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Gläubiger glauben nicht an Credit Suisse
50 Milliarden und noch immer kein Vertrauen

Wieder ein turbulenter Tag für die CS: An der Börse ist das Vertrauen am Donnerstag vorübergehend zurück, doch die Gläubiger und die Kunden bleiben auch nach der 50-Milliarden-Franken-Finanzspritze der Nationalbank skeptisch.
Publiziert: 17.03.2023 um 00:47 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2023 um 07:03 Uhr
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Der Nebel hat sich langsam verzogen, die Sicht auf einen hektischen Tag für den Finanzplatz wird klarer. Doch es bleiben auch noch viele Fragezeichen. Zum Beispiel die Frage, wie viel vom 50-Milliarden-Franken-Kredit der Nationalbank die Credit Suisse bereits bezogen hat – und wie lange dieses Geld reichen wird, um die Hektik rund um die Schweizer Grossbank etwas zu dämpfen. Und ob das Vertrauen – die mit Abstand wichtigste Währung für eine Bank – der Kunden, der Anleger und der anderen Banken wieder zurückkehrt.

Klar ist: Am Aktienmarkt hat die 50-Milliarden-Franken-Finanzspritze verfangen, die Anleger greifen bei der CS-Aktie zu. Doch die Anfangseuphorie ist schnell verflogen, von den 33 Prozent Plus in den ersten Handelsminuten bleibt bis am Donnerstagabend ein Kursprung von knapp 20 Prozent übrig. Immerhin schafft es die Aktie, sich mit einem Schlusskurs von 2.02 Franken minim über der Marke von 2 Franken pro CS-Titel zu halten.

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Verschnaufpause für die CS

Die Sorgen um die Aktionäre ist die CS für den Moment los. Allerdings ist zu hören, dass die Kunden nach wie vor die Bank verliessen, der Geldabfluss nach wie vor nicht gestoppt sei. Und eben auch nur wenige Kunden neu zur Bank kommen – wenn überhaupt.

Die SNB stellt für die Credit Suisse 50 Milliarden Franken parat.
Foto: Getty Images
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So wie es aussieht, wird die CS das Geld der Nationalbank rasch beziehen, auch um die «wahrscheinlich bedeutenden Abflüsse an Kundeneinlagen» überhaupt stemmen zu können, erklärt Bankenprofessor Teodoro Cocca (51) von der Universität Linz gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Immerhin scheint sich die Bank eine Verschnaufpause verschafft zu haben. Bankenexperte Peter V. Kunz (57) sagt zu Blick TV: «Die 50 Milliarden sollten eine Zeit lang reichen. Sollte wirklich eine Notsituation eintreten, könnte die Nationalbank diesen Betrag ohne weiteres erhöhen.»

Banken vertrauen CS nicht

Doch Cocca spricht noch ein anderes Problem der Bank an: Die Credit Suisse habe wohl am Markt nicht mehr genügend Liquidität beschaffen können, weil ihr die anderen Banken nicht mehr trauten, sagt der Bankenexperte. Und das scheint sich nicht wirklich gebessert zu haben. Die Prämien für Versicherungen gegen das Kreditausfallrisiko der CS – die sogenannten CDS – sind immer noch in schwindelerregenden Höhen. Zehnmal höher als zum Beispiel bei der UBS.

Das zeigt das nach wie vor ungelöste Kernproblem der Bank: Woher kommen die künftigen Gewinne, um eben auch all die Verbindlichkeiten der Bank bedienen zu können. Die anderen Banken schauen immer noch mit Argwohn auf das künftige Geschäftsmodell ihrer Konkurrentin Credit Suisse.

Ein weiter Weg

Es ist richtig: Die Finanzspritze für die CS lässt sich nicht mit der Rettung der UBS vergleichen. Vor allem deswegen nicht, weil die UBS bei ihrer Gesundung vom Aufschwung nach der Finanzkrise profitierte. Die CS dagegen muss sich in ungleich schwierigeren Zeiten neu aufstellen.

Fazit eines turbulenten Tages für die Credit Suisse: Die Anleger haben vorübergehend ein Einsehen, die Kunden bleiben skeptisch, und die Gläubiger trauen der Bank immer noch nicht so richtig über den Weg. Die Notoperation ist zwar gelungen, der Patient aber noch lange nicht auf dem Weg der Besserung.

«Positiv, dass ein gewisses Vertrauen zurückgekommen ist»
2:06
Bankenexperte Peter V. Kunz:«Positiv, dass ein gewisses Vertrauen zurückgekommen ist»
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