
Vinzenz Greiner

Air Berlin ist am Boden. Wortwörtlich. Am vergangenen Donnerstag hat der isländische Flughafen Keflavik eine Maschine der insolventen Airline gegroundet – wegen unbezahlter Rechnungen, die noch vor der Insolvenz angefallen sein sollen. Noch immer steht der Jet auf der Insel. Air Berlin bezeichnet dies gegenüber dem «Tagesspiegel» als «klar rechtswidrig».

Während heute in Deutschland die Regierungen von Bund und Ländern mit den Standorten der Airline über eine Transfergesellschaft für 4000 Air-Berlin-Mitarbeiter beraten, tauchen weitere Rechtswidrigkeiten auf. Begangen haben soll sie ausgerechnet der Gründer und einstige CEO von Air Berlin, Joachim Hunold (68).

Geschäftsflieger für Privatreisen genutzt?

Mehrfach liege der Verdacht der Untreue vor, heisst es in einem Untersuchungsbericht der Rechtsberatung PWC Legal mit dem Titel «Mögliche strafbare Handlungen des ehemaligen Chief Executive Officers Joachim Hunold». Laut dem Gutachten von 2012, aus dem die «Bild am Sonntag» zitiert, soll Hunold zwischen 2004 und 2011 Geschäftsflieger genutzt haben. Kostenpunkt: 1,7 Millionen Euro.

Joachim Hunold will am Freitag in der ersten Reihe des letzten Air-Berlin-Flugs sitzen. Nun werden Vorwürfe laut, der Verwaltungsrat habe einst als CEO Gelder veruntreut.
Foto: Michael Sohn

PWC Legal hegt den Verdacht, Hunold habe einige der Flüge für Privatreisen auf die Insel Sylt genutzt, wo er eine Ferienwohnung besitzen soll. Ausserdem soll er, wie die «Bild am Sonntag» mit Bezug auf den Bericht schreibt, Zehntausende Euro von Air Berlin an einen Karnevalsverein gespendet und eine Wohnung, die ihm gehörte, an die Airline vermietet haben («Geschäftsführer-Miete»). Zudem soll die Airline Hunold einen Pay-TV-Anschluss bezahlt haben.

Hunold will in der letzten Air-Berlin-Maschine mitfliegen

Der Bericht empfahl weitere Ermittlungen. Die wurden bisher aber nicht eingeleitet, der Bericht versandete offenbar im Verwaltungsrat, in dem Hunold selbst seit 2006 sitzt. Ein Air-Berlin-Sprecher sagte nun der «Bild am Sonntag», sämtliche Vorgänge der Vergangenheit würden im Zuge des Insolvenzverfahrens aufgearbeitet.

Muss Hunold nun zittern? Er scheint es gelassen zu nehmen. Wie der «Tagesspiegel» schreibt, wird er wohl in der letzten Maschine mit einer Air-Berlin-Flugnummer mitfliegen. Die startet am Freitag von München nach Berlin-Tegel. Hunold soll in der ersten Reihe sitzen.

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