Häfen überlastet – zu wenig Schiffteams und Container
Stehen die weltweiten Lieferketten vor dem Kollaps?

Handel und Industrie ächzen unter Nachschubmangel - ob Autos, Baustoffe, Dünger oder Stahl. Ein schnelles Ende der Probleme in der Schifffahrt ist laut Allianz nicht in Sicht.
Publiziert: 10.05.2022 um 08:30 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2022 um 15:20 Uhr

Wegen der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg sind die grossen internationalen Handelshäfen derzeit rund um den Globus überlastet, berichtet der zur Allianz gehörende Industrieversicherer AGCS.

Der Krieg hat die von der Pandemie verursachten Lieferprobleme, die Überlastung der Häfen und auch die Probleme bei der Rekrutierung von Schiffsteams weiter verschärft, wie die Fachleute in der neuen Ausgabe ihrer jährlichen Analyse der Schifffahrtsrisiken schreiben.

Allein im weltgrössten Hafen Shanghai könnte eine Rückkehr zum Normalbetrieb nach dem derzeit noch andauernden Lockdown Monate dauern, wie AGCS-Risikoberater Anastasios Leonburg sagt. «Ich denke, dass das in naher Zukunft nicht einfach schnell gelöst ist.»

Die Häfen weltweit sind völlig überlastet.
Foto: keystone-sda.ch
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Der Shanghai-Lockdown lässt zahlreiche Produkte wie Nutella, Staubsauger oder iPhones knapp werden.

Chinas Pandemie-Politik wird zum grossen Problem

Eine Prognose sei schwierig, da das sowohl von den Massnahmen der chinesischen Behörden als auch der Entwicklung der Pandemie in China abhänge.

Die Frachtkapazitäten in der Handelsschifffahrt sind nach Einschätzung der Allianz insgesamt zu knapp. Deswegen hätten grosse internationale Reedereien 7,5 Millionen neue Container bestellt. Man müsse wesentlich mehr Container bauen.

Abgesehen von den Lieferproblemen sehen die Fachleute weitere Risiken auf die Schifffahrt zukommen, grossteils technischer Natur. Zwar habe sich die Zahl der Totalverluste im Laufe der vergangenen zehn Jahre mehr als halbiert, sagte Justus Heinrich, Leiter der AGCS-Schiffsversicherung in Mitteleuropa.

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Deutlich weniger Schiffe gesunken

2012 gab es demnach noch 127 gesunkene oder irreparabel beschädigte Schiffe, im vergangenen Jahr nur noch 54. Doch da Containerschiffe immer grösser werden, finden sie bei Bränden an Bord häufig keinen Hafen mehr, den sie anlaufen können.

In etwa fünf Prozent der weltweit verschifften Container werden nach AGCS-Schätzung heimlich nicht deklarierte Gefahrengüter transportiert. In den vergangenen fünf Jahren brachen demnach über 70 Brände auf Containerschiffen aus.

Die Reeder betonten aber auch, dass die Schifffahrt immer sicherer werde. «Obwohl es immer mehr Handelsschiffe gibt und obwohl es auch immer mehr sehr grosse Containerschiffe gibt, nimmt die Zahl der schweren Unfälle seit Jahren kontinuierlich ab», sagte Hauptgeschäftsführer Martin Kröger. (SDA)

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